Was habe ich mich gefreut, als mir liebe Freunde ein besonderes Geschenk überreichten: Art of Atari, ein besonderer Bildband. Sie kannten meine Leidenschaft für alte Computer. Mit diesem Geschenk haben sie mir zum Abschied nach einem mehrjährigen Projekt mit ihnen eine große Überraschung bereitet.

In gemütlicher Strandatmosphäre am Rhein überreichten sie mir ein Buch. Es beschreibt die Geschichte von Atari Videospiel-Kassetten und die Coverart und seine Künstler in einer großartigen Aufmachung.
Ich habe ihnen versprochen darüber einen Artikel in meinem Blog zu schreiben. Und dieser Artikel hat mir viel Spaß bereitet. Vielen Dank dafür, liebe Kollegen. Das war eine tolle Idee 🙂
Videospiele in den 70ern und 80ern

Bevor die Heimcomputer die Wohn- und Kinderzimmer übernahmen, waren die Videospielkonsolen angesagt. Jeder wollte eine haben und die Atari VCS war der ungekrönte König. Nolan Bushnell hatte mit Pong-Spielkonsolen ein Spiele-Imperium gegründet. Diese Automaten standen in den Kneipen und waren unendlich erfolgreich. Dann kamen Pong-Konsolen in den früheren 70er-Jahren auf den Markt. und schließlich eroberten potente Spielkonsolen wie die Odyssey 2001 von Philips und das Atari Video Computer System (VCS) die Wohn- und Kinderzimmer dieser Welt.
Diese Geräte wurden an den heimischen Fernseher angeschlossen. Die dargestellten Grafiken waren alles andere als hochaufgelöst. Aber die Grafikelemente waren farbig und regten die Phantasie sehr an. Unterstützt wurde die Phantasie durch die Cover auf den Verpackungen der Spielmodule. Über diese Cover handelt dieses Buch.
Art of Atari
Das Buch ist von Tim Lapetino im Jahr 2016 veröffentlicht worden. Auf über 350 großformatigen und sehr bunten Seiten wird die Geschichte der Künstler bei Atari und ihrer Coverart für die Spielmodule beschrieben.

Warum muss man ein Buch dieser Dimension herausbringen? Um dies zu beantworten muss man sich wirklich in die Zeiten zurückversetzen, in denen Videospiele noch eine rührend einfache Blockgrafik hatten. Und trotzdem wurden uns Spielwelten präsentiert, die auch heute immer noch zentrale Themen haben:
- Weltraumspiele,
- Jump and Runs,
- Labyrinthe,
- Autorennspiele,
- Sportspiele,
- Kampfspiele,
- und vieles mehr, was auf dem folgenden Bild schön zu sehen ist.

Der Imagination Gap
Alle Spiele hatten diesen besonders naiven Charme und mussten an Menschen der damaligen Zeit aktiv verkauft werden. Wer konnte sich schon bei einem horizontal beweglichen Balken unten, farbige Streifen oben und einem zwischen unteren Balken und oberen Streifen herumspringenden Punkt ernsthaft eine Art Tennis-Spiel vorstellen? Diesen “Imagination Gap” zu überwinden wurde mit einem jungen Team von Künstlern erreicht, die nicht nur die Cover auf den Verpackungen der Spielmodule mit inspirierenden Bildern verschönerten, sondern auch die kompletten Marketingmaterialien lieferten, die dann in den Geschäften ausgestellt wurden, wo man diese Spiele kaufen konnte.

Dann konnte man sich als Käufer eines solchen Spielmoduls, angeregt durch die schönen Bilder mit viel eigener Phantasie wirklich ein Tennisspiel vorstellen. Dieses Buch zeigt für jedes Spiel, was jemals von Atari für die VCS erstellt wurde, insbesondere die Künstler und ihre Grafiken. Sehr schön wird dabei deutlich, daß jeder seinen eigenen Stil hatte und wie aufwändig diese Gruppe von Künstlern eine Ästhetik geschaffen hat, die bis heute Maßstäbe setzt.

Visualisierung durch junge kreative Teams
Und so entstanden Spiele und Spielideen, hervorgebracht durch die Vorstellungskraft eines jungen Teams von Programmierern und Künstlern bei Atari, die eine ganze Generation von Entwicklern inspirierte. In den Jahren danach wurden die Grafikmöglichkeiten immer besser und die Computergrafik konnte immer mehr mit dem mithalten, was auf der Umverpackung aufgedruckt war.
Aber in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren waren Spiel-Realität und Imagination weit voneinander entfernt. Trotzdem, oder gerade deswegen haben sich Computerspiele als erfolgreichste Kategorie unter den Computerprogrammen entwickelt. Computerspiele sind heute ein Milliarden-Markt, der größer ist als der Kino-Markt.

Dieses zeigt das Buch Art of Atari wunderschön auf. Ich kann es jedem empfehlen, der einen Einblick in die Ästhetik der frühen Konsolenspiele bekommen möchte. Und in eine Firma, die ungewöhnliche Maßnahmen ergriff, um die technischen Grenzen der damaligen Spielkonsolen durch die Phantasie seiner Künstler und Kunden aufzubrechen.