Wenn man in den 80er Jahren Computerfreak war, dann kaufte man meistens einen Commodore-Computer in Deutschland. In den frühen 80er Jahren war es vor allem der C64, der die Phantasie seiner User beflügelte. Es gab nur eine kleine Fraktion von Sinclair-Nerds, die auf den ZX Spectrum schwörte. Dazu gehörte auch ich.

Der Brotkasten
Mir persönlich hat der Brotkasten, wie er abwertend, aber auch liebevoll genannt wurde, nie vom Look her gefallen. Aber ich muß zugeben, die Hardware und die Software war das beste, was man damals für wenig Geld kaufen konnte. Obwohl natürlich ein System aus C64, Commodore Monitor und Diskettenlaufwerk, schon locker in den vierstelligen DM-Bereich kommen konnte. Da war die Sinclair-Welt immer günstiger, aber natürlich auch technisch sehr viel eingeschränkter.
Im Software-Bereich waren beide Computer gleichwertig. Aber in Deutschland war es immer einfacher an Software für den C64 zu kommen. Damals begann das gegenseitige Kopieren von Disketten und das Aufbauen gewaltiger Software-Libraries. Es war damals kein besonders ausgeprägtes Schuldbewusstsein dafür vorhanden, daß man Raubkopierer war.
Aber diese leichte Verfügbarkeit von Software war auch einer der Gründe, warum der C64 in Deutschland der gefragteste Computer war. Software für den ZX Spectrum bekam man meistens nur auf Cassetten und auch nur in wenigen Läden (wie z.B. Vobis). Ich hatte keinen Tauschpartner für ZX Spectrum-Software in meiner Schule. Bei dem C64 hätte ich jeden Tag ein Dutzend neuer Software auf dem Schulhof bekommen können. Auch hatte unsere Schule ein eigenes Computerlabor, in dem nur C64er standen. Ich habe damals Simons Basic auf diesen Computern gelernt.
Die Geschichte von Commodore Computer
Commodore hat eine großartige Geschichte. Von Jack Tramiel gegründet, war Commodore jahrelang mit Taschenrechnern erfolgreich bevor man in den späten 70er Jahren die ersten Computer (z.B. PET) herausbrachte. Im Consumer Markt war der VIC 20 (in Deutschland der VC20 – Volkscomputer) erwähnenswert. Commodore und Texas Instruments bekämpften sich in den USA in einem ruinösen Preiskampf, der dazu führte, daß TI seinen 99/4a vom Markt nahm, weil er nicht mehr kostendeckend verkauft werden konnte. Commodore konnte den Preiskampf gewinnen, da sie die Prozessor-Firma MOS eingekauft hatten und deshalb die Kosten gering halten konnten. Das galt zwar auch für TI, aber der im TI 99/4a verbaute Prozessor war bereits ein 16 Bit-Prozessor und deshalb aufwändiger und teurer.
Der C64 gilt auch heute noch als meistverkaufter Homecomputer der Welt. Eigentlich gehört damit in jede Computersammlung ein C64. Da ich aber Sinclair-Fan bin, verzichte ich mal auf dieses Stück für mein Museum. Obwohl ich selbst auch viele schöne Erinnerungen mit dem C64 meines Bruders hatte, den dieser mit viel Zubehör und Software von einem meiner Mitschüler kaufte. Als ich im Jahr 2018 den C64 mini sah, wusste ich, daß ich dieses witzige Gerät als Platzhalter für den Original C64 haben wollte.

Business ist Krieg
Für Jack Tramiel war Business auch Krieg und so agierte er auch am Markt. Commodore dominierte weltweit mit VC20, C64, C128 die frühen 80er Jahre. Nicht immer wurden seine Entscheidungen vom Board getragen. Er zerstritt sich mit dem damaligen Board-Vorsitzenden Irving Gould und schied bei Commodore aus.
Das Management nach Tramiel versuchte die damals schon in Entwicklung befindliche Nachfolgegeneration von 8bit-Computern marktfähig zu machen. Aber aus unterschiedlichsten Gründen waren der C116, C16 und Plus/4 am Markt nicht erfolgreich. Gerade der Plus/4 versprach viel und hielt nichts davon. Tatsächlich war der Plus/4 einer der größten Fehler des neuen Managements. Der Plus/4 war ein Zufallskauf bei eBay. Auf einmal hatte ich ihn und habe ihn dann trotzdem in meine Sammlung aufgenommen als Beispiel für schlechte Management-Entscheidungen.
Nachfolger für den C64?

Was das neue Management allerdings gut machte, war die Übernahme der Firma Amiga, die die erfolgreiche 16bit-Zukunft der Firma Commodore sicherte. In meiner Sammlung habe ich ein weiteres Beispiel für schlechte Management-Entscheidungen: den Commodore Amiga 600. Dieser Computer sollte ein günstiger Ersatz für den Amiga 500 sein, wurde aber dann mit der Modellnummer 600 als hochwertiger Nachfolger marketingtechnisch positioniert. Die Kunden erkannten diesen Move allerdings und straften den Amiga 600 ab. Er wurde kein Erfolg am Markt.

Commodore pflegte über die nächsten Jahre seine Amiga-Linie und die PC-Reihe weiter. Auch der C64 wurde noch bis in die 90er weiter vertrieben. Am 29.4.1994 ging Commodore offiziell in Insolvenz. Der Markenname lebt weiter. Vor allem Enthusiasten lassen die alten Commodore Computer immer wieder aufleben.