Eine LiebeserklĂ€rung an ein groĂartige Kamera
Dieses Wochenende hatte ich wieder mal Gelegenheit meine gute alte Bridge-Kamera, eine Sony RX10 intensiver einzusetzen. Seit 2013 hat sich der Kameramarkt und die Kameratechnik gewaltig verĂ€ndert und damit sind 8 Jahre Nutzung einer Kamera schon eine bemerkenswerte Leistung fĂŒr ein Produkt.

Sony gegen den Rest der DSLR-Welt
Vor sechs Jahren kam Sony mit der ersten Alpha 7 auf den Markt. Eine spiegellose Systemkamera mit Kleinbildformat-Sensor, die vom Markt mit gemischten GefĂŒhlen aufgenommen wurde. Galt doch damals die Digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) als die Königsklasse unter den Kamera-Modellen. Der konkurrenzlos helle Sucher, der alle Details ohne Zeitverzögerung anzeigte, war ein Vorteil gegenĂŒber den damals in der Sony Alpha 7 verbauten Displays. AuĂerdem galt natĂŒrlich die ausgereifte DSLR-Technik mit dem Kleinbildformat-Sensor als einzige ernsthafte Möglichkeit, die professionelle Fotographen im Einsatz hatten.
AuĂerdem hatte Sony natĂŒrlich nur ein kleines Set von professionellen Objektiven („Glas“), die gegenĂŒber dem groĂen Angebot von Canon und Nikon nicht mithalten konnten.
Aber heimlich still und leise haben die spiegellosen Systemkameras von Sony und anderen Anbietern Verbesserungen erhalten und sind heute bezĂŒglich QualitĂ€t und Leistung mit den DSLR-Platzhirschen von Canon und Nikon gleichgezogen. Der Markt der sogenannten Mirrorless Cameras entwickelt sich viel dynamischer und deshalb sind einige dieser Kameras leistungsmĂ€Ăig bereits an den DSLRs vorbeigezogen.
Sony zĂ€hlt heute zu den besten und innovativsten Sensor-Anbietern und beliefert auch Nikon und andere Firmen, wie z.B. Panasonic. Sony hat nunmehr die vierte Generation der Alpha 7 auf den Markt gebracht. AuĂerdem gibt es fĂŒr Spezialaufnahmesituationen auch R- und S-Versionen. Die Auswahl an hochklassigen Objektiven ist mittlerweile vergleichbar.

Diesem Trend konnten sich auch Canon und Nikon nicht lĂ€nger verweigern und haben schlieĂlich 2018 ihre ersten Generationen von spiegellosen Kameras auf den Markt gebracht, die allerdings nur halbherzig konzipiert wurden, damit sie die hauseigenen DSLR-Modelle nicht kanibalisieren. Und jetzt erleben diese beiden Firmen, daĂ sie aufholen mĂŒssen, da sie nun auch ein gutes Arsenal von hochwertigen Objektiven im neuen Format auf den Markt bringen mĂŒssen.
Kompaktkameras mit SensorgröĂen unter 1″ sind fast vollstĂ€ndig vom Markt verschwunden, da sie durch mittlerweile leistungsfĂ€higere Smartphone-Kameras obsolet gemacht worden sind. In diesen Smartphones werden sehr kleine Sensoren mit manchmal mehreren Kamera-Objektiven verarbeitet und sind omniprĂ€sent, da jeder heutzutage ein Smartphone mit sich herumtrĂ€gt.
Die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat
Alte Fotographen-Weisheit
Micro Four Third- und APS-Kameras sind immer noch am Markt, aber die ganze Aufmerksamkeit konzentriert sich heute auf die spiegellosen Kameras mit Kleinbildformat-Sensoren und Updates der DSLRs der einzelnen Hersteller. Auch kĂŒndigen sich als Trend von 2019 relativ kompakte Kameras mit Mittelformat-SensorgröĂen an.
Bridge-Kamera mit 1â-Sensor
Auch das Segment der Bridge-Kameras mit 1″-Sensoren ist ĂŒber die letzten Jahre kontinuierlich weitergepflegt worden. Sony hat mittlerweile die 4. Iteration der RX10 auf den Markt gebracht. Panasonic ist der groĂe Konkurrent in dem Segment – interessanterweise beliefert mit Sensoren von Sony. Panasonic hat sich einen exzellenten Namen gerade im Video-Bereich erarbeitet.
Die neuesten Weiterentwicklungen bei der Sony RX10 beinhalten eine groĂartige Verbesserung der Fokussierung und natĂŒrlich auch ein erweitertes Brennweitenspektrum. Das letztere allerdings auf Kosten der gröĂten Offenblende im lĂ€ngeren Brennweitenbereich. AuĂerdem sind die Kameras wegen der aufwĂ€ndigeren Optik gröĂer und schwerer geworden. Ich hatte mal die Gelegenheit eine RX10 Mk III in HĂ€nden zu halten und empfand das zusĂ€tzliche Gewicht als unangenehm. AuĂerdem ist die Connectivity mit der AuĂenwelt stark verbessert worden und man kann mittlerweile Apps von den Anbietern nachtrĂ€glich auf die Kameras installieren und nutzen. Das hat allerdings seinen Preis. Wortwörtlich sind die Kameras ĂŒber 50% teurer geworden.
Social Media-Anbindung?
Was allerdings die groĂen Kamerahersteller nicht verstanden haben ist die Einbindung ihrer Kameramodelle in das soziale Leben ihrer Benutzer. Dies ist das gröĂte VersĂ€umnis, welches bedeutet, daĂ diese Kameras immer weniger relevant fĂŒr Consumer sind, und deshalb nur noch im Prosumer- oder Professional-Markt mit Erfolg verkauft werden. Die StĂŒckzahlen sind deshalb immer weiter zurĂŒckgegangen und mittlerweile wird darĂŒber debattiert, ob dieser Markt nicht bald kollabiert und Nikon vielleicht bankrott geht.

Auch erlebt man die rasanten Fortschritte bei den Smartphone-Kameras, die mit intelligenten Algorithmen die Kameras und die Ergebnisse immer weiter verbessern. Es ist schon erstaunlich, welche QualitĂ€t mittlerweile mit KĂŒnstlicher Intelligenz errechnet und erreicht wird. Die BedienoberflĂ€chen sind wegen Touchscreens groĂartig gestaltet und unterstĂŒtzen bei der Aufnahme. AuĂerdem sind die Ergebnisse auf komfortabelste Art und Weise weiterzuverarbeiten und mit der Welt zu teilen.
All das fehlt den Kameras der groĂen Hersteller. NatĂŒrlich ist die BildqualitĂ€t dieser Kameras wegen der gröĂeren Sensoren und der besseren Optik besser und dies wird auch weiterhin so bleiben. Eventuell ist auch die Erfahrung der Hersteller ein wichtiger Faktor, der zu groĂartigen Ergebnisse fĂŒhrt, wie dies z.B. bei Leica-Kameras der Fall ist.
Ich selbst habe ĂŒber die Jahre die Erfahrung gemacht, daĂ die immer besseren iPhone-Kameras (und ihre kreative Verarbeitung von Bildern und Videos) letztendlich die groĂe Sony RX10 in vielen FĂ€llen obsolet macht. Selbst PortrĂ€t-Fotographie machen wir heutzutage in hoher QualitĂ€t mit den Smartphones. Obwohl der Bokeh-Effekt einfach nur intelligent berechnet ist und nicht auf optischen Eigenschaften von Blende, Brennweite und SensorgröĂe zurĂŒckzufĂŒhren ist. Live Photos, Selfies, Panoramas, Zeitraffer und Slow Motion-Effekte werden von den Smartphones zusĂ€tzlich geliefert. 4K Videos mit 60FPS sind heutzutage fast Standard, wĂ€hrend meine Sony RX10 maximal Full HD mit 30FPS zustande bringt. Die regelmĂ€Ăigen Updates, die Apple veröffentlicht, liefern auch immer neue FunktionalitĂ€ten mit. Meine Sony RX10 hat wĂ€hrend dieser 8 Jahre nur einmal ein Update erhalten. Auch diese FlexibilitĂ€t zeichnet die Smartphones aus, wĂ€hrend die Kamerahersteller Innovationen nur mit neuen GerĂ€tegenerationen alle paar Jahre herausbringen.
Es gibt heutzutage nur wenige Gelegenheiten, wo eine groĂe Bridge-Kamera noch Vorteile liefert. Das sind Zoom-Aufnahmen, wo ein optischer Zoom benötigt wird, ohne den die BildqualitĂ€t nicht erreicht werden kann. Das sind Low-Light Aufnahmen, die nur mit der besseren LichtstĂ€rke dieser Kameras möglich sind. Und natĂŒrlich in Kombination mit einem guten Aufsatzblitz, der stĂ€rker ist als die eingebauten Aufhellblitze in den Smartphones.
RX10 ist ideal fĂŒr âŠ?
FĂŒr diese Zwecke ist meine Sony RX10 optimal geeignet:
- Eine Teleaufnahme des entfernt auf einem Berg liegenden Hotel Petersberg
- Gruppenaufnahmen in einem nicht sehr hellen Treppenaufgang und einer Weitwinkel-Optik, die in Kombination mit 20 Megapixeln viele Details liefern
- Stimmungsvolle Bilder von schön beleuchteten GebÀuden in der DÀmmerung oder Dunkelheit aus der Hand geschossen
- Langzeitbelichtungen vom Stativ aus
- Partyaufnahmen unter schwierigsten LichtverhÀltnissen und mit viel Bewegung dank des leistungsfÀhigen eingebauten Blitzes
- Filmaufnahmen bei geringem Licht vom Stativ aus. Dabei entstehen wirklich Videos von hoher QualitĂ€t, wie ich das bei einem Einsatz im Gloria-Theater als Kameramann erlebt habe. TatsĂ€chlich war die QualitĂ€t meines Filmmaterials dem der (noch Ă€lteren) Spezialkameras ĂŒberlegen, die die Kollegen dort einsetzten.
Bei diesen Spezialaufgaben ist meine Sony RX10 immer noch unschlagbar. Hilfreich ist es natĂŒrlich, wenn man die Leistungen und die Möglichkeiten der Kamera sehr gut kennt und diese auch einzusetzen weiĂ. DafĂŒr muĂ man ĂŒber die Jahre Erfahrung mit dieser Kamera gesammelt haben. Ich bin froh, daĂ ich so ein groĂartiges Werkzeug habe, welches auch heute noch seine StĂ€rken gekonnt ausspielen kann.
Karriere als Video-Blogger
Ich habe die Nutzungsmöglichkeit dieser Kamera jetzt auch noch erweitert, indem ich sie als meine Video-Blogging Kamera einsetzen werde. DafĂŒr muĂte ich allerdings einige doch vorhandene SchwĂ€chen der Kamera beheben. Dies beinhaltete einen Aufsatzmonitor mit AnschluĂ an den vorhandenen HDMI-Ausgang, so daĂ ich den Bildausschnitt einschĂ€tzen kann. Und ein Ansteckmikrophon an den Mikrophon-Eingang der Kamera fĂŒr eine bessere akustische Aufnahme.

Der hohe Preis der Kamera vor vielen Jahren hat sich fĂŒr mich schon mehrfach bezahlt gemacht. Ich habe nie bereut, daĂ ich eine Kamera mit einer fixen Linse gekauft habe, da der Zoom-Bereich von 24mm bis 200mm bei gröĂter Offenblende 2,8 und die optische Leistung fĂŒr mich ausreichend sind. Die Kamera ist robust gebaut und hat bereits mehrere StĂŒrze und SchlĂ€ge schadlos (bis auf kosmetische Macken) ĂŒberstanden. Fehlbelichtungen und unscharfe Bilder sind selten. Ich muĂ allerdings zugeben, daĂ die Fokussierung mit dieser Kamera lĂ€nger dauert als mit den neuen Generationen der RX10. Man sollte nicht versuchen eine Folie auf dem Display wieder abzuziehen, da man dann die Beschichtung auf dem Display zerstört. Das sieht dann schon sehr unschön aus.
Vielen Dank, Sony, fĂŒr diese groĂartige Kamera. Ein Traum ist Wirklichkeit geworden.