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AMP – ein Google-Konzept, das keiner braucht?

Lesedauer: 6 Minuten Mit AMP hat Google ein Instrument geschaffen, um Inhalte besser für sich nutzbar zu machen. Gibt es auch Vorteile für andere Marktteilnehmer?

Als ich meine Webseite auf WordPress.com startete, folgte ich natürlich der Standardkonfiguration und Best Practices. Zu den damals vorgeschlagenen Features gehörten auch die Accelerated Mobile Pages, auch AMP abgekürzt.

Es ist ein definiertes Subset an HTML-Befehlen, welches das schnelle Laden von Webseiten auf Mobilgeräten unterstützen soll. Hört sich erstmal gut an, dachte ich und aktivierte diese Funktion.

WordPress.com sieht dafür ein Plugin vor. Es heißt sinnvollerweise einfach AMP, ist standardmäßig vorinstalliert und ist von AMP Project Contributors. Diese Gruppe hat unter Zusammenarbeit mit Google und Twitter diese AMP HTML-Version rausgebracht.

Nach der Aktivierung von AMP kann man entweder seine ganze Webseite nach AMP ausrichten, oder sowohl eine AMP-Version und eine kanonische non-AMP-Version seiner Webseite vorhalten. Aber was bedeutet das?

AMP und kanonische non-AMP-Version einer Webseite

Mit AMP erkauft man sich nicht nur eine schnellere Ladegeschwindigkeit auf mobilen Geräten. Das liegt nicht nur daran, dass Google diese Seiten speziell cached und damit schneller selbst ausliefern kann. Auch bereitet Google die Ergebnislisten so auf, dass die AMP-Seiten geladen werden und nicht die kanonischen non-AMP-Seiten. Die AMP-Seiten haben in der Webadresse noch einen Suffix /?amp=1 zur kanonischen Adresse hinzugefügt. Beispiel:

https://digitalesleben.blog/datenschutzerklaerung/?amp=1

Was man als Anfänger nicht weiß ist, dass diese AMP-Seiten neben der speziellen HTML-Version auch ein spezielles Theme nutzen. Diese Darstellung ist wenig attraktiv und in der Funktionalität sehr eingeschränkt.

Wer sich Mühe mit dem Design seiner Webseite gegeben hat und dann erkennt, was die Leser tatsächlich von Google als Suchergebnis präsentiert bekommen, ist erstmal erschrocken. Und das zu Recht.

Gerade das Standard AMP-Plugin liefert ein so furchtbares visuelles und funktionales Erlebnis, dass ich sofort nach Wegen gesucht habe, die AMP Funktionalität abzuschalten. Aber das ist leichter gesagt als getan. Abschalten sollte man es nicht sofort, sondern man muss spezielle Maßnahmen ergreifen. Diese werde ich in einem weiteren Abschnitt unten beschreiben. Aber zuerst will ich beschreiben, was für und gegen AMP spricht.

Pro AMP

Google verspricht AMP-Seiten bevorzugt auf seiner Google News Seite zu platzieren. Damit würden mehr Klicks und damit auch mehr Werbeeinnahmen möglich sein. AMP-Seiten wurden anfangs mit einem Blitz-Symbol versehen. Es ist das offizielle Logo des AMP Konzepts. Es soll blitzschnelle Ladezeiten andeuten. Heute zeigt Google das Blitz-Symbol nicht mehr an.

Die höhere Ladegeschwindigkeit resultiert aus einer Zwischenspeicherung der AMP Seiten auf Google-Servern. Die AMP Seiten werden also nicht vom Server der Webseite ausgeliefert, sondern von Google.

Als Leser dieser AMP-Seiten wird mein Datenvolumen auf mobilen Geräten nicht so sehr belastet. Die Seiten sind schlank und datensparsam. Google liefert die Seiten überall auf der Welt blitzschnell über sein Content Delivery Network aus.

Also alles gut? Jeder profitiert? Der Leser und auch der Webseitenbetreiber? Und natürlich auch Google?

Cons AMP

Eine der Hauptkritiken ist, dass Google der Hauptprofiteur durch das AMP Konzept ist. Und tatsächlich misst Google das Leserverhalten sehr intensiv auf diesen Seiten, während es bei den kanonischen non-AMP Seiten nicht immer möglich ist.

Die Kritiker behaupten, dass Google mit AMP das Internet besser kontrollieren will. Im Grunde ist das Internet der AMP Seiten eine Google-eigene Implementierung und konzentriert damit weltweite Zugriffe auf seine eigenen Server.

Darüberhinaus ist die limitierte HTML-Version ein Schlag in das Gesicht der Webseitenbetreiber, die teure Themes und Plugins für ein tolles individuelles Design mit spezieller Customer Experience und Benutzerführung eingesetzt haben. Alles sieht auf AMP-Seiten sehr reduziert aus. Absetzen kann man sich nicht damit gegenüber der Konkurrenz. Auch wird das ästhetische Selbstverständnis des Webseitenbetreibers mit den AMP Seiten manchmal empfindlich verletzt.

Wie geht es weiter mit AMP?

Es sieht so aus, als würde die News-Branche schon lange nichts mehr mit Google und seinem AMP Konzept zu tun haben wollen. Und auch Google selbst scheint AMP nicht mehr weiterzuentwickeln. Der zuständige Manager hat Google mittlerweile verlassen.

Google selbst hat schon vor einem Jahr auf Page Experience umgestellt. Es stellt Tools für AMP-Seitenbetreiber zur Verfügung, die beim Umstieg auf Page Experience helfen sollen.

Viele Webseitenbetreiber haben sich enttäuscht von AMP abgewandt, nachdem Studien nicht die erhofften Vorteile nachweisen konnten.

Meine Erfahrungen mit AMP

Ich selbst wollte die AMP Seiten sofort abstellen, nachdem ich gesehen habe, wie Google sie in seinen Suchergebnissen an meine Leser ausliefert.

Da ich keine Werbeeinnahmen und Klicks benötige, waren diese Eigenschaften für mich nicht relevant. Ich habe mir immer sehr viel Mühe mit dem Design meiner Webseite gegeben. Die mit dem Standard AMP-Plugin gelieferten Themes sind minimal, völlig unästhetisch und wenig funktionell.

Später habe ich ein anderes AMP-Plugin eingesetzt und war überrascht, dass mit diesem ein optisch akzeptables Theme dabei war.

Trotzdem wollte ich die AMP Seiten los werden. Das AMP for WP Plugin unterstützt mich seit einem Monat dabei, dass die in den Google-Suchergebnissen noch gelisteten AMP-Seiten meiner Webseite bald verschwinden, OHNE 404-Fehlermeldungen. Stand heute sind es noch genau zwei Seiten, die Google als AMP-Seiten auflistet.

Abbau der AMP-Seiten im Laufe der Zeit

Wie schalte ich AMP ab?

Es ist gar nicht so einfach die AMP-Seiten SEO-freundlich loszuwerden. Die beste Anleitung dazu liefert Gulshan Kumar auf seinem Gulshanblog. Sein Lösungsansatz besteht kurz erläutert darin:

  • zuerst das Standard AMP Plugin zu deaktivieren und zu löschen
  • unmittelbar danach das AMP for WP Plugin stattdessen zu installieren
  • in den Settings des neuen Plugins dann ein paar passende Einstellungen machen. Diese sorgen dafür, dass Google nicht länger die AMP-Seiten indiziert
  • außerdem den Entwicklermodus einstellen. Damit sorgt das Plugin dafür, dass es keine neuen AMP Seiten mehr erstellt.

Dann heißt es warten. Auf meiner Webseite mit knapp 150 AMP-Seiten sind nach mehr als sechs Wochen immer noch zwei AMP-Seiten in den Google Suchergebnislisten enthalten.

Wenn die letzte entfernt ist, dann darf ich das AMP for WP Plugin deaktivieren und löschen. Dann sollte der AMP-Spuk vorbei sein. Und das auch noch SEO-freundlich.

Nachtrag 26.7.2022

Endlich. Es gibt keine AMP-Seiten in Googles Suchergebnislisten
Endlich. Es gibt keine AMP-Seiten in Googles Suchergebnislisten mehr

Heute ist es soweit. Die Google Search Console berichtet mir, dass es keine AMP-Seiten mehr in den Google Suchergebnislisten gibt. Ziemlich genau 8 Wochen nach Start des Prozesses kann ich AMP auf meiner Webseite endlich abschalten.

Das erreiche ich, indem ich zuerst das AMP for WP Plugin deaktiviere und dann lösche. Die letzte noch verbliebene AMP-Seite war die Seite mit der Datenschutzerklärung. Insgesamt 11 Tage ist sie als letzte AMP-Seite noch in den Suchergebnislisten von Google enthalten geblieben. Der Spuk ist jetzt vorbei.

Nun sollte jeder Leser, der meine Seiten in Google Suchergebnislisten findet, die kanonische non-AMP Seite angezeigt bekommen. Auch über Google Chrome. Der Spuk ist vorbei.

1 comment

  1. Sehr interessanter Artikel. Ich hatte mich bisher (glücklicherweise) noch nicht mit AMP beschäftigt und hatte tatsächlich bis zu deinem Artikel keine Ahnung über die Auswirkungen.
    Danke für’s Aufschlauen 😉

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