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Apple AirPods Max und das Audiogramm

Lesedauer: 10 Minuten Diese Kopfhörer sind überteuerte Wireless-Geräte. Die AirPods Max können ein Audiogramm aus den Bedienungshilfen nutzen. Klingt das gut?

Ich habe diese Kopfhörer diese Woche für 100 € günstiger auf Amazon gefunden. Das war für mich der Zeitpunkt zuzuschlagen. Vor allem, da man den Klang der Apple AirPods Max mit einem eigenen Audiogramm auf seine Hörprobleme anpassen kann.

Ich habe vor kurzem bereits einen Bericht über die Apple Bedienungshilfen gemacht. Damals habe ich bereits den Test mit den AirPods Pro in Verbindung mit einem Audiogramm gemacht und war enttäuscht vom Ergebnis.

Dafür benötigt man auf dem iPhone ein Audiogramm, was man mit dem Mimi Hörtest erstellt. Das wird unter Apple Health gespeichert und kann dann vom AirPod Pro verwendet werden, um den Frequenzgang der eingespielten Musik oder Stimmen gemäß der Hörschwäche anzupassen. Diese Möglichkeit hat mich erstmal fasziniert. Aber ich mußte feststellen, daß dadurch die Höhen so sehr verstärkt wurden, daß ich diesen Klang als nervend wahrnahm.

Der Autor am 12.5.2021 über die Nutzung eines Audiogramms

Die AirPods Max

Gegenüber der AirPods Pro sind die AirPods Max doch eine ganz eigene Liga, was den Klang angeht. Sie produzieren einen beeindruckenden Tiefbass. Als geschlossene Kopfhörer dichten sie gegenüber der Aussenwelt vollständig ab. Der Effekt fühlt sich immer wieder sehr unangenehm an, vor allem wenn ich es mit der Aktiven Geräuschunterdrückung (ANC) kombiniere. Es ist als wäre ein gewaltiger Druck auf den Ohren zu spüren. Wenn man den Transparenzmodus aktiviert, dann fühlt man sich andererseits völlig befreit. Als würde man überhaupt keinen Kopfhörer tragen. Ein wirklich sehr angenehmer Effekt.

Der Tragekomfort ist großartig. Obwohl die AirPods Max viel schwerer als vergleichbare Kopfhörer sind. Der Bügel und das dort eingespannte Stoffnetz stützen sich leicht auf dem Kopf ab und verteilen das Gewicht sehr gut. Die Schalen für die Ohren drücken meiner Meinung nach zu stark auf den Kopf, aber nach wenigen Sekunden ist auch das Gefühl vergessen. Es wird allerdings sehr warm unter den Ohrpolstern. Die Ohrpolster kann man abnehmen und mit anderen Farben kombinieren. Ich persönlich habe die weißen AirPods Max bekommen und könnte mir vorstellen auch grün, schwarze und blaue Ohrpolster zu kombinieren. Diese kann man bei Apple als Ersatz für 80€ bestellen. Wieder ein Zubehör, wo Apple einen neuen Markt eröffnet.

Hochqualitative Anmutung der AirPods Max

Die Sitzposition der Kopfhörer über den Ohren kann man dank der Teleskopbügel angenehm anpassen. Diese Bügel sind aus Edelstahl gemacht und können satt und ohne Rasterung verschoben werden. Überhaupt ist die Qualität der Materialien und der Verarbeitung ganz bemerkenswert. Die leichteren Vergleichsmodelle von Sony, Bose oder B&O sind für die Gewichtsersparnis aus Kunststoffen gebaut. Ein weiteres Qualitätsmerkmal sind die leicht austauschbaren Ohrpolster. Sie werden magnetisch befestigt. Und das tun sie mit einem tollen Klickgeräusch.

Einfach alles an diesen Kopfhörern ist hochqualitativ. Das Stoffnetz am Kopfbügel ist handwerklich gut eingepasst und ein wirkliches Design-Statement. Auch die Kennzeichnungen L und R im gewebten Stoff der Ohrenpolster sind schön gemacht. Das Aluminium der Ohrhörer muß noch beweisen, daß es kratzrestistent ist. Aber die meisten Alugeräte von Apple zeigen wenig Kratzer bei pfleglicher Behandlung. Der Kunststoffüberzug über dem Bügel fühlt sich hochwertig an. Fast handschmeichlerisch.

AirPods Max und Audiogramm-Anwendung

Was ist ein Audiogramm? Wer regelmäßig zum HNO-Arzt geht und einen Hörtest macht, kennt Audiogramme. Das sind die Kennlinien, die beim Hörtest von der Arzthelferin erstellt werden. Man selbst sitzt in der Hörtestkabine, hat einen Kopfhörer auf und drückt auf einen Knopf, wenn man was hört. Dies wird getrennt für linkes und rechtes Ohr gemacht. Manchmal macht man auch den Test über die Knochenleitung.

Ein solches Audiogramm zeigt auf, wie stark die eigene Hörwahrnehmung bei höheren Frequenzen abnimmt. Auf der X-Achse werden die Frequenzen angetragen. Auf der Y-Achse der Moment, wie gut man die Frequenz gehört hat. Meistens sind das abfallende Kurven je höher die Frequenz wird. Die Kurven können bei linkem und rechtem Ohr sehr unterschiedlich aussehen.

Mein Audiogramm erstellt in Mimi zur weiteren Verwendung in den Kopfhörer-Anpassungen. AirPods Max Audiogramm
Mein Audiogramm

Mir ist noch nicht bekannt, daß der HNO-Arzt ein solches Audiogramm seinen Patienten zur Verfügung stellen kann. Deshalb muß man sich ein eigenes Audiogramm erzeugen und in die Health-App auf seinem iPhone speichern. Dabei hilft einem zum Beispiel die Mimi Hörtest-App.

In einer ruhigen Umgebung erzeugt man sich ein Audiogramm. Dieses steht danach in den Bedienungshilfen zur Verfügung und kann für ausgewählte Kopfhörer als Kennlinie angewendet werden.

Dafür geht man in den Einstellungen des iPhones in Bedienungshilfen und wählt dort unter dem Block Audio/Visuell den Eintrag Kopfhörer-Anpassungen. Unter Audio abstimmen wählt man das Audiogramm aus (siehe Bilder).

Damit man einen leichten A/B-Vergleich zwischen dem Sound mit und ohne Audiogramm machen kann, empfehle ich das Kontrollzentrum um das Steuerelement Hören zu erweitern. Dann kann man bei laufender Musik die Einstellung Medien einfach umschalten und den Klang vergleichen.

Klangtuning eines AirPods Max mit Audiogramm

Ich muß zugeben, daß ich mit dem unveränderten Klang des AirPods Max nicht zufrieden war. Die Höhen waren mir zu gedämpft und der Bass übertönte viele mittlere und höhere Frequenzbereiche. Das Hören war anstrengend weil der Bass eine solche Dominanz hatte. Wahrscheinlich habe ich die Lautstärke zu hoch gedreht um die Mitten und Höhen intensiver wahrzunehmen.

Die Aktivierung des Audiogramms führte logischerweise zu einer stärkeren Betonung von Mitten und Höhen, wie man schon an meinem Audiogramm sehen konnte. Ich hatte dies bereits einmal mit den AirPods Pro ausprobiert, und wurde enttäuscht. Mit diesen In-Ear-Kopfhörern wurde der Klang vor allem in den Höhen sehr unangenehm zischend und das gesamte Klangbild hat mir nicht mehr gefallen. Tatsächlich ist für mich die Klangbalance der AirPods Pro ausreichend und ich bin damit zufrieden.

Das Ergebnis mit den AirPods Max war völlig anders. Nach Aktivierung des Audiogramms stellte sich ein für mich sehr angenehmes frisches Klangbild mit einem dazu ausgewogenen und weiterhin dynamischen Bass dar. Die Balance stimmte überraschenderweise. Ich empfand diese Einstellung als unglaubliche Verbesserung. In diesem Fall führt die Anwendung des Audiogramms zu einem gefühlten Qualitätssprung.

Wie ist die Anwendung des Audiogramms zu bewerten?

Was bedeutet das nach der reinen Hifi-Lehre? Nun ja, nichts gutes. Ich greife mit der Maßnahme massiv in den Frequenzgang ein. Apple sollte diesen eigentlich neutral abgestimmt haben. Und die Anwendung des Audiogramms verstärkt die Mitten und vor allem die Höhen massiv. Alles nur geschuldet meinem schlechten Gehör. Von einem neutralen Frequenzgang ist da nicht mehr zu sprechen. Mit der Hifi-Brille besehen sollte ich diese Maßnahme ablehnen. Für mein persönliches Vergnügen ist allerdings das durch das Audiogramm unterstützte Klangbild in allen Belangen harmonischer und ausgewogener.

Das sehe ich natürlich positiv für die zukünftige Nutzung des AirPods Max. Bei den AirPods Pro sieht das allerdings anders aus. Ich schalte beim Wechsel auf die AirPods Pro die Kopfhörer-Anpassungen aus. Da würde ich mir mittlerweile wünschen, daß man ein Profil pro Kopfhörer speichern kann. Das iPhone schaltet dann die Profile je nach genutztem Kopfhörer um.

Als Vertreter der reinen Lehre im Hifi Bereich bin ich eigentlich gegen solche Anpassungen des Frequenzbereiches. Die Benutzung von Equalizern in der Kette habe ich aus guten Gründen immer abgelehnt. Stattdessen habe ich in meinem Hörraum eine möglichst ungestörte Durchleitung des digitalen Tonmaterials von meinem Mac Mini M1 über meinen Cambridge Audio DAC zu meinem Verstärker und dann an die Lautsprecher. Die Optimierung des Klanges findet dann eher durch Anpassungen an die Raumakustik statt. Es ist ein kompliziertes und langwieriges Ausrichten von Lautsprechern im Raum und auch der Sitzposition im Raum. Damit habe ich einen Klang erreicht, der süchtig macht. Meine Anlage muss sich auch nicht gegen optimierte Spitzenanlagen in einem professionellen Hörstudio verstecken.

Apple Lossless und HighRes Lossless

Seitdem Apple nun auch Lossless und HighRes Lossless anbietet, genieße ich auch das gute Gefühl, daß mein digitales Musikmaterial endlich nicht mehr der limitierende Faktor ist. Das möchte ich aber jetzt auch auf den AirPods Max ausprobieren. Dafür muss ich das iPhone in den Einstellungen unter Musik für Lossless-Empfang konfigurieren.

Ich belasse dabei die Einstellung Mobiles Streaming auf High Quality und passe WLAN-Streaming und Downloads auf Lossless an. Die Konfiguration auf High-Resolution Lossless würde bei der folgenden Hardwareausstattung nichts bringen.

Adapterkabel Lightning (am AirPods Max) zu 3,5mm Audioklinkenstecker. AirPods Max Audiogramm
  • iPhone Kopfhörer Adapter (Lightning auf Klinke weiblich)
  • Lightning zu 3,5mm Adapter (1,2m Kabel)
  • AirPods Max

Damit kann ich laut Apple maximal die Qualität 24 Bit/48kHz abbilden. Da Apple aber das meiste Musikmaterial in CD-Qualität (16 Bit/44kHz) zur Verfügung stellt, sollte das kein wirklicher Nachteil sein. Ich werde noch einen ausführlichen Hörtest mit meinem iPhone und dieser Hardwareausstattung machen und dann von meinen Erfahrungen berichten.

Überraschende Ergebnisse mit Lossless Material über die Kabelverbindung

Nach einer intensiven Hörsession mit den AirPods Max im Lossless Mode an meinem iPhone habe ich einige überraschende Erfahrungen gemacht. Überraschungen, die ich nicht einordnen kann.

Wenn man die AirPods Max über die Kabelverbindung mit dem iPhone verbindet, dann wird einmal gefragt, ob über den Adapter ein Kopfhörer angeschlossen ist. Dies bestätigt man und dann ist die Verbindung hergestellt. Die Lautstärke am iPhone muß auf maximal eingestellt werden. Sonst hört man nichts auf den Kopfhörern. Die Lautstärke regelt man dann an den AirPods Max.

Interessant ist, daß die Audiogramm-Veränderungen nicht angewendet werden. Man kann sie an und ausschalten und hat keinen Unterschied im Klang. Das bedeutet, ich bekomme das Lossless-Material unverändert angeliefert ohne Manipulation des Frequenzgangs. Obwohl man nicht von einer bitperfekten Übertragung ausgehen kann, da in den Kabeln zwei DACs stecken, die jeweils konvertieren.

Was mich so überraschte ist, daß der Klang auf den AirPods Max mit Lossless angelieferten Material so anders klingt, als wenn ich über Bluetooth das Material angeliefert bekomme. Es ist mir nicht verständlich, warum der Klang über Bluetooth so dumpf und ohne so wenig Höhen und Mitte ankommt. Dagegen kommt der Klang über die Kabelbrücke frisch mit Details in Mitten und Höhen rüber. Einfach großartig ausbalanciert. Diese Balance bekomme ich im Wireless Modus nur, wenn das Audiogramm aktiviert wird. Ich bin sogar der Meinung, daß der kabelverbundene AirPods Max besser klingt als der wireless AirPods Max mit Audiogramm aktiviert.

Wer kann mir das erklären? Ich verstehe die Welt nicht mehr.

Ranking der Anschlussmöglichkeiten der AirPods Max

Wenn ich ein Ranking machen müßte, dann sähe die Reihenfolge der Klangqualität so aus.

  1. Kabelgebundene AirPods Max: ausgewogener Klang mit einer ausbalancierten Kombination von Höhen, Mitten und Bässen. Einfach süchtigmachend
  2. Wireless AirPods Max mit angewendetem Audiogramm: ein wenig mehr Höhen und Mitten als bei den kabelgebundenen AirPods Max. Deshalb eher hell abgestimmt. Aber immer noch tonal sehr ausgewogener Klang und viel besser als die dritte Möglichkeit
  3. Wireless AirPods Max ohne angewendetem Audiogramm: Dunkel und matter Sound in den Mitten und Höhen. Der Bass überwiegt und bestimmt den Klang. Um die Höhen und Mitten deutlicher wahrzunehmen muß ich lauter hören. Dadurch ermüden die Ohren aber schnell und die Hörsession wird durch den lauten Bass sehr ermüdend und anstrengend.

Fazit

Die AirPods Max sind wieder ein typisches Apple-Produkt. Es ist teuer, top verarbeitet mit ganz besonders benutzerfreundlichen Lösungen. Es muss sich gegen Konkurrenten im Markt beweisen, die schon lange etabliert sind. Apple ist auch in diesen Markt ein Newcomer.

Die Vergleichstests sind in der Masse sehr positiv. Aber es ist auch wieder klar, daß Apple nicht als High End-Anbieter im Hifi-Markt wahrgenommen wird. Dabei setzt Apple zu viel Computational Audio-Techniken ein, die in diesem Markt nicht gerne gesehen werden.

Trotzdem ist das Produkt gerade für Apple-Kunden großartig, weil es ein schönes neues Produkt im Apple-Ökosystem darstellt. Alleine aus diesem Grund wird Apple einen großen Absatz erzielen können.

Ich persönlich bin zufrieden. Die AirPods Max sind in Verbindung mit meinem Audiogramm eine gut klingende Kopfhörer-Lösung. Natürlich nur im Home-Bereich und nicht unterwegs. Dafür werde ich in Zukunft auch weiterhin die praktischen AirPods Pro einsetzen.

2 comments

  1. Naja. Mit einem Hörverlust ist jeder Kopfhörer falsch. Da hilf nur ein Hörgerät um wieder alle Frequenzen linear zu hören. Auch ich musste das sehr bitter erfahren.

    1. Interessanterweise gewöhnt man sich an einen Klang, auch wenn man einen Hörverlust hat. Man arrangiert sich damit. Erst wenn man ein Hörgerät anwendet, dann erlebt man wie viel man nicht mehr wahrgenommen hat und trotzdem zufrieden war. Wirklich spannend, wenn man diese Erfahrung macht. Und man dann seine ganze Musik wieder durchhören will, um zu erleben, was man verpasst hat 😉 Da wusste ich, dass es sich gelohnt hat in diese Technik zu investieren. Obwohl ich erwarte, dass dies bald auch von Apple und Konsorten in derselben und vielleicht besseren Qualität geleistet wird.

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