Der vierte Beitrag in meiner Reihe von Beiträgen zur Neugestaltung der Ausstellung in meinem Computermuseum. Heute und an weiteren 29 Tagen stelle ich die Zusammenstellung meiner Ausstellungsstücke vor. Heute berichte ich über den Sinclair ZX Spectrum. Ein Meilenstein in der Homecomputerindustrie. Auch er feierte schon seinen 40. Geburtstag und er geht ein in die Geschichte als britische Spielmaschine. Er löst so viel nostalgische Gefühle bei Zeitgenossen aus, dass die Retroszene schon mehrere Reinkarnationen des Sinclair ZX Spectrum produziert hat.

Sinclair ZX Spectrum
Der Sinclair ZX Spectrum ist mal wieder so ein typisches Produkt von Sir Clive Sinclair. Bezahlbar aber billig. Billig im Sinne, dass eine furchtbar schlechte Tastatur verbaut wurde, die sich wie „totes Fleisch“ anfühlte. Dann gab es den „Color Clash“ genannten Effekt, der entstand, weil man Grafikspeicherplatz sparen wollte. Sehr unschön. Dieser Effekt hat aber dazu geführt, dass Spiele für den Sinclair ZX Spectrum eine besondere Ästhetik entwickelt haben. Und natürlich brachte Sinclair mit seinen „Microdrive“ genannten Massenspeichern ein Produkt auf den Markt, das teuer und unzuverlässig war und viel zu spät kam.
Aber trotzdem wurde dieses Gerät geliebt, weil es bezahlbar war und mit seinem BASIC einen einfachen Einstieg für hunderttausende Bedroom Coder bot. Vor einem Jahr feierte der Sinclair ZX Spectrum seinen 40. Geburtstag und ich habe diesen Event mit einem Jubiläumsbeitrag gewürdigt. Dazu ließ ich ehemalige Nutzer und Fans dieses Computers im Spectrum-Bereich des ZX-Team Forum auf Forum T. Lienhard und im Sinclair-Bereich des VzEkC-Forums über ihre Erfahrungen berichten. Dieser Computer war eine britische Spielmaschine mit mehr als 10000 Softwaretiteln – die meisten davon Spiele.
Sinclair ZX Interface 2
Eine Spielmaschine benötigt natürlich Joysticks. Und genau das hatte der originale ZX Spectrum nicht eingebaut. Die Spiele wurden ursprünglich über die Tasten 5 (Links), 6 (Unten), 7 (Oben) und 8 (Rechts) bedient. Zusatztasten wie die Taste 0 (Feuern) konnten je nach Spiel unterschiedlich belegt werden. Meistens wurden auch die Tasten A (Links), Z (Unten), W (Oben) und D (Rechts) verwendet. Eine einheitliche Belegung der Steuerungstasten gab es nicht. Der Zubehörmarkt bot deshalb eine Vielzahl von Joystick-Interfaces an. Auch Sinclair wollte einen Stück von diesem Kuchen haben und brachte das ZX Interface 2 auf den Markt. Dieses Interface bot zwei Joystick-Anschlüsse für normale Kempston-kompatible Joysticks. Die Belegung war aber wieder eine Sinclair-Besonderheit und nicht kompatibel mit den meisten Spielen, die vor diesem Interface herauskamen. Danach wurden die Spiele so geschrieben, dass der Spieler am Anfang auswählen musste, welches Joystick Interface angeschlossen war.
Eine weitere Besonderheit war der ROM-Port, in den Sinclair-Spielmodule eingesteckt werden konnten. Leider fassten die ROM-Cartridges nur 16 KB RAM, so dass nur wenige Cartridges am Markt waren. Zehn unterschiedliche Spiele gab es auf den Cartridges.
Eine weitere Besonderheit dieses Interfaces war, dass man nur noch den ZX Printer an den rückseitigen Erweiterungsport anschließen konnte.
PSSST Game Module
Es war nicht einfach an dieses ROM-Cartridge für das Sinclair ZX Interface 2 zu kommen. Ich habe sehr lange auf eBay gesucht. Schließlich ist es mir gelungen das PSSST Game Module von Ultimate Software zu kaufen. Das Modul enthält eine Gummi-Lippe, die den Stecker des Cartridges schützt. Wenn man das Cartridges in den ROM-Port steckte dann schob sich diese Gummi-Lippe nach oben. Nach einem Neustart war das Spiel sofort im Speicher und man konnte ohne viel Ladezeiten spielen. Ein Fortschritt gegenüber Spielen von der Kassette oder vom Microdrive. Viele Homecomputer der damaligen Zeit hatten solche ROM Ports, in die Spiele-Cartridges oder -Module gesteckt werden konnten. Dazu gehörten Atari, Commodore und TI. Man erkennt daran die Verwandtschaft mit den Spielkonsolen der 70er Jahre.
ZX Spectrum Recreated
Auch heute noch haben so viele Erwachsene nostalgische Erinnerungen an den Sinclair ZX Spectrum und die ersten Spiele damit. Kein Wunder, dass es viele Bemühungen gibt, diesen Computer in neuer Form wieder aufleben zu lassen. Beispiele sind die ZX Spectrum Vega+ und der ZX Spectrum Next. Ich habe in der zweiten Kickstarter-Kampagne für den ZX Spectrum Next mitgeboten und hoffe diesen im November 2023 zu erhalten. Aber der ZX Spectrum Recreated verfolgt eine ganz andere Idee. Im Grunde ist dieses Gerät ein Bluetooth Keyboard, welches mit jedem Computer verbunden werden kann. Aber mal ernsthaft, wer möchte mit den Tasten eines ZX Spectrum heute noch arbeiten? In der Tat ist dieses Produkt eine vollständige äußerliche Kopie des Sinclair ZX Spectrum. Es sieht so aus und fühlt sich auch so an. Nur der Erweiterungsport an der Rückseite ist natürlich nicht vorhanden, weil die Innereien keine ZX Spectrum Platine enthalten. Ich hatte diesen ZX Spectrum Recreated bevor es mir gelang bei eBay einen Original ZX Spectrum zu bekommen. Ich war beeindruckt über das Look und Feel dieser Kopie. Die beiden Geräte sind fast nicht zu unterscheiden.
Eigentlich war der Business Plan für den Recreated so gedacht, dass man eine App mit kostenpflichtigen ZX Spectrum Spielen anbot und den Recreated per Bluetooth verband, um diese Spiele damit zu spielen. Meiner Meinung nach machte diese Idee keinen Sinn, da die meisten Spieler damals wie heute eher einen Joystick verwenden wollen. Und man kann die Spiele auf vielen Plattformen heutzutage kostenlos runterladen und auf einem Emulator spielen. Der ZX Spectrum Recreated war nicht erfolgreich. Trotzdem bin ich froh, dass ich dieses Gerät in meiner Sammlung habe.
Fazit
Ende der 80er Jahre kaufte ich von einem Freund ein komplettes Spielepaket bestehend aus einem Sinclair ZX Spectrum + und viiiiel Software. Ich wollte ein wenig nachvollziehen, was ich verpasst hatte, als ich mich Ende 1986 für den Sinclair QL entschieden habe. Aber meine Begeisterung und meine Erinnerung an diese Zeit hält sich in Grenzen. Damals war ich schon beim Atari Mega ST mit seiner grafischen Benutzeroberfläche angekommen und ich hatte nicht viel Spass mit dieser britischen Spielmaschine. Der Zug Sinclair ZX Spectrum war für mich damals schon abgefahren. Schließlich stellte Amstrad die Sinclair-Computerreihe im Jahr 1992 ein. Warum Amstrad fragt ihr euch? Das könnt ihr in meinem Beitrag über die Firma Amstrad und die Übernahme von Sinclair Research nachlesen.
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