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Eine kleine Weihnachtsgeschichte – Weihnachten ohne Smartphone

Lesedauer: 10 Minuten Was macht ein Digital Native zu Weihnachten ohne Smartphone? Eine fiktive Geschichte mit leider allzu wahrem Hintergrund. Mehr im Bericht.

Es war einmal ein Digital Native, dessen iPhone funktionierte auf einmal am 24.12. nicht mehr. Es zeigte nur noch dauerhaft das Apple Logo an. Es versuchte zwar immer wieder neu zu starten. Aber es funktionierte nicht mehr. Mir stand ein Weihnachten ohne Smartphone bevor.

Da war guter Rat teuer. Die üblichen Maßnahmen, die ein iPhone-Nutzer anwenden kann brachten nicht das gewünschte Ergebnis. Man kann einen Neustart erzwingen, wenn man lange auf den Standby-Knopf drückt. Aber kein Erfolg. Oder man kann noch länger gedrückt halten und hat dann den DFU-Modus aktiviert. Wenn man das iPhone dann an einen iMac anschließt, sollte der iMac das iPhone zum Neustart bewegen können. Dummerweise konnte der iMac das angeschlossene iPhone aber nicht erkennen. Was tun?

Weihnachtsgeschichte - iPhone startet nicht mehr
Weihnachtsgeschichte – iPhone startet nicht mehr

Frohe Weihnachten ohne Smartphone

Eine ganz neue Erfahrung für einen Digital Native wie mich. Was haben wir alles mittlerweile auf dem Smartphone gespeichert? Was brauchen wir alles für unser Digitales Leben? Und was brauchen wir wirklich noch an Weihnachten?

Ich versuchte erstmal über meinen iMac einen Termin bei meinem Apple Store für einen Reparaturversuch zu vereinbaren. Netter Versuch, aber die frühesten Termine sind natürlich erst nach Weihnachten verfügbar. Ein neues iPhone kann ich zwar kaufen, aber einen Abholtermin gibt es nicht mehr, da am Heiligabend-Morgen Termine nicht mehr frei sind.

Also musste ich mich auf ein Weihnachten ohne Smartphone einstellen. Ich war gespannt, was mich erwarten würde.

Letzte Weihnachtseinkäufe

Leider hat mich das Problem mit meinem iPhone ein wenig in meinen Weihnachtsvorbereitungen zurückgeworfen. Mit dem Bus fuhr ich in die Stadt. Aber ich bezahlte die Fahrt nicht wie üblich mit der App des Verkehrsunternehmens. Ich musste mal wieder seit langem an dem Automaten ein Ticket kaufen.

Im Laden angekommen wurde ich aufgefordert meinen Corona-Impfpass vorzuzeigen. Dies wäre mit meinem Smartphone und der Corona-Warn-App einfach gewesen. Stattdessen musste ich die vom Arzt auf Papier ausgedruckten Impfnachweise vorzeigen. Zum Glück hatte ich die aufbewahrt.

Im Laden wollte ich schnell was recherchieren zu dem Produkt. Geht nur leider nicht ohne Smartphone. Hmmm. Stattdessen wollte ich einen Freund anrufen und ihn nach seiner Meinung zu dem Produkt fragen. Ups, auch nicht möglich. Dann eben schnell eine WhatsApp oder iMessage. Ach ja. Kein Smartphone.

Gut, ich habe das Produkt gekauft und mit meiner Apple Watch bezahlt. Das funktioniert immer noch ohne iPhone. Glück gehabt. Ich war mir nicht sicher, ob das noch klappt, wenn das iPhone nicht in der Nähe ist.

Wo ist meine Einkaufsliste?

Dann noch schnell in den Supermarkt. Ich habe in der Bring!-App meine Einkaufsliste gespeichert. Mist, wie komme ich denn jetzt an diese Liste? Auch auf der Watch habe ich die Bring!-App, die möchte sich allerdings mit dem iPhone verbinden, um die aktuellen Einträge meiner Einkaufsliste abzufragen. Also musste ich mal ganz intensiv überlegen, was ich noch für die Weihnachtstage einkaufen wollte.

Es wäre doch schön gewesen ein paar Eindrücke von Weihnachtsmärkten und Weihnachtsdekorationen zu fotografieren. Aber ohne Smartphone-Kamera ist das leider nicht möglich.

So langsam wurde es eng und ich wollte meiner Familie sagen, dass ich etwas später kommen würde. Telefonieren oder eine iMessage schreiben? Schwierig.

Zum Glück gibt es noch Festnetz

Zu Hause angekommen konnte ich zum Glück die Festnetztelefonie nutzen, um meine Familie zu informieren. Ich glaube, ich habe seit zwei Jahren dieses Telefon nicht mehr benutzt. Zum Glück funktionierte es klaglos. Meine Freundin informierte ich über iMessage auf meinem iMac über meine Situation.

Weihnachtsgrüsse wollte ich noch an meine Freunde schicken, aber die erreiche ich nur über WhatsApp. Das läuft zwar auch auf dem iMac, aber man muss diesen vorher erst mit der Smartphone-App verbinden. Toll, also keine Weihnachtsgrüsse dieses Jahr senden oder empfangen. Jetzt war mir wirklich der Tag vermiest.

Ich wollte mir ein paar Notizen zu diesen Erfahrungen machen. Daraus würde ich dann später in meiner WordPress-App die Weihnachtsgeschichte schreiben wollen. Normalerweise hätte ich mein iPhone dafür genutzt. Jetzt musste wieder der iMac ran. Schneller ging das alles mit dem Smartphone.

Autofahren ohne CarPlay?

Ich war spät dran und sprang ins Auto. Normalerweise hätte ich sofort CarPlay in meinem Auto aktiviert und Musik oder einen Podcast gehört. Ohne iPhone nicht möglich. Also habe ich seit langem mal wieder das Radio des Autos verwendet.

Ein Stau hält mich auf. Anscheinend wollen andere auch zu ihren Familien. Mit Apple Karten oder Google Maps hätte ich sonst alle Staus umfahren. Das Navigationssystem des Autos zeigte mir keine Empfehlungen zur Umfahrung der Staus an.

Weihnachten für einen Digital Native ohne Smartphone

Sehr viel später kam ich beim Haus meiner Familie an. In den letzten Stunden bin ich nicht angerufen worden und habe auch keine Nachrichten bekommen. Irgendwie war das ein komisches Gefühl. Auch dass ich kein Smartphone mehr in der Hosentasche trug fühlte sich merkwürdig an.

Ich fühlte mich sehr alleine, als ich das Haus meiner Familie betrat. Aber dieses Gefühl hielt nur kurz an. Hier begann wieder das wahre Leben. Ein Smartphone, Apps und Services waren die nächsten Stunden nicht mehr erforderlich. Und ich vermisste auch nichts.

Vielleicht hätte ich doch noch wissen wollen, wer mir alles Weihnachtsgrüsse sendet. Und sich dabei wundert, dass ich nicht antworte.

Wir saßen gemütlich zusammen, es gab zu Essen, Geschenke wurden verteilt und viele Geschichten wurden erzählt. Ich erzählte natürlich auch von meinem kaputten iPhone und was ich alles seitdem erlebt hatte. Es war eine gute Geschichte.


Und nun zur wahren Geschichte

Alles was ich vorher geschrieben habe ist eine fiktive Geschichte mit einem sehr wahren Kern.

Die obige Geschichte zeigt auf, wie sehr wir uns mittlerweile auf unsere Smartphones, die Apps und Services verlassen, die wir nutzen. Und ein Digital Native hat ganz besonders viele Apps und Services im Einsatz. Diese müssen alle wiederhergestellt werden, damit wieder alles wie vorher funktioniert.

Tatsächlich ist mein iPhone 11 Pro Max am 21.12. ausgefallen. Es war an meinem ersten Urlaubstag am Ende des Jahres. Den restlichen Tag habe ich mich dann damit beschäftigt dafür zu sorgen, dass ich wieder erreichbar wurde und selbst wieder aktiv werden konnte.

Kauf eines neuen iPhones

Im Apple Store gab es ein iPhone 13 Pro Max, das ich dann auch zwei Stunden später abholen durfte. Mit den gedruckten Impfnachweisen kam ich in den Store und erhielt das iPhone und ein passendes Ladekabel, was ich dazu bestellt habe. Ich entschied mich, das iPhone direkt im Laden aufzusetzen.

Das iPhone 13 Pro Max und das MagSafe Ladekabel
Das iPhone 13 Pro Max und das MagSafe Ladekabel

Der Plan war das Smartphone innerhalb von 90 Minuten aufzusetzen und dann einen Genius Bar Termin für die Fehlerbehebung des alten iPhones wahrzunehmen. Diesen hatte ich auch noch reservieren können.

Restore der Daten aus der iCloud

Im Grunde haben Apple und andere Smartphone-Anbieter dafür gesorgt, dass der Umstieg auf ein neues Smartphone einfach gemacht wird. Meistens sind die wichtigsten Daten in Cloud-Speichern gesichert und werden nach Anmeldung mit der persönlichen Login-Kennung direkt auf das Smartphone zurückgeladen. Alle Apps werden dann aus den App Stores gezogen und meistens ist nach dem Restore das Telefon genau so nutzbar wie das vorherige.

Der Teufel liegt allerdings im Detail. Manche App-Entwickler sehen vor, dass man nach einer Neuinstallation wieder sauber eingeloggt ist. Bei vielen anderen Apps ist dies aber nicht der Fall und man muss sich wieder mühsam selbst einloggen. Einige Apps speichern Daten wie die Apple Fitness-App. Dort sind alle Datensätze seit Mai 2015 nach dem Restore wieder verfügbar. Ein Gegenbeispiel ist die Corona Warnapp. Diese hat weder die Begegnungsdaten der letzten 14 Tage gespeichert noch die COVID-Impfnachweise.

Im Apple Store habe ich das Store-WLAN benutzt, um den Restore aus der iCloud zu starten. Leider bin ich nicht der einzige, der dieses Netzwerk nutzt. Das iPhone zeigte mir 4 Stunden für das Update auf iOS 15.2. Mein Zeitplan geriet ins Wanken und ich entschied mich den Restore des iPhones zu Hause fortzusetzen. Dort hatte ich 500MBit zur Verfügung.

Auf der Rückfahrt machte ich mir erstmal Sorgen, ob ich den unterbrochenen Restore in meinem WLAN fortsetzen konnte. Aber die Sorge war unbegründet. Zu den ersten Daten, die Apple aus der iCloud zurücklädt gehören WLAN-Logindaten. Das neue iPhone erkannte also mein Funknetz und zeigte statt 4 Stunden nun 4 Minuten für den Beginn des iOS-Updates an. Ab diesem Moment lief der Restore auf vollen Touren. Interessanterweise zeigte er mir allerdings nur ein zwei Tage altes Backup an, obwohl das letzte Backup am Vortag erfolgreich gelaufen ist.

Wiederherstellung des alten iPhones

Während das iPhone 13 aus dem iCloud Backup für mich aufgebaut wurde, fuhr ich wieder zum Apple Store. Dort versuchte der Apple Genius zuerst das iPhone 11 in den DFU Modus zu versetzen und an ein MacBook anzuschließen. Ihm gelang es auch direkt, dass das MacBook das iPhone als Gerät im Finder anzeigte. Das war mir nicht gelungen.

Aber ein Restart des iPhones war nicht möglich. Er musste schließlich das Gerät komplett neu initialisieren. Das funktionierte endlich und ich konnte auch dieses Smartphone wieder aus dem iCloud Backup wiederherstellen. Interessanterweise bot mir Apple aber diesmal ein neueres Backup an. Warum? Wieso wurde mir für das neue iPhone nicht auch das neueste Backup angeboten?

Wiederherstellungsversuch eines iPhones im Apple Store
Wiederherstellungsversuch eines iPhones im Apple Store

Wieder zu Hause angekommen konnte ich auch das alte iPhone 11 wieder aus dem iCloud-Backup vollständig aufbauen.

Mein neues iPhone 13 Pro Max

Nachdem der Restore abgeschlossen war, hatte ich zwar ein funktionsfähiges iPhone, aber einige offene Punkte waren noch zu klären.

  1. Ich musste die eSIM von Vodafone für meinen privaten Mobilfunkvertrag konfigurieren
  2. Ich setzte die Nano SIM von Vodafone für meinen beruflichen Mobilfunkvertrag ein
  3. Alle Apps und Services prüfte ich, ob die Anmeldung funktionierte, so dass ich die Apps und Services nutzen konnte
  4. Die Aktivierung der Banking Apps stellte sich als besonders schwierig für das neue Smartphone heraus
  5. Die Impfzertifikate musste ich in der Corona Warn-App hinterlegen
  6. Die Konfiguration der Face ID hatte ich auf später verschoben
  7. Die Kreditkarten für Apple Pay aktivierte ich
  8. Mein Hörsystem Signia Active Pro stellte ich wieder als Hörhilfe ein
  9. Ich aktivierte die Zweifaktorauthentifizierung (2FA) für kritische Services in den 2FA-Apps
  10. Und ich hinterlegte das neue iPhone bei einigen Services als neues Gerät. Dies war zum Beispiel für Google erforderlich, das immer noch 2FA-Anfragen an das alte iPhone stellte.

An dieser Liste erkennt man, dass ein Digital Native viel mehr Services als ein normaler Nutzer einsetzt. Und diese sind nicht mit dem Standard-Restore von Apple nutzbar. An zwei Beispielen möchte ich aufzeigen wieviel manueller Aufwand noch erforderlich ist, um ein Smartphone wiederherzustellen, so dass es wieder vollständig nutzbar ist.

eSIM aktivieren

Vodafone beschreibt in einer Online-Anleitung, wie man eine eSIM von einem auf ein anderes Smartphone übertragen kann. Dafür ist es allerdings erforderlich, dass man dieses zuerst auf dem alten Gerät löscht.

Was für ein Quatsch, wenn das Handy verloren ging oder gestohlen wurde. Und was ist mit meinem iPhone 11, das seine Daten aus dem Backup bezogen hat?

Interessanterweise waren die eSIM-Einstellungen auf dem alten iPhone vorhanden aber nicht auf dem neuen, obwohl beide aus demselben Backup wiederhergestellt wurden.

Glück im Unglück. Ich konnte die eSIM auf dem iPhone 11 löschen. Wenige Minuten später zeigte die aufgerufene Vodafone-Webseite an, dass die eSIM wieder freigegeben war. Ich konnte den angezeigten QR-Code auf dem iPhone 13 einlesen und wenige Sekunden später war ich wieder telefonisch erreichbar.

Banking Apps nutzbar machen

Dies ist eine besonders herausfordernde Aufgabe. Aufgrund der Angreifbarkeit von Smartphones sind die Sicherheitsmaßnahmen bei Banking Apps verschärft.

So verlangt Comdirect eine PhotoTAN-App zur Freigabe von Transaktionen. Diese App muss mit einem speziell von Comdirect verschickten QR-Code autorisiert werden. Ich musste dieses Schreiben mit dem QR-Code finden, das ich vor mehr als 3 Jahren erhalten habe. Die Alternative war einen Auftrag an Comdirect für einen neuen QR-Code zu senden. Ich fand tatsächlich das Schreiben von Comdirect.

Die ING DIBA App kann ich entweder mit einer bereits authorisierten App oder zwei ITANs auf dem neuen iPhone freigeben. Aber die App auf dem alten iPhone war nach dem Restore nicht mehr authorisiert. Die iTANs konnte ich zum Glück wiederfinden, obwohl ich sie seit mehr als sieben Jahren nicht mehr genutzt hatte. Mit zwei iTANs war dann auch die ING DIBA App auf dem neuen iPhone nutzbar.

Meine dritte Bank-App nutzte eine spezielle zweite App als zweiten Faktor. Um diese zu autorisieren benötigte ich ein Schreiben der Bank, welches ich nicht mehr finden konnte. Ich habe per Email einen neuen Freigabecode angefordert. Erst damit kann ich auch auf dieses Konto wieder zugreifen.

Ende gut, alles gut?

Das war eine ziemlich teure Weihnachtsgeschichte. Eine Geschichte, die aufzeigt wie abhängig wir von unseren Smartphones sind. Und wie wahrscheinlich es ist, dass ein Smartphone verloren geht, gestohlen wird oder kaputt gehen kann. Und dass ein Ersatzgerät verfügbar sein sollte, wenn man weiterhin die Vorteile des Digitalen Lebens nutzen will. Am Besten sollte dieses Ersatzgerät auch schon fertig konfiguriert sein.

Wie schon oben gesagt, sorgen die Smartphone-Hersteller dafür, dass man schnell auf ein neues Gerät umsteigen kann und seine Daten auf das neue Gerät überspielt bekommt.

In meinem speziellen Fall habe ich einen ganzen Tag benötigt (tatsächlich bis drei Uhr morgens), um das iPhone 13 auf denselben Stand wie das iPhone 11 zu bringen. Eine Erfahrung, die ich nicht nochmal machen möchte.

Für die Zukunft bin ich aber vorbereitet.

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