Dies ist wieder ein Beitrag aus der Vergangenheit meines digitalen Lebens. Vor dem Internet gab es das UseNet, das Diskussionsforen zu unterschiedlichen Kategorien anbot. In denen tauschten sich Teilnehmer über einen Newsreader aus. UseNet steht für Unix User Network. Es basierte auf miteinander über Telefonstandleitungen vernetzten Computern mit dem Unix-Protokoll UUCP. Ab 1986 wurde das UseNet dann schließlich auf das Protokoll NNTP über TCP/IP-Leitungen umgestellt. Damit konnte das UseNet über das Internet dezentralisiert aufgebaut werden. Aber nur die wenigstens hatten damals schon Zugriff auf das Internet. Für all anderen gab es Mailboxnetze, die auf denselben Prinzipien basierten, mit denen das UseNet begann. Ein solches Mailboxnetz war das Mausnet.
Was ist ein Mailboxnetz?
Ein Mailboxnetz ist eine Ansammlung von miteinander über Telefonleitungen verbundenen Mailboxen. Eine Mailbox (english bulletin board system (BBS)) ist ein privat betriebenes Rechnersystem. Es nutzt Datenfernübertragung zur Kommunikation und zum Datenaustausch. Berühmte Beispiele für ein Mailboxnetz waren das FidoNet, Z-Netz und das MausNet.
Der Betreiber einer Mailbox (SysOp) stellte den Computer mit BBS-Software zur Verfügung, die öffentliche Bereiche, wie z.B. Foren, Bretter oder Echos bereithält. In denen tauschten sich Benutzer aus und konnten diskutieren. Jeder Benutzer hat auch einen privaten Bereich, ein eigenes Postfach. In diesem konnten elektronische Nachrichten für ihn gespeichert und von ihm abgerufen wurden. Im Grunde waren das die Vorläufer der heutigen Email-Provider. Und auch der Web-Foren, auf denen sich angemeldete Benutzer austauschen.
Die Mailboxen eines Netzes tauschten ihre Daten untereinander über Telefonverbindungen aus. Die Benutzer wählten sich über Telefonleitung in diese Mailbox ein und synchronisierten ihre Daten zwischen dem lokal installierten Newsreader und dem externen Mailbox-System. In Deutschland wurden Telefonanrufe aufgrund hoher Preise möglichst kurz und am besten nur im Ortsnetz geführt. Deshalb suchte man sich als Benutzer einer Mailbox eine nahe Mailbox aus, idealerweise im selben Ort.
Das MausNet

Für mich als Atari ST-Besitzer war gerade das MausNet als Plattform interessant. Es hielt sich dort jeder auf, wer Rang und Namen in der Atari ST-Szene hatte. Auch die Support-Mailbox von Atari Deutschland war als Maus MTK in Schwalbach am Taunus erreichbar.
Die Qualität der Diskussionsforen, die Höflichkeit und Freundlichkeit im Umgang miteinander war vorbildlich. Vor dem Internet konnte man über diesen Weg für alle technischen Fragen innerhalb kürzester Zeit kompetente Antworten erhalten. Jeder Benutzer war mit seinem Realnamen angemeldet.
MAUS ist die Abkürzung für Münster Apple User Service. Dieses Mailboxprogramm entstand 1984 in Münster auf Initiative von Apple II-Nutzern und wurde auf einem Apple II-kompatiblen Basis 108-Rechner betrieben. Auf dem Höhepunkt seiner Ausbreitung hatte das MausNet ca. 120 Mailboxen in Deutschland. Ich wohnte damals in Düsseldorf und dort gab es leider keine lokale Maus-Mailbox. Die nächste war DU3 in Duisburg. Mit dieser tauschte ich dann meine Daten über mein 14400bit-Datenmodem regelmäßig aus. Zum Aufbau der Verbindung nutzte ich die Software Connect und als Maustausch-Software (Newsreader) kam Cat zur Anwendung. Die Maus DU3 nutzte allerdings nicht die MAUS-Software für PC-kompatible Rechner, sondern die QUARK-Software, die ursprünglich auf Atari ST-Rechnern lieft. Als ich 1997 nach Frankfurt umzog, wurde ich dann Benutzer der Maus Frankfurt.
Umgang mit den damaligen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten
Heute mit lokalem WLAN und dauerhafter Verbindung ins Internet kann man sich nicht vorstellen, wie eingeschränkt die Datenkommunikation damals war. Der Vorläufer der heutigen Telekom, der Bereich für Telekommunikation und Fernmeldewesen der Deutschen Bundespost, hat diese Form der Kommunikation durch regulative Eingriffe sehr eingeschränkt. Datenmodems mussten aufwändig zertifiziert sein, Modems mit hohen Transferraten wurden erst sehr spät freigegeben, und der Zeittakt machte jede Form von Datentransfer sehr teuer. Besonders für Jugendliche, die die Telefonleitung der Eltern nutzen mussten und damit Kosten auf der Telefonrechnung erzeugten. Wir alle schauten damals neidig auf die User in den U.S.A, die sehr geringe Telekommunikationskosten hatten.
Auch heute kann man noch sehen, welche Diskussionsgruppen im MausNet vorhanden sind. Dort erkennt man den Atari-Fokus im Namen der “ATARI.xxx” und “comp.sys.atari.xxx” Gruppen. Daraus erkennt man auch, daß es Gateways auch in andere Netze wie das UseNet, MediaNet, RadioNet, z-Net und das FidoNet gab und gibt.
Der Newsreader – CAT

CAT ist das von mir verwendete Maustauschprogramm auf meinem Atari Mega ST. Die Software war maximal komfortabel und nutzte die besonders benutzerfreundlichen Features der MAUS-Software. Großartig war die Kommentarverkettung des MausNet. Sowas habe ich immer noch nicht auf heutigen Web-Foren in dieser Qualität wiedergefunden. Man konnte flexibel im Kommentarbaum herumwandern und die Nachrichten lesen und sich an der Diskussion beteiligen. Die Navigation wurde über ein Pfeildiagramm (“Windrose”) durchgeführt, das aufzeigte wieviele übergeordnete, nachfolgende und Nachrichten auf derselben Ebene vorhanden waren. Auch gab es eine Baumdarstellung, über die man komfortabel direkt auf eine Nachricht springen konnte. Endlos lange Quotes gab es nicht, weil die Kommentarverkettung dies überflüssig machte.
Eine leistungsfähige und schnelle Suchfunktion mit vielen Optionen war vorhanden, was das Finden von speziellen Informationen erleichterte. Für Details zur Benutzung von Cat (bis zur Version CAT 3.05 beta) gibt es immer noch eine eigene Web-Seite mit einem Online-Handbuch.
Connect und Cat – Erinnerungen werden wach
Als ich vor einigen Jahren meinen Atari Mega ST nochmal hervorholte, habe ich auch die Programme Connect und Cat gestartet. Für diejenigen, die Connect mal in Aktion sehen wollen empfehle ich meinen Video-Beitrag auf YouTube ab 24:40. Ein kurzes Video zu Cat muss ich noch nachliefern. Ich dachte, daß ich dies auch in dem verlinkten YouTube-Video gezeigt habe, aber dummerweise habe ich das rausgeschnitten.
Nachtrag: hier ein kurzes Video zum Maustauschprogramm Cat. Das Material habe ich im Jahr 2010 erstellt und heute schnell zusammengeschnitten. Viel Spaß.