Am 7. September gegen 19 Uhr MESZ war es wieder so weit. Apple stellte die neuen iPhones des Jahrgangs 2022/2023 vor. Unter dem Motto Far Out hat Apple die Gemeinde eingeladen, um einen iPhone Event 2022 zu feiern. Die Präsentation war wieder vorproduziert und natürlich eine große Unterhaltung für alle Apple-Freaks.

Im Vorfeld wurde diskutiert, was Apple mit dem Motto und dem Stern-gesprenkelten Apple Logo andeuten wollte. Spätestens mit der Kamerafahrt aus der Tiefe des Alls gibt es einen Hinweis, was mit Far Out gemeint sein kann. Ein Satellit in Erdnähe erscheint und verschwindet wieder. In der Folge werden wir feststellen, dass die neuen iPhones eine Möglichkeit zur Kommunikation mit Satelliten eingebaut haben, die die Ortung in Notsituationen erlauben soll.

Tim Cook bereitet uns auf drei Produktbereiche vor, die in diesem iPhone Event 2022 vorkommen sollen: Apple Watch, AirPods Pro und iPhone. Mein Freund Christoph hatte auch auf eine Neuauflage des HomePods gehofft. Ich bin wieder bei ihm eingeladen, um mit ihm und seiner Frau gemeinsam diese Keynote anzuschauen. Und es sind viele zynische oder sarkastische Kommentare während der Präsentation der einzelnen Produkte von uns allen gekommen.
Apple Watch – eine wirkliche Neuigkeit ist dabei
Anfangs ist die Enttäuschung groß. Die Apple Watch Series 8 ist eine evolutionäre Weiterentwicklung der Uhr des letzten Jahres. Seit 2015 wurde immer wieder die Form ein wenig angepasst und das Display ein wenig größer. Letztes Jahr war die Hoffnung groß, dass ein neues eckiges Gehäusedesign à la iPhone 12 und iPhone 13 kommen würde. Dieses Jahr gab es nur neue Sensoren für die Temperaturmessung und die Erkennung, wenn man z.B. in einen Autounfall beteiligt ist. Dabei scheint die Temperaturmessung am Handgelenk doch eher eingeschränkt zu sein, und dieser Sensor kann keine absoluten Messwerte liefern. Also z.B. einen Hinweis darauf geben, dass man 40 Grad Fieber hat. Stattdessen sind damit nur kleine Temperaturabweichungen von einer Baseline über längere Zeiträume messbar.
Die Crasherkennung, also die Messung von hohen g-Werten ist nicht nur in der neuen Apple Watch eingebaut, sondern auch in den neuen iPhones.

Neben der Apple Watch Series 8 gibt es auch eine neue Apple Watch SE. Nichts besonderes, aber ein günstiger Einstieg in die Apple Watch-Welt.

Apple Watch Ultra
Der Hammer ist aber die komplett neue Apple Watch Ultra für Extremsportler. Das Gehäuse ist aus Titan, die Digital Crown ist besonders geschützt, das Display ist größer (49mm), heller und total flach. Und es gibt einen neuen orangefarbenen zusätzlichen Button mit dem zusätzliche Funktionen ausgelöst werden können. Das Design der Uhr kann man nur als bulky und häßlich bezeichnen. So sehen Outdoor Devices aus, wie sie z.B. Garmin herstellt. In genau diese Kategorie zielt diese Uhr. Christoph und ich hatten während der Präsentation dieser Uhr keine besondere Lust, diese Uhr kaufen zu wollen. Aber der Preis von 799$ war weit niedriger als wir vermutet hatten. Das ist mal ein „Apple-Schnäppchen“.

Apple hat drei komplett neue Armbänder gestaltet. Diese sind wieder aussergewöhnlich vom Design und der Funktionalität und für unterschiedliche Extremsituationen angepasst. Ob damit nun auch neue Bandanschlüsse vorgesehen sind, konnten wir gestern noch nicht erkennen.
Bis zu sechzig Stunden Akkuunterstützung sollen im Low Power Mode möglich sein. Dies wird aber erst mit einem Software-Update nachgeliefert. Eine weitere Besonderheit ist eine bessere GPS-Anbindung.
Fazit zu den neuen Apple Watch-Vorstellungen
Der neue Low Power Mode für die Apple Watch hört sich interessant an. Es scheint ein exklusives Feature für die neuen Generationen der Apple Watch zu sein. Bis zu 36 Stunden sollen damit möglich sein. Die Apple Watch Ultra soll bis zu 60 Stunden laufen können. Ich muss mal prüfen, ob das nach dem watchOS-Update dann auch bei meiner Series 7 auswählbar ist.
Ich persönlich freue mich, dass es wieder ein blaues geflochtenes Solo-Loop gibt. Auch wenn es nur das hellblaue ist und nicht das elegante dunkelblaue.
Die Preise für die Apple Watch Series 8 und SE bleiben gleich. Der Preis für die neue Apple Watch Ultra hört sich überraschend niedrig für ein Apple Produkt mit dem Zusatz Ultra an. Meine Apple Watch Series 2 mit Keramikgehäuse war deutlich teurer.
AirPods Pro 2 – Hifi-fähig?
Apple hat auf die massive Kritik der Nutzer gehört, dass mit den AirPods Pro, aber auch mit den AirPods Max keine Hifi-Sounderfahrungen möglich sind. Andere Anbieter bieten über Bluetooth spezielle Codecs (z.B. aptX HD), die zwar immer noch komprimierte Daten, aber trotzdem höhere Qualität liefern. Apple hat sich diesem Ansatz nicht angeschlossen und liefert wieder eine eigene Lösung aus. Hardwaretechnisch wird dies durch einen neuen H2-Chip ermöglicht. Ein spezieller Codec ist wahrscheinlich auch softwaretechnisch erforderlich (AAC?), damit der Hifi-Jünger endlich guten Sound in hoher Qualität hören kann. Damit ist klar, dass bald auch ein AirPods Max 2 auf den Markt kommen wird, der denselben Chip verwendet.

Ein weiteres Buzzword war Personalized Spatial Audio. Der individuelle Gehörgang des Hörers soll mit einem iPhone vermessen werden und als Input für die Ausstrahlung des Sounds über den Lautsprecher der AirPods Pro 2 genutzt werden. Dafür benötigt man ein iPhone mit LIDAR-Technologie oder TrueDepth Kamera.
Auch die Active Noise Cancellation (ANC) ist ein Feature, welches Apple verbessert haben will. Zusätzlich gibt es jetzt vier Aufsätze für die perfekte Passform im Ohr des Hörers.
Ansonsten gibt es wünschenswerte Verbesserungen. Die Lautstärke kann man nun mit einem Streichen über die Druckflächen verändern. Die kombinierte Akkulaufzeit von Gerät und Ladecase liegt bei 30 Stunden. Das Ladecase hat jetzt auch einen Lautsprecher mit dem es sich meldet, wenn es über Wo ist? gesucht wird. Das Case enthält auch die AirTag-Technologie und kann so einfacher gefunden werden. Außerdem kann man eine Trageschlaufe befestigen. Und auch das induktive Laden mit einem Apple Watch Ladekabel funktioniert jetzt.

Interessanterweise ist auf diesem Bild nichts mehr mit Hifi-Soundmöglichkeiten zu sehen. Ob ich da was falsch verstanden habe?
Fazit zu den AirPods Pro 2
Die AirPods Pro waren schon als Version 1 sehr gut. Dass eine Verbesserung der ANC-Funktionalität erforderlich war, ist mir nicht aufgefallen. Ich fand sie schon sehr gut. Wie auch die meisten Reviewer dieser Kopfhörer.
Aber die eingeführten Verbesserungen machen ein gutes Produkt an vielen Stellen noch besser. Vor allem die Hifi-Soundmöglichkeiten werde ich mal testen müssen. Auch, ob sich aus der Vermessung des Hörgangs noch Klangverbesserungen ergeben.
iPhone – jedes Jahr (fast) dasselbe
Beim iPhone Event 2022 gibt es auch dieses Jahr das neue iPhone in vier Geschmacksrichtungen.
- iPhone 14 anstelle des letzten Jahres nicht erfolgreichen iPhone 13 mini, jetzt mit 6,1“ Screen
- iPhone 14 Plus. Jetzt wieder mit dem Zusatz Plus, wie es bei den iPhones 6, 6S, 7 und 8 der Fall war. Das übersetzt sich in ein 6,7“ Display
- iPhone 14 Pro auch mit 6,1“ Display
- iPhone 14 Pro Max mit 6,7“ Display.
Alle vier Geräte haben jetzt die OLED-Technologie. Wie jedes Jahr werden die Kameratechnologien verbessert. Manchmal hat man das Gefühl, dass dies die einzigen wirklichen wichtigen Verbesserungen sind.

Bei den beiden Pro-Modellen hat sich Apple auch einen neuen Marketingbegriff einfallen lassen: Dynamic Island. Was haben wir gelacht, als Apple erläuterte, dass sie die Animationen rund um die neue Notch-Pille damit bezeichnen. Aber hübsch ist es auf jeden Fall und macht Appetit darauf, dass dies auch für die anderen, älteren Notch-Modelle verfügbar gemacht wird.
Die Preise sind dieselben wie im Jahr vorher. Durch den schlechten Dollarkurs ist allerdings das teuerste iPhone bei 2000 Euro angelangt. Das tut weh.

Hervorzuheben ist, dass es keinen echten SIM-Slot mehr gibt. Es sind nur noch eSIMs möglich. Wenigstens auf dem amerikanischen Markt, wenn man den Kommentar der Apple-Präsentatorin richtig deutet. Das Anfangs schon angesprochene Feature der Verbindung mit Satelliten im Notfall wird in der Keynote lang und breit und mit schönen Videos präsentiert.
Der dahinter liegende Service ist wieder nur anfangs für USA und Canada verfügbar und soll für die nächsten zwei Jahre kostenlos sein.
Die neuen iPhones enthalten dieselben Sensoren wie die Apple Watch bzgl. Temperatur- und Unfall-Erkennung. Interessant ist, dass Apple bei den 14ern den A15-Prozessor des Vorjahres verbaut. Immerhin erhalten diese damit auch 5G.
Bei den 14 Pro Geräten ist wieder ein neuer Prozessor verbaut. Die Pros bekommen natürlich auch wieder das bessere OLED mit unterschiedlichen Refresh-Raten. Die Kamera ist wieder verbessert worden. Ein 48 Megapixel-Sensor wurde für die 24mm-Hauptkamera verbaut. Damit versprechen sie auch einen optischen Vergrößerungsfaktor 2. Während beim iPhone 13 Pro beim Zoomen nur drei optische Zoomstufen verfügbar waren, sind es jetzt vier.
Fazit zum neuen iPhone Lineup
Apple schafft es jedes Jahr mit kleinen Variationen das Konzept des iPhones weiterzuentwickeln. Dass man dafür mittlerweile bis zu 2000 Euro bezahlen kann ist ein Ergebnis der Aufteilung in eine Consumer und eine Pro-Reihe. Die Geräte sind mittlerweile seit drei Jahren im Design unverändert. Lediglich die neue Nodge-Pille mit dem Dynamic Island bringt wieder ein wenig optischen Rückenwind.
Fazit zum iPhone Event 2022
Apple nutzt die Erfahrungen der Pandemie-Zeit und produziert einen perfekten Marketingfilm. Alles ist aufeinander abgestimmt. Fehler in der Präsentation können minimiert werden. Allerdings fehlen mir bei dieser Art Präsentation auch die Rückmeldungen durch ein Publikum. Keine Ahhs und Ohhs sind mehr zu hören. Und unsere eigenen Reaktionen waren auch eher zurückhaltend.
Zum Design der Apple Watch Ultra hatten wir sofort eine Wertung parat: häßlich. Zum Begriff Dynamic Island konnten wir nur laut auflachen. Muss denn alles einen Marketingnamen haben? Aber die Funktionalität rund um die neue Nodge-Pill ist schon beeindruckend. Wirklich hübsch.
Dass diese Keynote doch 90 Minuten gedauert hat, habe ich nicht so empfunden. Mir kam es eher wie eine Stunde vor. Die Themen waren doch sehr schnell hintereinander getaktet.
Aber Apple hat mal wieder überzeugend geliefert und ist für das Weihnachtsgeschäft 2022 gerüstet. Nur die befürchtete Rezession und der schlechte Dollarkurs können einen Einfluss auf den Absatz in Europa haben.
Trotzdem hat Christoph heute angekündigt, dass es bei ihm die Apple Watch Ultra werden wird. Ich werde dieses Jahr keines der vorgestellten Produkte kaufen.