High End 2013 in München – ein Messebericht

Wie angekündigt habe ich mich auf den Weg nach München zur High End 2013 gemacht. Mit vielen Bayern Fans gemeinsam auf der Autobahn ließ ich die Allianz-Arena rechts an mir vorbeiziehen und kam dann am M.O.C an. Sehr repräsentative Messegebäude und eine gut organisierte Tiefgarage. Trockenen Fusses kam ich zum Messebüro und bekam die schon positive Stimmung von anderen Besuchern mit. Ausnahmsweise gönnte ich mir mal für 12 Euro das Ausstellungsbuch und dann ging es in Messehalle 3.
Project mit seinen Plattenspielern direkt am Eingang und links der große Stand von Cambridge Audio. Interessant zu sehen war, daß es bald wieder eine Vor-/Endstufenkombination auf Basis des 851a geben wird.
Einige positive Punkte aus den Hallen 3 und 4 waren die unterschiedlichen Musikverlage, die mit ihren Katalogen vertreten waren. Auch die Verlage und Zeitschriften, wie z.B. Stereo waren da. Dort habe ich mir den Stereo-Workshoptermin für 15 Uhr bei Elac vorgemerkt. Nach ca. zwei Stunden durch die Hallen 3 und 4 hatte ich ein wenig die Lust verloren, da ich diese Form der Präsentation nicht sonderlich mag. Ich hatte auf Hörräume gehofft und spektakuläre Anlagen. Musik überall.
Im HiFi-Himmel
Aus dem Messekatalog habe ich dann erfahren, daß man in die Etagen 1 und 2 über den Hallen 3 und 4 gehen muss und dann öffnete sich der Blick in den freien Himmel. Ja, so hatte ich das auf den Fotos und Videos während meiner Vorbereitung auf diese Messe gesehen. Und dann ging es los. Hier meine kurze Zusammenstellung meiner Beobachtungen des Tages.
Apples überall
Unglaublich viele MacBook Pros auf vielen Ständen dienten als Musikserver. Dazu iPads und iPad minis steuerten den einfachen Zugriff auf die gespeicherte Musik.
Astell & Kern
Ich habe mir den Player angeschaut, weil ich mal wissen wollte, wie sich ein Player anfühlt, der nicht nur Hochbit, sondern auch Hochpreisleistungen bringen soll. Das Benutzerinterface (Screen-Bedienung) ist leider sehr zögerlich und ist überhaut kein Vergleich zu der Schnelligkeit von Smartphones. Da haben die Hersteller noch viel zu lernen und auch zu liefern.
Elac
Elac war mein erster Hörtest. Sie zeigten ihre kleinen dynamischen Komponenten. Ein 2.1-System mit beeindruckendem Bass aus einem winzigen Subwoofer. Die BS 312: Alu-Gehäuse und sehr kompakt. Aber leider dünn ohne Grundton, gute Ortbarkeit. Vielleicht wegen der Scheibe, die ungedämpft im Hintergrund der Boxen war.
Quadral
Kurz hereingeschaut, als Massen von Menschen zu einer Musikpräsentation mit ihren mächtigen Boxenkonstruktionen anwesend waren. Aber: halliger und unausgewogener, fast topfiger Klang. Sofort wieder raus.
Musical Fidelity
Geiler und voller Ton. Sympathisch, da normale Lautsprecherkabel verbaut wurden und an die Triangle-Lautsprecher angeschlossen waren. Da habe ich einen der Firmenvertreter wegen der Boxen angesprochen und den Boxennamen englisch ausgesprochen. Da wurde mir doch dezent mitgeteilt, daß man die Boxen französisch ausspricht 😉 Der Klang war bis jetzt das Beste, was ich auf dieser Messe gehört habe.
Naim und Focal
Brutale Electro-Power pur, zweitgrösste Focalbox, Stella Utopia EM war im Hörraum aufgebaut. Ausgewogener und voller Klang, leider zu laut eingestellt, dazu ein unglaublicher Naim-Gerätepark, nur die Top-Geräte, alle mit eigener Stromversorgung. Interessante Moderation und Präsentation. Hat mir persönlich gut gefallen.
Marantz und Denon
Streaming und AV pur. Unspektakuläre iq-Boxen, Mega Denon AV-Receiver im Einsatz. Der Zugriff auf das Musik- und Film-Material scheint mir über die Standard-Denon-Oberfläche zu langsam und unkomfortabel. Da muss eine schönere, schnellere und bessere Multimedia-Oberfläche her. Aber für den Anfang reicht es. Schöne Marantz-Ausstellungsgeräte mit Blick in die Innereien und den tollen Kupferkäfig.
Devialet
Stylische flache Komponenten, puristisches Auftreten, sehr klarer Klang. Kann meine Anlage aber besser. Wenigstens war die Lautstärke optimal eingestellt. Als Lautsprecher wurde der Magico Q1 eingesetzt. Ich empfinde meine B&W 805s als interessanter vom Klang.
Zurück bei Elac für den Stereo Workshop
Ich war wirklich gespannt. Matthias Böde erläutert optimale Abstrahlcharakteristik für unterschiedliche Hörräume und Hörsituationen. Elac bietet die Möglichkeit den Jet-Hoch-/Mittentöner um 8mm vor und zurück zu stellen. Je weiter nach hinten, umso gebündelter ist die Abstrahlung.
Unglaublich, was dieser Herr Böde alles heraushören will und gleich erzählt was er da gehört haben will. Ich höre da nicht so viel wie er, aber er sagt es selbst: Redakteure übertreiben gern, 1 mm Verstellung ist eine halbe Welt 😉 Nun ja, ich war mal gespannt einen Redakteur einer dieser “Fachzeitschriften” live zu erleben. Ein Unterhalter ist er, sehr schnell mit seinem Urteil. Goldohr? Na, ich weiss nicht.
Musikgeschmack? Ja, ich fand seine Musikauswahl sehr spannend. Aber alles in allem finde ich den Workshop sehr oberflächlich und vor allem weiss ich jetzt, wie die Meinungen der Hörer eingefangen werden, die dann in der Stereo abgedruckt werden 🙁
McIntosh
AV Präsentation. Die McIntosh-Komponenten geil in Blau und Grün beleuchtet. Wußte gar nicht, daß McIntosh Vollsortimenter ist. Irgendein Boxenmonster, Mega-Bass bei Burlesque, Christina Aguilera. Laut und beeindruckende große Kinoleinwand. Aber für den großen Aufwand habe ich das in so manchem privaten Kino schon intensiver erlebt.
Grimm Audio
Aktiv und interessantes Konzept. Überraschung, was das Design der Boxen angeht. Tolle Bühne, eventuell etwas vordergründig, zu hell und anstrengend für die Ohren.
Tannoy
Very British. Wie ein englisches Wohnzimmer. Prestige Canterbury GR sind furchtbare englische Möbel. Monster-Röhrenendstufe liefert die Musik. Leider zu laut. Nervig und anstrengend mit Gitarrenmusik. Unglaublich dynamischer Lärm. Grenzt fast an Körperverletzung. Schnell Flucht aus dem Hörraum.
Nubert
Erst AV- dann Stereo-Präsentation. Die Jungs arbeiten viel mit Dämpferelementen zur Raumakustikbedämpfung. Trotzdem brummt der Sub zu sehr. Lärm vom Nebenraum 🙁 Jetzt Stereo. NuVero 4. Brutaler Onkyo AV-Receiver. Falsch aufgestellte Boxen. Zum Glück ist der Chef nicht da 😉 Frauenstimme zu hallig. Leonard Cohen: steht vor mir. Den Song habe ich mir zu Hause angehört und habe genauso viel Spass. AV Receiver als Vorstufe und Musical Fidelity als Mono-Endstufen. Nu Line: guter Tiefbassbereich. Ausgewogenes Spiel.
MBL
Was für ein Aufwand, um einen schönen Tango von Piazzola abzuspielen. Vier RIESEN-Endstufen von mbl. Cool: selbst bei seitlicher Positionierung ein wunderbarer Klang. Voll und Durchhörbar. Absolut entspannend. So muss Musik klingen. Eine beeindruckende und entspannende Vorführung eines Italieners und seiner selbstproduzierten Musik. Diese Präsentation war für mich das Highlight. Vielen Dank auch für die hübsche Dolmetscherin.
T&A
Die HV-Serie ist super. Sahnestücke.
Dan d’Agostino
Zum Abschluss. Zu großer Raum. Klang geht unter. Erst wenn es lauter wird, gibt es Ausschläge auf der toll gestalteten Anzeige der Mono-Blöcke.
Fazit
Musik muss zelebriert werden. Das hat mbl am besten verstanden. Ein rundum gelungener Tag. Die High End in dieser Form ist sehr interessant und liefert viel Freude. Für mich ist interessant festzustellen gewesen, daß ich mit meiner Anlage sehr zufrieden sein kann. Nur mit sehr viel mehr Aufwand ist dieser Klang zu toppen. Ich fühle mich bestätigt, daß ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Leider war B&W nicht da. Die großen Lautsprecher hätte ich gerne gehört.
Habe ich Appetit auf mehr bekommen? Ja, der T&A Hochvolt-Verstärker würde bei mir einen Ehrenplatz bekommen. Aber wenn ich die Wahl für den T&A oder einen Accuphase E450 hätte, dann würde ich mich doch für den Japaner entscheiden. Ach ja, Accuphase habe ich auch nicht gesehen.
Was war nervig? Die vielen Kopfhörer. Ein Trend, der bedient wurde. Kann ich leider so nicht nachvollziehen.