Der Cube war die Lösung für kein Problem. Deshalb hat ihn auch keiner gekauft. So, oder ähnlich kann man die Zeit beschreiben, in der Apple den Power Mac Cube G4 angeboten hat. 20 Jahre alt ist der Cube G4 dieses Jahr geworden.

Zwanzig Jahre ist das jetzt her und ich will diesen Computer und auch das dazugehörige Cinema Display gebührend zu diesem Jubiläum feiern. Vor einigen Jahren konnte ich diese Kombination endlich in meinem Computermuseum begrüßen.
Vorstellung durch Steve Jobs
Steve Jobs war stolz dieses Designstück im Jahr 2000 vorstellen zu können. Außerdem war das Gerät ein Triumph der Miniaturisierung und er lief völlig geräuschlos. Im Grunde war er der Vorläufer des Mac Pro 2013, der genauso wenig erfolgreich am Markt war.
Die Apple Keynote auf der MacWorld Expo New York im Jahr 2000 wurde mit der berühmten Sequenz „Here‘s to the Crazy Ones“ eröffnet. Überhaupt war diese Keynote gespickt mit vielen revolutionären und verrückten Ankündigungen. Es wurde Mac OS X und das Aqua GUI vorgestellt. Steve Jobs ließ das i aus seinem iCEO-Titel fallen. Und die Keynote endete nach 102 Minuten mit der Vorstellung des Power Mac Cube G4.
Folgendes Promotionvideo wurde veröffentlicht, um den Mac Cube G4 zu präsentieren.
Steve Jobs war stolz ein Gerät mit der Power des großen Power Mac G4 und einem Gehäusevolumen von einem Viertel des Power Mac G4 vorstellen zu können. Für ihn am wichtigsten war wahrscheinlich die Tatsache, daß dieses Gerät völlig lautlos lief. Das wollte er immer erreichen, was man schon 20 Jahre zuvor bei der Veröffentlichung des Apple III merkte. Daß der Apple III wegen des geschlossenen Gehäuses zwar völlig lautlos lief, dabei aber überhitzte und dadurch nicht zuverlässig lief, war letztendlich sein Todesstoß. Ob Steve Jobs bis zu diesem Zeitpunkt gelernt hatte und der Power Mac Cube G4 da besser abschnitt?
Zurückblickend kann man die Antwort geben: ja und nein. Einerseits haben viele nicht verstanden, warum sie diesen Computer kaufen sollten. Andererseits hat es nach seinem Ende eine lebhafte Tuner-Szene gegeben, die Exemplare noch bis ins Jahr 2017 am Leben gehalten hat. Mein Gerät ist ein Beispiel dafür, da die Eigentümerin den Prozessor auf 1,2GHz hochtakten ließ und damit für ihre Grafik & Design-Agentur operativ nutzte.
Cube G4 und Cinema Display 22“
Die Kombination Mac Cube G4 und Cinema Display 22“ macht auch heute noch eine gute Figur.
Cube und Cinema Display Cinema Display und Tastatur Der tolle Standmechanismus des Cinema Displays
Über einen Kombistecker wurden Grafikdaten, Strom und USB-Daten vom Cube G4 an das Cinema Display geliefert. Ein sehr reduzierter Ansatz, der den Kabelsalat wirksam verhinderte. Und auch der Cube verbarg seine Anschlüsse, wenn man mal vom DVD-Laufwerk auf der Oberseite absah. Die Kabel wurden von unten in den Cube geschoben und konnten unsichtbar nach hinten geführt werden. Die Tastatur schloss man an den Monitor über ein USB-Kabel an. Und die Maus wurde an die Tastatur angeschlossen.
Der Cube G4 war einfach wunderschön. Äußerlich in ein Plexiglasgehäuse gehüllt konnte man die technischen Innereien mit Hilfe eines Griffes in einem Stück herausziehen.
Außen Glas Cube auf den Kopf gedreht Griff zum Herausheben Der Computer und sein Gehäuse Das Glasgehäuse mit Alurahmen Zugriff auf die technischen Komponenten
Dazu drehte man den Computer auf den Kopf, drückte auf den Hebel so, dass er raussprang, und zog dann den Computer aus dem Gehäuse. Dabei konnte man sehen, dass das Glasgehäuse innen mit einem grauen Alugehäuse umrahmt war. Dieser verhinderte, dass man die Innereien des Computers sehen kann.
Aufrüstung?
Der Computer selbst ist dann ein großartiges Beispiel für die Miniaturisierung der damaligen Zeit. Man hatte die Möglichkeit RAM, Grafikkarte und Massenspeicher aufzurüsten. Später stellte sich heraus, dass man auch den Prozessor mit einem höher getakteten Prozessor austauschen konnte. Außerdem konnte man eine AirPort-Karte einsetzen. Bei meinem ist keine eingebaut. Ich muss mir unbedingt noch so eine Karte kaufen 😉
Alle möglichen verfügbaren Anschlüsse der damaligen Zeit waren auf der Unterseite des Cube angeordnet.

Auch das große Cinema Display ist eine Schönheit. Auch hier wurde auf der Rückseite ein Glasgehäuse verwendet, das dem Gehäuse eine bemerkenswerte Leichtigkeit und Transparenz gab. Trotzdem ist dieser Monitor schwer und der geniale Fuß ist nach diesen 20 Jahren nicht mehr so stabil und zuverlässig. Er erlaubt eine stufenlose Verstellung der Neigung. Die Frontseite des Cinema Displays hat die Designsprache des MacBook Air-Screens vorweggenommen, was erst acht Jahre später auf den Markt kam.
Das Display wirkt auch heute noch erstklassig was die Qualität der Darstellung angeht.
Nach so langer Zeit noch in großartiger Qualität Das Design ist später beim Apple MacBook Air übernommen worden 23“. Schon sehr groß
Tuning eines Cube G4
Das lüfterlose Design bremste die Leistungsfähigkeit des Power Mac Cube G4 aus. Wegen dieser Einschränkung und seines hohen Preises wurde der Computer nur 148000 Mal verkauft, was Apple in eine finanzielle Krise brachte. Deshalb wurde der Verkauf des Cube G4 nach einem Jahr gestoppt.
Diejenigen, die dieses Gerät gekauft hatten freuten sich aber über das großartige Design, was auch heute noch begeistert. Aber die eingeschränkte Power ließ viele nach Aufrüstmöglichkeiten suchen. Meine Version ist auf einen 1,2 GHz getakteten Prozessor aufgerüstet. Eine knapp 120 GB fassende Festplatte ist verbaut.
Eine lebhafte Tuning-Szene hat dies so weit getrieben, dass Prozessoren bis zu 1,8 Ghz und eine lüfterlose Nvidia GeForce 2MX in Verbindung mit einer SSD verbaut wurden. Dadurch konnten diese Schmuckstücke auch heute noch einigermaßen performant laufen.
Ein Schmuckstück ist auch das externe Netzteil, was relativ groß und schwer ausfällt, da darüber auch das große Cinema Display mit Strom versorgt wurde.
Netzanschluß für das Netzteil des Power Mac Cube G4 Auch ein Netzteil kann man designen
Fazit
Happy Birthday to you, lieber Cube G4. Es ist gut, dass es Dich gibt. Du bist ein Beispiel für die besten Absichten, aber auch ein Beispiel für etwas, was die Welt nicht brauchte. Das Gerät erinnert uns an eine der kreativsten Phasen von Apples Design-Abteilung. Eine ähnliche Bedeutung hat für mich nur noch der Mac Pro 2013, den ich noch in meine Sammlung aufnehmen will.
Mein Power Mac Cube G4 hat sich über die Jahre gut gehalten. Das Plexiglas ist noch nicht gesprungen, der Cube und das Cinema Display funktionieren einwandfrei. Und deshalb konnte ich zu seinem Jubiläum diese schönen Fotos machen und euch in diesem Bericht zeigen.