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Computermuseen – oder was passiert mit unserer Sammlung?

Lesedauer: 5 Minuten Nachdenkliche Betrachtung: was passiert, wenn wir nicht mehr da sind, und uns nicht mehr um unsere Sammlung kümmern können.

Schon länger wollte ich über Computermuseen in Europa schreiben, da diese sich der Sammlung und dem Erhalt der Erinnerungen und Geräte unserer Jugend verschrieben haben. Genauso wie andere das privat machen, wie z.B. viele Mitglieder des Vereins zum Erhalt klassischer Computer e.V. (VzEkC).

Computermuseen - was passiert mit unserer Sammlung?
Mein Computermuseum

Auch ich habe jetzt auf der Seite des Vereins mit den Sammlungen der Mitglieder einen Link auf mein Computermuseum veröffentlichen lassen und zeige damit für die Mitglieder und Besucher ganz öffentlich auf, welche Schätzchen sich in den letzten Jahren bei mir angehäuft haben.

Computermuseen: Sammlung von Computern der letzten 40 Jahre

Ähnlich wie die anderen Kollegen habe ich meine nostalgischen und verklärten Erinnerungen an Computer und das Hobby der letzten 40 Jahre in Taten umgesetzt. Ich habe ein reales und ein virtuelles Computermuseum aufgebaut. Und wie ein Schock hat mich ein Forumbeitrag im Forum des Vereins, gestartet von Wolfgang_A, getroffen:

Was passiert mit der Sammlung, wenn der Super GAU eintritt? Genauer gesagt: was passiert mit unserer Sammlung, wenn wir verstorben sind? Oder auch im Fall, wenn wir kein Interesse oder keine Möglichkeit mehr haben, uns weiter um unsere Sammlung zu kümmern.

Ein interessanter Gedanke, den ich ich mir auch schon gestellt habe, aber noch keine Antwort darauf gefunden habe. Viele Argumente, die die Kollegen in diesem Thread dann gebracht haben, hätte ich auch so gebracht.

Computermuseen: was machen die Angehörigen mit der Sammlung?

Die Angehörigen (Frau) stehen alleine da! Wäre es nicht schön wenn der Verein da Hilfe leisten könnte? Wenn ein jüngeres Mitglied sich zur Hilfe bereit erklären würde um Ansprechpartner für die Angehörigen zu sein. Ich fände es toll wenn meine Frau eine Tel.-Nr. zur Hilfe hätte und nicht alleine dastehen müsste, …

Wolfgang_A im VzEkC-Forum

Meine Frau (inkl. Kinder) würden keine Ansprechpartner im Forum kennen … und würden den „Wert“ der Sammlung nicht einschätzen können, ebay ist ihr relativ fremd, die Kinder weit weg. Also hier würde wohl alles auf den Wertstoffhof/Container wandern.

rechnerfreak im VzEkC-Forum

Computermuseen: übernehmen Vereinsmitglieder die Sammlung?

Also ich habe bereits vor einiger Zeit verfügt, dass alle Computer- und Retrosachen einem bestimmten Vereinsmitglied übergeben werden. Dieses Vereinsmitglied darf davon behalten, was es möchte und der Rest soll dann dem Verein gespendet werden. Meine Erben haben sich gewünscht, dass sie die ganzen Sachen auf keinen Fall, weder einzeln noch komplett, bei eBay verkaufen müssen, sondern einfach alles an eine Person übergeben können, die sich dann darum kümmert, dass die Sachen in gute Hände kommen.

Antikythera im VzEkC-Forum

Ich finde die Frage sehr berechtigt, weil ich Single bin. Mögliche Erben betrachten manche mühsam zusammengetragene Sammlung als Edelschrott und versenken sie im Müll. Unabhängig vom möglichen Wert gehen da womöglich kostbare Hardware, Software und Infos für immer verloren. Der Verein, da nicht erbberechtigt, kann da kaum helfen. Mein Appell wäre da eher an die Sammler: Verfügt, dass die Geräte an ein Museum oder einen befreundeten Sammler gehen.

willers im VzEkC-Forum

Ich würde erstmal alles katalogisieren/einsortieren/digitalisieren. Eine Lebensaufgabe, wenn man so will. Digitale Inhalte werde ich sofern möglich allen zur Verfügung stellen oder als digitale Sammlung/Collection, bspw archive.org, spenden (bin dran). – Die harte Ware (HW+Medien+Literatur) dann verteilen, bspw. über Testamentsfestschreibung, an renommierte Computer-Museen, ggf auch Vereine mit einem Ziel zum Erhalt. 

escimo im VzEkC-Forum

Private Sammlungen basieren auf sehr persönlichen Erfahrungen

Laßt es mich mal auf den Punkt bringen.

Eine Sammlung, egal welcher Art, ist immer eine sehr persönliche Entscheidung etwas zu sammeln, was einem früher wichtig war und wo man die Erinnerung an diese Zeiten bewahren möchte. Diese Begeisterung kann man den folgenden Generationen nicht vermitteln. Vor allem, weil jede Generation ihre eigenen prägenden Erfahrungen und Erinnerungen in der Jugend aufbaut und diese wieder ganz anders sind, als unsere eigenen. Selbst die Lebenspartner und Freunde, obwohl im selben Alter, sind anders sozialisiert worden und haben ganz andere Schwerpunkte in ihrem Leben entwickelt.

Ich selber habe meine Motivation und die anderer Sammler in einem Beitrag beschrieben.

Aber ich habe mich noch nicht mit dem Gedanken beschäftigt, was mit meiner Sammlung in der Zukunft passieren wird. Ich selbst bin Anfang 50 und werde mich wahrscheinlich auch die nächsten 20 Jahre intensiv damit auseinandersetzen. Aber dann ist mit Sicherheit die „Nachfolge“ zu klären, wie es so schön heißt.

Nachfolgeregelung

Ich kann mir mehrere Szenarien vorstellen:

  1. Sammlung irgendwann selbst verkaufen, z.B. über eBay. Aber ganz ehrlich gesagt, würde ich nicht vermuten, daß man das Geld wiederbekommt, was man selbst in diese Geräte gesteckt hat. Nur solange auf diesem Markt eine Nachfrage besteht, wie in den letzten 10 Jahren und wahrscheinlich noch in den nächsten 10 Jahren, wird man Käufer finden, die einen angemessenen Betrag dafür bezahlen werden. Der Markt setzt sich aus anderen Enthusiasten gleichen Alters und aus Spekulanten zusammen, die immer Rendite-Möglichkeiten suchen. Ich persönlich habe mir mal ausgerechnet, daß der Wert meiner Sammlung laut eBay um 56% gestiegen wäre. Das könnte für Spekulanten eine interessante Wertanlage sein.
  2. Sammlung wegschmeißen. Wegen all der Plastikgehäuse und Umweltgifte in den Bauteilen müssten diese im Wertstoffhof entsorgt werden. Transport und Entsorgung wären damit die Kosten, die man selbst tragen müßte. Aber da man so sentimentale Gefühle für diese Stücke hat, ist dies das letzte Szenario, was man selbst als Sammler wählen würde. Es sei denn, diese Entscheidung wird erzwungen. Furchtbare Vorstellung.
  3. Sammlung verschenken oder als Spende weitergeben. Das hört sich für mich nach der wahrscheinlichsten Möglichkeit an, die ich persönlich wählen würde. Ich habe schon einige Forenbeiträge gesehen, in denen andere Vereinsmitglieder ihre Sammlungen aufgelöst haben und diese den Foren-Teilnehmern angeboten haben.

Mögliche professionelle Computermuseen als Abnehmer

Neben potentiellen Interessenten im VzEkC würde ich natürlich auch etablierte Computermuseen anschreiben, die am ehesten personell gut ausgestattet sind, um eine solche Übernahme zu machen.

  • Heinz Nixdorf Forum in Paderborn: die Kontaktdaten zeigen mehrere Museums-Kuratoren auf;
  • Binarium in Dortmund: ein sehr engagiertes Team rund um Christian Ullenboom kümmert sich um die Sammlung (Link);
  • Computermuseum Oldenburg: die Organisatoren (Link) arbeiten eng mit der Stadt Oldenburg und anderen Sponsoren zusammen. Auch wenn das Museum wegen Corona noch geschlossen ist, so ermöglichen sie doch virtuelle Touren (z.B. heute um 18:30 in Facebook) für jedermann
  • The Centre for Computing History: für meine sehr anglophilen Sammlungsstücke ist dieses Museum mit Sicherheit am besten geeignet und sie nehmen Donations an (Link)
  • Apple Museum in Prag: bereits sehr vollständige Sammlung von Apple-Produkten. Donations mit dem Apfel-Logo können gerne an dieses Museum geschickt werden. Kontaktaufnahme über diese Email-Adresse: info@applemuseum.com

Welche weiteren Computermuseen fallen euch denn ein? Was wären noch weitere potentielle Interessenten für die Übernahme einer solchen Sammlung?

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