Im Oktober 2019 habe ich das iPhone 11 Pro max gekauft und habe das in diesem Artikel (Link) damals begrĂŒndet. Einer der HauptgrĂŒnde war die neue Kamera und die unglaublichen Fortschritte, die Apple damals in der Computational Photography gemacht hatte. Gerade der Nightmode (Link) wurde als experimentelle neue FunktionalitĂ€t angekĂŒndigt und mit einem Update spĂ€ter ausgeliefert.
Dieser Artikel beschreibt die Anwendung des Nightmode bei der Suche nach dem Kometen C2020/F3 (Neowise), der in der zweiten HĂ€lfte des Juli 2020 am Himmel zu sehen war.
Neowise
In der Woche vom 20. Juli machte mich meine Freundin darauf aufmerksam, daĂ ein Komet am nördlichen Abendhimmel zu sehen wĂ€re. Es handelt sich dabei um Neowise, der dieses Jahr vom Projekt NEOWISE (Near-Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer) mithilfe des reaktivierten Weltraumteleskops WISE gefunden wurde. Er bewegt sich zur Zeit im Sternbild Ursa Major (GroĂer BĂ€r). Knapp alle 6700 Jahre können Menschen diesen Kometen und seinen Schweif sehen.
Wir beschlossen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nach 23 Uhr den Sternenhimmel zu beobachten und den Kometen zu finden. Als UnterstĂŒtzung dafĂŒr holte ich mir die App SkySafari (Link) aus den iPhone App Store und wir gingen auf die Jagd.
Folgenden Hinweis erhĂ€lt man, wenn man Neowise in der App SkySafari auswĂ€hlt und anzeigen lĂ€Ăt.

Wir machten uns also auf und schauten in den nördlichen Abendhimmel. Mit bloĂem Auge konnten wir das Sternbild âGroĂer Wagenâ sehen. Unser Blick ging runter in Richtung Horizont und wir glaubten nach mehreren Minuten angestrengtem Starren in das Dunkel irgendwas Unspezifisches schimmern zu sehen. Wir konnten es mit unseren Augen nicht genau festmachen, aber wir hatten das GefĂŒhl, dass an dieser Stelle Neowise zu vermuten war.
Die Idee mit einem Smartphone den Himmel zu fotographieren war in der Vergangenheit immer eine Schnapsidee. Meistens lieferten die Bilder nur eine PixelwĂŒste von abwechselnd dunklen und hellen FlĂ€chen, die keine – aber auch wirklich keine Sterne offenbarten. Alleine die Tatsache, dass der Nachthimmel nicht als eine durchgehend dunkle FlĂ€che angezeigt wurde, lieĂ diese Bilder völlig sinnlos erscheinen.
iPhone 11 Pro und Computational Photography
Mit der aktuellen Generation von Spitzen-Smartphones mit ihren Mehrfach-Kameramodulen und Computational Photography-Algorithmen ist die Fotographie von Sternenhimmeln jetzt möglich und die Ergebnisse sind völlig ĂŒberraschend. Von nicht nutzbar zu absolut hochwertig ist ein gewaltiger Schritt, den vor allem das iPhone 11 Pro mit seinem Nightmode gemacht hat.
Wir waren völlig ĂŒberrascht, was die Aufnahme aus der Hand geschossen offenbart. Die beiden folgenden Bilder zeigen das unbearbeitete Bild und eine Nachbearbeitung der Stelle, wo Neowise zu sehen ist. Ich habe hier eine kleine Lupenfunktion verwendet, um diesen Bereich hervorzuheben.
Was mit dem bloĂen Auge nicht möglich war, wird durch den Nightmode des iPhones ermöglicht. Man sieht tatsĂ€chlich an der Stelle, wo wir ein leichtes Flimmern am Abendhimmel wahrgenommen haben, eine wirkliche Kometenform.
Die Anwendung des Nightmode mit dem iPhone ist etwas gewöhnungsbedĂŒrftig. Man hĂ€lt das GerĂ€t in Richtung totaler Dunkelheit, drĂŒckt den Auslöser und eine Zeitskala von mehreren Sekunden lĂ€uft rĂŒckwĂ€rts und zĂ€hlt die Zeit runter. WĂ€hrend dieser Zeit hĂ€lt man das iPhone hoffentlich ohne jegliche Bewegung weiter in dieselbe Richtung. Als erfahrener Fotograph weiĂ ich wie unmöglich es ist, das Bild nicht zu verwackeln. Umso mehr ĂŒberrascht das Ergebnis und ist ein deutlicher Hinweis darauf, wie Algorithmen versuchen mehrere Bilder nach der Auslösung passgenau ĂŒbereinander zu legen und dabei soviel Details wie möglich aus der Dunkelheit zu schĂ€len.
Ich habe diese FunktionalitĂ€t nun mehrfach erfolgreich verwenden können. Das Kometenbild von Neowise ist ein weiterer Nachweis, dass die Algorithmen funktionieren und einen deutlichen Mehrwert liefern. Der Fotograph erhĂ€lt nun ein wirkliches Allround-GerĂ€t in die Hand, das selbst fĂŒr schwierigste Situationen noch akzeptable Ergebnisse erzielt.