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Tag 5: Kloning des Sinclair ZX Spectrum

Lesedauer: 4 Minuten Heute möchte ich auf das Kloning des Sinclair ZX Spectrum aufmerksam machen. Den Computer gab es als offizielle und inoffizielle Klone.

Der fünfte Beitrag in meiner Reihe von Beiträgen zur Neugestaltung der Ausstellung in meinem Computermuseum. Heute und an weiteren 28 Tagen stelle ich die Zusammenstellung meiner Ausstellungsstücke vor. Heute kommt der zweite Bericht über den Sinclair ZX Spectrum. Diesmal mit der Perspektive auf das weltweite Kloning dieses Computers. Er war so erfolgreich, dass er in vielen Ländern kopiert wurde. Meistens nicht als offiziell lizensierte Kopie. Als Beispiel habe ich einen brasilianischen Computer der Firma Microdigital. Der TK90X war ein in Südamerika erfolgreich verkaufter Klon des ZX Spectrum. Außerdem berichte ich noch über das ZX Interface 1 und das ZX Microdrive von Sinclair Research, die die Spectrum-Plattform mit einem Massenspeicher versorgte.

Sinclair ZX Spectrum + und sein brasilianischer Klon
Sinclair ZX Spectrum + und sein brasilianischer Klon

Sinclair ZX Spectrum +

Zwei Jahre nach dem Erscheinen des Millionensellers ZX Spectrum brachte Sinclair Research ein Upgrade unter dem Namen Sinclair ZX Spectrum + heraus. Tatsächlich war es aber nur ein neues Gehäuse für die Platine des Computers. Ansonsten gab es keinerlei Verbesserungen. Halt! Eine Reset-Taste gab es auf der linken Seite des neuen Gehäuses. Besitzer des ZX Spectrum im alten Gehäuse konnten das neue Gehäuse kaufen und die Platine dort einsetzen. Ich nehme an, dass für die Nutzung der Reset-Taste ein wenig Löterfahrung erforderlich war.

Das Design dieses neuen Gehäuses stammt ebenfalls von Rick Dickinson, dem Designchef bei Sinclair Research. Nach dem ZX81, dem ZX Spectrum und dem QL war dieses Gehäuse das nächste Design des Absolventen von Newcastle Polytechnic. Auch Apples Designchef Jony Ive hat an dieser Hochschule sein Handwerk gelernt. Für mich ist das Design des Sinclair ZX Spectrum + zeitlos, genauso wie das des Sinclair QL. Für mich sind dies Designcomputer mit ihre harten Kanten und Ecken, den geraden Linienführungen und der schwarzen Farbe des Gehäuses.

Sinclair ZX Interface 1

Das ZX Interface 1 wurde von Sinclair gebaut, um das Microdrive anschließen zu können. Als Zusatzfunktion gab es auch Netzwerkschnittstellen, um ein Netzwerk aus miteinander verbundenen ZX Spectrum Computern aufbauen zu können. Die dafür notwendige Erweiterung des ROMs war im ZX Interface 1 enthalten. In dem Moment, wo das ZX Interface 1 angeschlossen war ersetzte der ROM Code im ZX Interface denjenigen im Computer. Das ZX Interface 1 konnte man sowohl unter das alte Gehäuse des ZX Spectrum als auch das neue Gehäuse des ZX Spectrum + anschließen. An der linken Seite konnte der Anwender dann mehrere ZX Microdrives in Reihe hintereinander schalten. Hinten wurde dann auch der Erweiterungsport des ZX Spectrum vollständig durchgeschleift.

Sinclair ZX Microdrive

Das ZX Microdrive sollte der Massenspeicher für den ZX Spectrum werden. Schon früh angekündigt erhofften sich die Nutzer eine günstige Diskettenalternative. Dass es aber ein Endlosband werden würde, was bis zu 80 KB Daten speichern kann, hat damals keiner für möglich gehalten. Entsprechend groß war damals die Enttäuschung unter den Sinclair Fans. Als das ZX Microdrive veröffentlicht wurde, gab es schon Disketten- und Wafertape-Lösungen als Alternative. Deshalb war das ZX Microdrive nicht wirklich erfolgreich. Vor allem da Sinclair die Technik am Anfang noch nicht richtig beherrschte. Die Microdrive Cartridges waren ein weiteres Problem. Sie waren teuer und wurden nur von Sinclair vertrieben. Außerdem waren die Daten am Anfang nicht sicher auf dem Bandmaterial gespeichert. Die mechanische Beanspruchung belastete das Material. Erst später wurde die Speicherung der Daten auf die Microdrive Cartridges zuverlässig verbessert.

Es war mal wieder typisch für die Produktentwicklung bei Sinclair Research. Frühe Ankündigung des Produktes, bevor die Technik wirklich beherrscht wurde. Das Produkt reifte beim Kunden. Und sehr häufig legte sich Sinclair mit der nationalen Aufsichtsbehörde für Werbung (Advertising Standards Authority) an, da die Produkte in der Werbung als bald verfügbar bezeichnet wurden und bereits Geld von den Kunden eingesammelt wurde.

Microdigital TK90X

Dies ist einer von vielen Klonen des Sinclair ZX Spectrum. Es gab offizielle und inoffizielle. Zu den inoffiziellen Klonen gehört der Microdigital TK90X. Auf einem meiner Urlaube nach Brasilien habe ich diesen Computer dort gekauft. Der TK90X ist eine Verbesserung des Original ZX Spectrum. Zum Beispiel gibt es einen eingebauten Joystickport. Einige zusätzliche BASIC Befehle sind auf der Tastatur platziert worden (z.B. UDG für die Definition von portugiesischen und spanischen Buchstaben mit Akzenten). Dieser Computer funktioniert tatsächlich noch. Ich konnte den TK90X in Rio de Janeiro beim Abholen testen und erfolgreich 3D Death Chase spielen. Und mein Kontakt in Rio schenkte mir damals auch seine persönliche Version des Betriebshandbuches in portugiesischer Sprache zum Computer. Vielen Dank dafür. Was ich durch die Beschäftigung mit diesem Computer gelernt habe ist, dass es eine umtriebige Retroszene rund um diesen Spectrum-Klon in Brasilien gibt.

Fazit

Mit mehr als fünf Millionen verkauften Sinclair ZX Spectrum und einer unbekannten Anzahl an verkauften Klonen ist diese Plattform eine der erfolgreichsten im Bereich der Homecomputer der 80er Jahre. Besonders ist am ZX Spectrum, dass über 10000 Softwareprodukte für den Computer geschrieben wurden. Das ist wahrscheinlich einzigartig und liegt daran, dass dieser Computer über Preis und BASIC sehr „zugänglich“ war, wie man heute schreiben würde. Viele der Bedroom Coder haben Karrieren in der heutigen IT-Industrie gemacht.

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