Die Waliser haben eine besondere Zuneigung zu Drachen. Immerhin ist der Drachen auf dem Landeswappen zu finden. Ein Wunder, dass Game of Thrones nicht in Wales gedreht wurde, sondern vor allem in Nordirland. Deshalb ist es aber verständlich, dass Dragon Data in Wales gegründet wurde. Interessanterweise von der Metallspielzeugfirma Mettoy, die Anfang der 80er Jahre die Homecomputer als das Next big thing erkannt hatten.
Sie beauftragten die Firma PA Technology aus Cambridge (PAT) einen leistungsfähigen 8bit Computer zu gestalten. PAT fanden Inspiration bei einem anderen Computer aus den USA, dem Tandy Color Computer (CoCo). In kürzester Zeit bauten sie einen Prototypen basierend auf demselben Motorola Referenzdesign und den zugehörigen Prozessoren. Mettoy genehmigte das Design und die Produktion begann.
Dragon Data brachte im August 1982 den Dragon 32 auf den Markt und war vor allem in UK erfolgreich. Der Dragon 64 folgte im Jahr 1983. Tatsächlich war Dragon Data schon ein Jahr später bankrott.


Wie habe ich die Dragon-Computer wahrgenommen?
Die Dragon Computer waren für mich persönlich eher als ein unwichtiger Computer der 80er Jahre in Erinnerung geblieben. Deshalb habe ich mich auch jetzt erst intensiv mit seiner Geschichte beschäftigt. Ich wollte verstehen, ob dieser Eindruck falsch ist. Aber selbst nach dieser Recherche erschließt sich mir immer noch nicht so recht, ob er gut oder schlecht war. Was ich vor dieser Recherche als Gut oder Schlecht an den Dragon Computern wahrgenommen habe war folgendes:
Gut
- Tastatur
- 32KB RAM. Später 64KB beim Dragon 64
- Microsoft Extended BASIC
- Großes massives Gehäuse
- Software-Kompatibilität mit Tandy Color Computer (teilweise)
Schlecht
- Motorola 6809 Prozessor. Der Mainstream hatte Z80 oder 6502
- Grafikauflösung
- Anzahl und Auswahl der Farben
- Keine Kleinbuchstaben
- Diskettenlaufwerk kam zu spät auf den Markt
Verwandschaft von Dragon 32 und Tandy Color Computer
Der Dragon und der Tandy Color Computer basieren auf einem Referenzdesign von Motorola.

Dieses Referenzdesign nutzte Tandy ursprünglich für eine Art Informationsterminal für amerikanische Bauern (AgVision). Später nutzten sie dieses Design, um es als weitere Computerplattform neben dem Tandy TRS 80 herauszubringen. Der CoCo war geboren. Mit wenig RAM und einer schlechten Tastatur wurde der CoCo ein wichtiger Homecomputer in den USA. Nach Europa ist der Computer kaum gelangt. Es folgte ein kaum verbesserter CoCo 2 und dann schließlich im Juli 1986 der stark verbesserte CoCo 3.
Die technische Ähnlichkeit zwischen CoCo und Dragon ist frappierend. Tatsächlich trafen die Architekten von PA Technology ein paar Designentscheidungen, die den Dragon ein wenig vom CoCo absetzten. Das BIOS wurde vollständig neu geschrieben. Der Dragon sollte ursprünglich mit 16KB RAM verkauft werden. Durch die Ankündigung von Sinclair, den Spectrum mit 16KB und 48 KB zu veröffentlichen, entschied sich Dragon Data kurzfristig den Speicher auf 32KB aufzurüsten.




Der Dragon 64 wiederum war nur ein RAM Upgrade des 32er. Dragon machte viele Ankündigungen über neue Produkte (wie es damals auch bei der Konkurrenz üblich war), aber ließ keine neue Technologien folgen.
OS-9 als Unix-ähnliches OS fand ich bemerkenswert für einen 8bit-Computer der damaligen Zeit. Aber wer hat das richtig produktiv genutzt? Und wirklich Spaß macht das Nachladen von Befehlen auch erst mit einer Festplatte. Hat jemand von den Dragon Usern wirklich Erfahrungen mit OS-9 gemacht? Auf einem CoCo 3 macht OS-9 durchaus Sinn.
Für diesen Beitrag genutzte Quellen
Während der Recherche zu diesem Beitrag habe ich viele Quellen gefunden, welche die Geschichte von Dragon Data, die „Kompatibilität“ der Dragon Computer zum Tandy CoCo und Erfahrungen von Dragon Usern beschreiben. Diese Informationen kann man aus folgenden Quellen nachlesen.
War der Dragon ein wichtiger Homecomputer?
Dieser Beitrag über die Dragons und auch Tandys CoCos soll der Frage nachgehen, wie wichtig diese Computerplattform in der Geschichte der Homecomputer war. Es ist erstmals ein Beitrag von mir über eine historische 8bit-Homecomputerplattform, die ich nie persönlich erfahren habe und auch nicht als Teil meiner Computersammlung habe. Deshalb habe ich im Dragon 32/64-Forum des Vereins zum Erhalt klassischer Computer (VzEkC) e.V. nachgefragt.


Was haben die Fans dieser Computer als persönliche Erfahrungen mit dieser Plattform gemacht?
Was ich aus diesen Kommentaren im Forum und weiteren Quellen mitgenommen habe, hat folgende Erkenntnis für mich geliefert. Ich fasse sie kurz zusammen.
War der Dragon 32/64 erfolgreich?
Ich sehe einige Gründe, warum dieser Computer teilweise erfolgreich war.
- zu dem Zeitpunkt als Sinclair ZX Spectrum und andere Homecomputer noch nicht in hohen Stückzahlen lieferbar waren, konnte Dragon Data den Dragon 32 liefern und hatte ein erfolgreiches erstes Weihnachtsgeschäft
- Dragon Data unterstützte Kunden und Entwickler mit guter Dokumentation
- es war ein Extended BASIC von Microsoft eingebaut, was die Programmierung sehr einfach machte
- die Kompatibilität zum Tandy CoCo sorgte schon für eine gute erste Softwareausstattung
- wenn ich es richtig verstanden habe, war auch der Steckmodulanschluss identisch zum Tandy CoCo
- das Gehäuse und die Tastatur waren hochwertig und signalisierten Qualität und Anspruch
- die Möglichkeit eines Multiuser- und Multitasking-OS wie OS-9 für den Dragon 64 hörte sich gut an (obwohl es wahrscheinlich nie genutzt wurde)
- als Mitte 1984 Dragon Data bankrott war, konnten Restbestände sehr günstig gekauft werden. Dadurch sind viele wahrscheinlich über den Preis zum Dragon-Nutzer geworden.

Aber erst mit dem CoCo 3 wurde die Hardwareplattform wirklich gut. Großer Speicherplatz, bessere Grafik und leistungsfähigerer Prozessor (wenn mit dem Hitachi 6309 ausgestattet) kamen allerdings zu spät. Da waren die 16bit-Produkte von Atari und Commodore schon erfolgreich.
Wie waren die Verkaufszahlen?
Ich habe leider keine belegbaren Verkaufszahlen für die Dragon und CoCos gefunden. Ich wüsste wirklich zu gerne, wieviele über die Jahre verkauft wurden. Aus einer Statistik (Quelle: theregister.com) kann ich erkennen, dass im Juli bis September 1983 der Dragon hinter dem Spectrum und dem VIC20 auf Platz 2 oder 3 in UK lag. Aber ab September ist er dann auf die Plätze 7-9 zurückgefallen hinter Spectrum, C64, BBC B, ZX81, VIC20 und Oric-1.

Vielleicht hat ja einer noch Zugriff auf solche Statistiken, und kann im Kommentarbereich darauf verweisen?
Meinungen: Dragon Fans zum Dragon 32/64
Im Dragon 32/64 Forum habe ich viele interessante Informationen von Besitzern des Computers bekommen. Ich wollte wissen,
- was die Dragon-User vom Prozessor halten?
- wie sie die grafischen Fähigkeiten des Computers einschätzen?
- was die walisische Herkunft des Dragon für sie bedeutete?
- was sie über die Hardware-Qualitäten des Computers zu sagen haben?
- ob sie OS-9 tatsächlich als fortgeschrittenes Betriebssystem genutzt haben?
Ich habe alle von mir ausgewählten und sortierten Kommentare aus der Forumsdiskussion über das Thema „Dragon 32/64 – war das ein wichtiger Computer?“ mit dem Usernamen der VzEkC-Mitglieder hier vermerkt. Für die vollständige Diskussion mit allen Kommentaren empfehle ich die Forumsdiskussion im Forum des VzEkC e.V. zu lesen.
Zum Motorola 6809 Prozessor
Von ThoralfAsmussen gibt es drei großartige Links auf Artikel zum Motorola 6809 Mikroprozessor im Byte Magazin aus dem Jahr 1979: A Microprocessor for the Revolution: the 6809.
- Part 1: Design Philosophy
- Part 2: Instruction Set Dead Ends, Old Trails and Apologies
- Part 3: Final Thoughts
Andere Computer, die diesen Microprozessor (oder den kompatiblen Hitachi 6309) verwendet haben waren die Thomson Computer MO5, MO6, TO7/70, TO8, TO9, TO9+ und der Epson HX20.
1ST1 zufolge ist der 6809 kein schlechter Prozessor. Die Programmierung der 680x CPUs ist dem 65xx sehr ähnlich, er hat aber mehr Register, was sicher kein Nachteil ist.
Gerd5 bestätigt, dass der Motorola 6809 sicherlich ein weniger oft verwendeter Prozessor im Vergleich zu Z80 oder 6502 war. Er hebt die Unterstützung von relativer Adressierung hervor. Der zum 6809 kompatible Hitachi 6309 habe diese relative Adressierung noch verbessert und die Ausführungszeiten verringert.
ThoralfAsmussen ist der Überzeugung, dass der 6809 sowas ist wie ein Super-6502. Und er hat allerlei interessante Features, die, wenn man sie denn mal benutzt hätte, unglaublich viel für Speed oder Systemsicherheit bringen würden.
Auch Diddl ist vom Prozessor überzeugt. Im Vergleich von 6502 zu 6809 sei das wie ein Trabi zu einem Mercedes. Den Pin-kompatiblen 6309 von Hitachi könne man in jedes 6809 System reinstecken und man sei ultimativ happy. 6502 zu 6309 wiederum sei wie ein Trabi zu einem Tesla.
Ultrawarp schreibt in einem anderen Forumsbeitrag, dass der 6809 aus Sicht eines Softwareentwicklers die eleganteste 8Bit-CPU gewesen sei. Der im Referenzdesign von Motorola verwendete Videoprozessor sei dagegen unterirdisch gewesen.
Zu den graphischen Fähigkeiten der Dragon-Computer
ThoralfAsmussen ist der Meinung, dass die Kleinbuchstaben wahrscheinlich niemandem wirklich gefehlt haben. Was viel schlimmer war, sind die fehlenden Farben. Man solle Bilder von Spielen auf dem normalen Dragon/CoCo mit denen bei einem ZX Spectrum oder auch TI 99/4A vergleichen. Der C64 war wohl deutlich teurer (anfangs) und der BBC auch, da wäre so ein Vergleich unfair. Die Kleinbuchstaben fehlen aber dort, wo es dann mit OS-9 ein wirklich gutes OS für diesen kleinen Rechner gibt. Deshalb sei er dann eben auch nicht als „professionelles” Gerät anzusehen.
Diddl wiederum weist darauf hin, dass der CoCo 3 von Tandy dem C64 haushoch überlegen sei, auch in Bezug auf die Grafik. Das einzige Manko waren die fehlenden Sprites. Aber in Bezug auf Farben, Auflösung und Modi sei der CoCo 3 besser.
Diddl schreibt in einem anderen Forumsbeitrag, dass die Grafik bei den CoCo 1/2 und Dragon 32/64 nicht die Beste gewesen sei. Der Motorola Videoprozessor könne fast nichts, weder viel Farben noch gute Auflösung. Da es keine Sprites unterstützt, sei Spieleentwicklung ein hartes Brot. Der Sound sei auch eher mäßig.
Zur Walisischen Herkunft
Die Dragon Computer wurden zuerst in Swansea, später in Port Talbot produziert. Beide Orte sind in Wales. Die Welsh Development Agency war an Dragon Data beteiligt.
ThoralfAsmussen findet den Ort bemerkenswert, wo die Dragon Computer gebaut worden sind. Da war Anfang der 80er Jahre totale Thatcher-Ödnis. Der Dragon war wahrscheinlich einer der wenigen industriellen Lichtblicke außerhalb Londons. Wahrscheinlich trage auch das dazu bei, daß der Dragon immer ein wenig überbewertet rüberkommt.
Diddl sagt, dass es neben dem walisischen Dragon einige Computer aus England gab, wobei die meisten aber nur in England bekannt waren. In Deutschland hatte man so ohne Internet und ohne Vertriebsnetz auch kaum eine Chance davon zu erfahren. Den Dragon kannte man aber auch in Deutschland.
Zur Hardwarequalität des Dragon 32/64
Für ToralfAsmussen sieht der Dragon als Homecomputer total konkurrenzfähig aus. Nur das RAM hätte Dragon Data mal viel eher auf 64KB aufstocken müssen, bzw. alternativ eine weniger aufwändig produzierte Version mit 16KB anbieten sollen. Außerdem war er damit wahrscheinlich in UK viel zu teuer. Nicht so teuer allerdings wie der BBC Micro. Aber Acorn konnte sich das wegen der BBC TV Show The Computer Program und Schul-Curricula leisten. Aber der Dragon war preislich weit weg von dem was Sinclair vorgegeben hat. Und sicher auch über den Preisen von VIC20, C64 und Atari.
Diddl hebt hervor, dass der Dragon richtig robust gebaut ist. Böse Zungen behaupten, er sei klobig. Ihm persönlich passt auch die Tastatur besser. Die CoCo wirken leichter und verletzlicher. Der CoCo 1 hat überhaupt nur eine Art Folientastatur. Er würde sich immer einen Dragon holen statt eines CoCo. Mit Ausnahme des CoCo 3, da gibt es keinen Dragon der dem technisch das Wasser reichen kann. Die Community sei beim Tandy auch viel größer.



MarkL ist der Überzeugung, dass unter den britischen Homecomputern der Dragon tatsächlich recht gut und wertig verarbeitet und anzufassen ist. Ansonsten gäbe es da schon ganz heftige Gurken, ungeachtet ihres wirtschaftlichen Erfolges, oder vielleicht gerade deswegen. Das Netzteil sei etwas fehlkonstruiert, zumindest mechanisch.
Das Gehäuse scheint bei den meisten von den Dragon-Fans zu gewinnen. Ich frage zu dem Label auf dem Computer nach. Aus einem Bericht habe ich entnommen, dass dies ein Papierlabel sein soll.
MarkL bestätigt das und weist darauf hin, dass es sogar Hochglanzpapier sei, was sich leicht wellt und zum Gilb neigt.
Laut Diddl gibt es bei eBay einen Händler, der mit einem Ersatzlabel seit Jahren ein gutes Geschäft macht.
Zur Nutzbarkeit von OS-9
Diddl schreibt, dass OS-9 absolut klasse ist. Im Vergleich zu CP/M sei das wie MS-DOS zu Linux. Allerdings konnte nur der CoCo 3 die Leistung von OS-9 richtig ausspielen. Da hatte man wenigstens bis zu 2MB Speicher. Allerdings hat Tandy an der MMU gespart. Diese Billig MMU Lösung ist für OS-9 eine sehr holprige Lösung. Aber vielleicht hatte Tandy auch recht: der durchschnittliche Homecomputer-Benutzer wollte eh kein OS-9.
Auch Gerd5 ist der Meinung, dass insbesondere der Tandy CoCo 3 mit auf 512KB erweitertem RAM unter OS-9 zeigte, was in dem Prozessor an Möglichkeiten drin steckt.
ThoralfAsmussen hat OS-9 mal auf einem Atari Mega STE kennenlernen dürfen. Es war schnell und einfach und logisch und extrem modular. Außerdem stabil und eigentlich völlig unauffällig, was bei sowas ja ein wirkliches Kompliment ist. Kurz: OS-9 hat schön und gut funktioniert, es ist außerdem flott und auch gut bedienbar. Zu 8Bit OS-9 könne er nix sagen.
Zusammenfassung
Aus den vielen Kommentaren hat sich bei mir dann folgendes Bild ergeben:
- Der 6809 war kein schlechter Prozessor. Leider wurde das Potential weder von Tandy noch von Dragon Data oder Entwicklern gehoben. Der Tandy CoCo 3 sei eine Ausnahme. Der Hitachi 6309 wurde von vielen Dragon-Besitzern als Tuning-Maßnahme verbaut.
- Die grafischen Fähigkeiten des Rechners oder die fehlenden Kleinbuchstaben seien im Vergleich zu der Konkurrenz ein Nachteil. Und deshalb war er ein schlechterer Spielcomputer. Immerhin war das einer der Haupteinsatzzwecke von Homecomputern.
- Keiner scheint wirklich Erfahrungen mit OS-9 auf dem Dragon gemacht zu haben. Damit war OS-9 wahrscheinlich genauso ein Feigenblatt für professionelles Arbeiten auf dem Dragon, wie es CP/M für viele Z80-Computer (z.B. Amstrad/Schneider) war. Eine ähnliche Situation hatte man auch beim C128 mit seinem Z80. Und wer hat wirklich CP/M darauf genutzt?
- Die walisische Herkunft ist wirklich was besonderes, wie auch der Gründer von Dragon Data. Dass eine Blechspielzeugfirma wie Mettoy einen Computer herausbrachte ist genauso ungewöhnlich wie Tandy RadioShack (Lederwaren/Elektronikprodukte), die den TRS80 entwickelten.
Laut ThoralfAsmussen habe sich Tandy in den USA zur Erscheinungszeit des Dragon bereits für ganz andere Geräte interessiert. Das sind dann relativ schnell echte Büromaschinen geworden. Ein Beispiel sei das TRS-80 Model 16, auf dem auch frühe Unixe liefen. Er weist dabei auf die Tandy Radio Shack Kataloge hin, die man hier runterladen kann.
Diese Kataloge sind großartig und erlauben einen schönen Blick zurück in die Vergangenheit. Die Quelle-Kataloge der damaligen Zeit waren genauso aufgebaut. Es kommen tolle Erinnerungen hoch an die damaligen Zeiten, als ich die Technik-Seiten durchstöbert habe.
Vergleich des Dragon 32 mit anderen Homecomputern der Zeit
Die folgende Slideshow mit Bildern von RetroGuy zeigt einen schönen Größenvergleich mit anderen Homecomputern, die damals Konkurrenten waren. Dies sind Bilder mit den Tandys CoCo 1, CoCo 2 und CoCo 2 mit 64KB RAM. Aber auch Bilder mit Commodore C64, Sinclair ZX Spectrum und Acorn Electron sind dabei. Beim Klick auf die Bilder öffnet sich eine Ganzbildansicht.
Tandys CoCo 3 im Vergleich zum Dragon 32/64
Wegen der vielen Hinweise auf den Tandy CoCo 3 habe ich mir auch ein wenig mehr Informationen zu Tandy CoCos angeschaut. Ich stelle für mich fest, dass der Dragon 32/64 und die CoCo 1/2 wirklich sehr nah beieinander liegen. Alle basieren auf demselben Referenzdesign von Motorola.




Der CoCo 3 dagegen ist eine große Weiterentwicklung gegenüber den Dragons mit viel besseren Grafikfähigkeiten und viel mehr Speicher (128KB erweiterbar auf 512KB RAM). Gegenüber dem CoCo 2 hatte er auch eine angepasste Tastatur mit neu angeordneten Pfeiltasten und zusätzlichen CTRL, ALT, F1 und F2 Tasten. Dieser Rechner ist allerdings erst auf dem Markt erschienen, als Dragon Data schon lange bankrott war.
Tandy hatte also den längeren Atem und hat diese Rechnerlinie (die ja mit den TRS80 und den Tandy PCs nicht kompatibel war) noch weiterentwickelt. Das ist Dragon nicht gelungen.
Fazit
Für mich stellte sich in diesem Beitrag die Frage, ob der Dragon in irgendwas besser war als der CoCo 1/2? Oder ob er nur einer dieser Me Too Computer war, weil Homecomputer Anfang der 80er Jahre in UK richtig durchstarteten? Tatsächlich konnte er ja 1982 nur in großen Stückzahlen verkauft werden, weil die Konkurrenten den Markt nicht vollständig bedienen konnten. Viele Käufer sind damals einfach auf den verfügbaren Dragon 32 umgestiegen.
Er hat trotz seiner grafischen Limitationen eine Fangemeinde gefunden, die diese Computer auch heute noch liebt und pflegt. Er hatte eine kurze aber interessante walisische Geschichte. Nach dem Bankrott von Dragon Data lebte er noch ein paar Jahre unter spanischer Leitung der Firma Eurohard S.A. weiter.
Aber so richtig erfolgreich war der Dragon weltweit nicht. Auch die Expansion auf den amerikanischen Markt mit Tano Dragon lieferte nicht die erhofften Verkaufszahlen. Dafür war die Nische schon von Tandy und seinen CoCos besetzt. Glücklicherweise konnte man noch bis in die 2010er Jahre aus den Tano-Produktionsbeständen originalverpackte Tano Dragon 64 kaufen.
Wie bei meinem letzten Beitrag über den Texas Instruments TI-99/4A ist auch der Dragon ein Beispiel für einen Computer, der nach dem Ausstieg der Firma aus dem Homecomputermarkt noch eine große Anzahl von Neubesitzern bekommen hat. Sie suchten dann nach Unterstützung, Software und Hardwareerweiterungen. Die Kompatibilität zum Tandy CoCo war auch hier sehr hilfreich.
Alles in allem waren die Dragon Computer ein (im wahrsten Sinne des Wortes) solider Meilenstein der britischen Homecomputerära. Die Herzen flogen aber eher dem ZX Spectrum zu. Wegen Grafik und Sound bewunderte man eher den amerikanischen C64 mit seinen Spezialchips. Acorn war im hochpreisigen Segment einfach gesetzt. Oric hatte ein zweites Leben in Frankreich. Amstrad mit seinen CPCs war ein überraschender neuer Champion. Aber durch den Zusammenbruch des 8bit Homecomputermarkts ab 1984 sind viele Firmen genau wie Dragon Data kaputt gegangen.
Es ist schade, dass Dragon Data nicht innovativer war und auf den nächsten 16bit-Zug aufgesprungen war. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass nicht genügend Expertise für diese neue Technik-Generation bei Dragon Data vorhanden war. Somit bleibt der Dragon 32 und sein RAM-Upgrade Dragon 64 eine verbesserte walisische Kopie eines amerikanischen Computers.
Danksagungen
Dies ist mein erster Beitrag über einen britischen (walisischen) Homecomputer der 80er Jahre, den ich damals nicht selbst hatte und nicht richtig wahrgenommen habe, obwohl ich damals die Your Computer regelmäßig gelesen habe.
Ich bedanke mich bei den Teilnehmern des Dragon 32/64 Forums des VzEkC e.V. Durch ihre Kommentare auf meine Fragen zum Dragon habe ich diesen Computer und seine Stärken und Schwächen verstehen können. Sie haben diesen Beitrag erst möglich gemacht.
Außerdem ein großes Dankeschön an Diskmix für die Fotos seines Dragon 32 und Tandy CoCo 2, die er mir extra für meinen Beitrag zur Verfügung gestellt hat. Beide Computer sind auch nach über 40 Jahren in einem tollen optischen Zustand.
Auch RetroGuy spendete tolle Bilder. Gerade die hilfreichen Vergleiche mit anderen Computern (C64, Acorn Electron, ZX Spectrum) machen viel Spass. Sie zeigen auf, wie solide, groß und massiv der Dragon 32 gebaut ist. Vielen Dank für all die Mühen.
Und diese Fans sind es, die auch heute noch diese Vergangenheit mit viel Begeisterung und Einsatz am Leben halten. Gut, dass es diese Retroszene auch für diesen interessanten walisischen Computer und sein amerikanisches Vorbild gibt.
Danke für den schönen Beitrag zum Dragonm und zur Motorola 6809, prima.
Kleine Korrektur.
Der Tandy CoCo-3 ist erweiterbar auf 2 Megabyte, kein CoCo-3 ist so aufgerüstet.
Ergänzung:
OS9 wird bis heute verwendet und sogar weiter entwickelt.
Ein paar Enthusiasten haben OS9 zu NitrOS9 geführt.
Quelloffen und modern, Unterstützung für moderne Zusatz Hardware.
NitrOS9 läuft auf meinem CoCo-3 und nutzt 2MB und SD Karte als Festplatte.
Sorry: ” mein CoCo-3 ist so aufgerüstet.” wollte ich schreiben statt “kein …”
Als D32-Besitzer bin ich für die ein oder andere interessante Neuigkeit im Zug des Entstehens dieses Blogeintrags dankbar.
Ich hätte gerne mal das Foto mit dem SD-Card-Adapter größer angeschaut. Kann man das Blog-Design anpassen,so dass Fotos klickbar sind? In der Fotostrecke ist genau dieser Dragon mit SDcard nicht dabei.
Hallo MarkL,
ich habe die Einzelfotos jetzt klickbar gemacht. Aber ich habe ausgerechnet dieses Bild nur in geringer Auflösung hinterlegt.
Ich empfehle hier das Original von Discmix unter https://forum.classic-computing.de/gallery/index.php?image/983-dragon-32/ anzuschauen.
Gruß, Andreas
Danke für den sehr schönen Artikel und es freut mich, dass ich dir ein wenig mit meinen Bildern helfen konnte.
Ich hab zwar den Dragon32 schon länger in meiner Sammlung, hab mich damit aber bisher kaum auseinandergesetzt.
Du hast das Thema sehr schön aufbereitet und einige wichtige Fragen aufgeworfen. Aus der historischen Betrachtung heraus ist es immer schwierig zu analysieren, ob und warum ein Produkt oder ein Hersteller gescheitert ist. Deswegen finde ich es total in Ordnung auch Fragen offen zu lassen und den Leser damit anzuspornen selber zu recherchieren. Auf jeden Fall bringst du das Thema auch den Usern gut rüber, die weniger in den Retro-Themen drin sind.
Ich folge deiner Seite ja schon einige Zeit und ich lese deine Artikel immer sehr gern.
Vielen Dank für die netten Worte und Deine großartige Unterstützung mit den Bildern. Auch dieser Beitrag hat wieder viel Spaß gemacht. Vor allem weil diesmal viele Fans dieser Plattform zu Wort gekommen sind und uns allen mehr Einblick in ihre Welt gegeben haben. Es war eine ganz andere Art der Analyse und Aufbereitung. Und es ist toll zu sehen, wie engagiert die Forumsteilnehmer sich beteiligen und einen bei der Recherche unterstützen.