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40 Jahre CD – digitale Musik erobert die Hifi-Welt

Lesedauer: 9 Minuten Digitalisierung der Musik liegt 40 Jahre zurück und die CD hat mich damals bei der Vorstellung auf der hifivideo 1982 begeistert.

Zwischen dem 20. und 26.8.1982 fand in Düsseldorf die hifivideo 1982 statt. Revolutionäres wurde damals dem staunenden Publikum vorgestellt. Und der damals 14-jährige Autor dieses Beitrags war dabei. Es ging um die Digitalisierung der Musik. Statt Musik auf analogen Datenträgern wie Schallplatten, Tonbändern oder Cassetten wurde erstmals die Musik in digitaler Form auf CD vorgestellt. Heute, 40 Jahre später ist die CD noch immer unter uns, aber Datenträger sind mittlerweile der nächsten Welle der Digitalisierung zum Opfer gefallen.

Die hifivideo 1982

Was war das für einen vierzehnjährigen eine glänzende Welt, als sich die Messetüren für ihn öffneten. Alles was Rang und Namen in der HiFi- und Video-Welt hatte war vertreten. Die neueste Unterhaltungstechnik 1982 wurde auf den Ständen präsentiert. Besonders leuchtete die CD hervor. Im wahrsten Sinne des Wortes reflektierten die angestrahlten CDs wahre Massen an Regenbogenspektren durch die Hallen.

Sony und Philips hatten uns makellosen und sauberen Klang versprochen. Und die glänzenden CD-Medien passten sehr gut zu dem Anspruch. Das Rauschen sollte der Vergangenheit angehören. Die digitale Technik sollte es möglich machen.

Die hifivideo wurde 1982 erstmals zusammen mit der TV- und Video-Branche veranstaltet. Diese Techniken waren zwar noch analog, aber trotzdem faszinierend. Bewegtes Bild zu Hause selbst aufnehmen und abspielen sollte für viele Jahre hohe Umsätze garantieren.

Aber der Star war die CD. Ich kann mich erinnern, dass ich ein Dutzend CD-Medien von der hifivideo mitnehmen konnte, die ich mir an Fäden in mein Zimmer an das Fenster hängte. Bei jeder Bewegung glänzten die CDs in allen Farben. Das war ein Blick in die Zukunft.

Tagesschau-Bericht von der hifivideo 1982 (Quelle: Achtermeyer auf YouTube)

Die Technik der CD

Die Spezifikation dieser digitalen Speichertechnik für Digital Audio auf den glänzenden Scheiben (CDDA, Audio-CD) wurde 1980 von Sony und Philips im Red Book festgehalten. Wichtige Daten sind die Auflösung von 16 Bit und die Abtastrate von 44,1 KHz. Außerdem kann Musikmaterial mit einer maximalen Dauer von 79,8 Minuten gespeichert und wiedergegeben werden. Angeblich wollte der damalige audiophile Sony-Vizepräsident Norio Oga sicherstellen, dass die komplette 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven auf die CD passt.

Auch die optische und damals berührungslose Abtastung über einen Laser war damals Rocket Science für den Audio-Fan. Versprochen wurde uns dadurch eine immer 100% Wiedergabe der vom CD-Presswerk aufgepressten digitalen Informationen. Dass durch Kratzer oder ähnliche Beschädigungen schon damals eingebaute Fehlerkorrekturen notwendig waren, haben wir damals noch nicht gewusst.

Wir alle wollten die neuen CD-Abspielgeräte haben, die zuerst von den beiden Erfindern des Formats rauskamen. Sony brachte im Oktober 1982 den Sony CDP 101 raus. Das Gerät hatte nicht das normale 43cm-Breitenformat für das HiFi-Rack. Philips erster CD-Player hieß CD-100 und war ein Toplader. Aber das Sony-Design mit seiner Frontschublade setzte sich durch.

Der Sony CDP 101 kostete bei seiner Markteinführung in Deutschland 2300 DM. Das war natürlich zu viel für HiFi-Kids wie meinen Freund Elmar und ich. Kurz darauf gab es dann auch Einsteigergeräte von Philips für Elmar und Blaupunkt für mich. Was habe ich ihn für diesen Top-Player beneidet. Ich vermute, dass ich damals den Blaupunkt CDP-2820 oder CDP-2830 als ersten CD-Player hatte. Wenn ich die Daten im Datenblatt des Radiomuseums richtig lese, dann kam das Gerät erst 1985 auf den Markt. Es hat also ein paar Jahre gedauert, bis ich die ersten CDs bei mir zu Hause hören konnte.

Es gab solche und solche CDs

Warum schreibe ich das so? Jede CD sollte doch nach derselben Spezifikation des Red Books aufgenommen worden sein? Ja, aber…. 😀

Meine CD-Sammlung. Seit Jahren nicht mehr angerührt
Dire Straits Brothers in Arms. DDD war das Zauberkürzel

Erinnert ihr euch noch an das Kürzel DDD? Der sogenannte SPARS Code beschrieb die verwendete Technik bei Tonaufnahme, Abmischung und Mastering. Wir alle wollten die vollständige digitale Kette haben. Also DDD! Und alle wollten damals als Referenz-Album Brothers in Arms von den Dire Straits haben. Dieses Album hat der CD-Technik den benötigten Schub ab 1985 gegeben. Es gehört mit knapp 30 Millionen verkauften Exemplaren zu den dreißig meistverkauften Alben aller Zeiten.

Dann gab es remasterte Versionen von besonderen CDs aus Japan. Manchmal auch mit Gold beschichtet. In den HiFi-Zeitschriften wurden bei Vergleichstest regelmäßig diese Referenz-CDs aus Japan gelobt. Auch ich habe in meiner Sammlung eine solche CD.

Japanische Ausgabe von Tears for Fears The Seeds of Love

Übrigens gehörte das Album The Visitors von ABBA im November 1982 zu den ersten CDs, die auf den Markt kamen.

Der klinische Klang der CD

Relativ schnell nach Markteinführung der CD formierte sich aus dem Lager der analogen HiFi-Anhänger Widerstand gegen die digitale Technik. Die CD würde klinisch kalt klingen, es fehle die analoge Wärme und ansonsten komme nichts gegen eine gute analoge Wiedergabekette an.

Das mag anfangs durchaus der Fall gewesen sein, da die in den Playern verbauten Digital-Analog-Wandler (DAC) noch verbesserungswürdig waren. Deshalb hatte auch die Accuphase Kombination von CD-Player und separaten DAC (DP80/DC81) Referenzstatus. Diese Gerätekombi war z. B. beim Magazin Stereoplay im Jahr 1987 der beste CD-Player mit einem unglaublichen Preis von 15000 DM. Das nächstteure Gerät war ein Denon CD-Player für 4000 DM.

Accuphase DP80/DC80 – Referenzgeräte in der Stereoplay 1987 Heft 6

Und es wurde immer argumentiert, dass die Digitalisierung der Musik auf Basis von 16 Bit/44 kHz-Auflösung nur eine Annäherung an das wirkliche analoge Musiksignal sei und damit viel von der Musik verloren ginge. Auch sei die oberste wiedergegebene Frequenz von 22,05 kHz auch eine unnatürliche Kappung des Musiksignals, das noch so viel höhere Frequenzbereiche abdecken würde. Vor dem Hintergrund, dass das menschliche Ohr im Laufe des Alters schon Frequenzen von 10 kHz nicht mehr wahrnehmen kann, ist das letzte Argument schon sehr lachhaft. Schließlich versuchten die CD-Player-Hersteller mit einer Technik namens Oversampling uns ihre neueste Gerätegeneration schmackhaft zu machen. Acht-fach Oversampling war mal ein Marketingbegriff, der uns suggerierte hier verbesserte Digitaltechnik zu haben.

Aber den analogen Goldohren war das digitale Klangerlebnis schon immer zu analytisch und das hat sich auch heute, 40 Jahre später nicht geändert. Schneller Vorlauf zu 2022: heute werden wieder mehr Schallplatten als CDs verkauft. Aber diese Statistik trügt natürlich, weil heutzutage keiner mehr digitale Tonträger wie die CD kauft. Stattdessen wird digitale Musik in CD-Qualität entweder als digitale Datei verkauft oder gestreamt.

Eins-zu-Eins-Kopie

Dies war die größte Sorge der Musikindustrie. Jetzt gab es ein Musikmedium, das höchste Musikqualität bot und das natürlich auch kopierbar war. Die Qualität der Kopie war genauso gut wie das Original. Nicht wie bei den analogen Medien, wo jede Kopie schlechter als das Original war. Und selbst das Original wurde bei häufiger Wiedergabe immer schlechter. Das galt sowohl für Musikkassetten als auch für Schallplatten.

Ich kann mich erinnern, dass ich damals zur Oststrasse in Düsseldorf zu einem CD-Laden gefahren bin und dort CDs ausgeliehen habe. Diese habe ich mir dann mit meinem hochwertigen CD-Player Onkyo Integra DX6570 auf das hochwertige Kassettendeck Onkyo Integra TA2570 überspielt. Mit Hinterbandkontrolle durch den 3. Tonkopf, Rauschfilter Dolby C und Dynamikverstärker Dolby HX Pro waren schon recht gute analoge Kopien möglich.

Meine Kassettensammlung. Alles „hochwertige“ Kopien von CDs

Jahre später hatte ich einen PC mit CD-Laufwerk und konnte die CDs rippen. Dies war der Begriff für die Erstellung einer digitalen Kopie. Aber selten hat man das wirkliche klangliche Potential ausgenutzt, sondern die Musikdateien als komprimierte MP3-Files gesichert. Speicherplatz war damals teuer. Eine CD in voller Qualität hätte bis zu 650 MB Speicherplatz auf der Platte benötigt. Ein MP3-Song in 128kbit/s-Qualität hatte meistens eine Größe von 4 MB. So konnte man eine CD mit 10 Titeln dann auf knapp 40 MB speichern. Und das haben wir damals mit all unseren CDs gemacht. Uns war die Qualität nicht wichtig. Hier ging es um Quantität.

Kopierschutz schlecht gemacht. Grönemeyers Mensch

Manchmal hatten CDs auch Kopierschutzeinrichtungen, die sie häufig inkompatibel zu CD-Playern machten. Es gab eine CD von Herbert Grönemeyer, die deswegen viel Ärger verursachte. Selbst ein Austausch brachte keine Besserung. Sie war einfach nicht abspielbar auf einem handelsüblichen CD-Player.

Das Zeitalter von Napster & Co

Ab 1999 war Napster auf dem Markt. Diese Software erlaubte den Austausch von MP3s zwischen unterschiedlichen Nutzern der Software. Es wurde das Prinzip des Peer-to-Peer (P2P) Netzwerk angewendet. Eine Technik, die später auch für den Austausch von Filmen und Serien genutzt wurde. In einem Riesen-Katalog gab es Millionen von Musikstücken, die man untereinander austauschen konnte. Obwohl die Qualität dieser Aufnahmen meistens schlecht war eröffnete sich einem neue Musikwelten. Und es war sehr einfach, seinen Musikkatalog in unterschiedliche Genres zu erweitern. Wir alle hatten auf einmal tausende Songs auf unseren Festplatten.

Die Musikindustrie überzog Napster mit Klagen. Napsters Stern fiel steil und ein anderer Stern stieg auf: iTunes von Apple. Zuerst nur auf dem Apple Mac konnte man damit die trendigen iPods von Apple mit Musik bestücken. Das ging wegen FireWire 400 damals im Vergleich zu USB rasend schnell. Außerdem konnte man damit CDs komfortabel rippen. Das war Anfangs das Verkaufsargument. Steve Jobs und Apple erkannten dadurch, dass die Leute keine hochwertige Musik in digitaler Form komfortabel kaufen konnten, bzw. jedes Label seinen eigenen Store aufmachte. Mit dieser Erkenntnis verhandelte Steve Jobs mit der Musikindustrie und schaffte es einen übergreifenden Musikkatalog mit hoher digitaler Qualität für Apple Nutzer anzubieten. Natürlich alles komprimiert in Apples Audio Codec (AAC). Angeblich war AAC besser als MP3.

Im Jahr 2003 war es dann soweit und der iTunes Music Store öffnete seine Pforten. Der Erfolg kam umgehend. Jedes Quartal wurden Lizenz-Deals für weitere Länder angekündigt.

Schicksal der CDs in den letzten 20 Jahren

Nachdem die Verkaufszahlen der CD in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends von Rekord zu Rekord gestiegen sind, hat in den Zeiten des Rippens und des Online-Vertriebs z.B. über den iTunes Music Store der Absatz von Datenträgern wie der CD deutlich nachgelassen. Das Jahr 2001 markiert den Zeitpunkt mit den maximalen Absatzzahlen für die CD in seiner Geschichte.

CD-Umsätze in den letzen 40 Jahren (Quelle: Statista)

Danach gab es nur den Weg nach unten in den Statistiken. Dies ging sogar so weit, dass der Schallplattenabsatz den der CDs vor wenigen Jahren überholt hat. Die Rückbesinnung auf analoge Technik hat eine Renaissance von Schallplatte und auch Musikkassette ermöglicht.

Die CD steht für die silber-glänzenden Zeiten der Musikindustrie. Sie hat den digitalen Musikstandard definiert, der auch heute noch den Standard für digitale Musikaufnahmen definiert. Wir können mittlerweile Musik in Studio Master Qualität (24 Bit/192 kHz) digital kaufen. Aber immer noch ist der Großteil der nicht komprimierten und verlustfrei verkauften Musiktitel in CD Qualität (16 Bit/44,1 kHz) verfügbar.

Die CD als Medium ist für einige Künstler noch wichtig. So können ihre Fans nach Konzerten noch eine Erinnerung kaufen und mitnehmen. Audiophile HiFi-Fans kaufen auch heute noch CDs, um ihre überdimensionierten und superteuren CD-Player zu füttern. Aber der Großteil der Musikfreunde streamt die Musik. Mittlerweile auch schon in Lossless-Qualität, wie es z.B. Apple Music seit einem Jahr anbietet.

1 comment

  1. Wieder eine tolle Zeitreise, die ich auch genau so erlebt habe. Wir waren aber erst einige Jahre später als du auf der IFA in Berlin. Von meiner ersten selbstverdienten Kohle kaufte ich mir einen Sharp Hifi Turm mit Standboxen, Platten- und CD-Spieler.
    Und später dann noch einen 10-fach CD-Wechsler von Blaupunkt fürs Auto.
    Ich hätte damals nie gedacht, dass die CD mit eine Überbrückungstechnologie für die digitale Musik darstellt.
    Heute werden CD Alben oft nur noch gekauft, um ein geliebtes Album doch noch physisch in Händen halten zu können.
    Danke für diesen tollen Artikel 🙂

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