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Tag 6: Englisch-Französische Freundschaft?

Lesedauer: 3 Minuten Nicht nur von 1983 bis 1987 dauerte die englisch-französische Freundschaft zu den beiden Oric-Computern. Die Fans gibt es heute noch.

Der sechste Beitrag in meiner Reihe von Beiträgen zur Neugestaltung der Ausstellung in meinem Computermuseum. Heute und an weiteren 27 Tagen stelle ich die Zusammenstellung meiner Ausstellungsstücke vor. In der heutigen Box meines Ausstellungsregals sind zwei Computer der Firma Oric. Oric wollte den Hype nutzen, den Firmen wie Sinclair und Commodore im Homecomputermarkt ausgelöst hatten. Der Sinclair ZX Spectrum kam Ende 1982 in größeren Stückzahlen auf den Markt. Im Januar 1983 kam der Oric-1 auf den Markt, der einer der großen Konkurrenten für den Sinclair ZX Spectrum sein wollte. Oric hatte den Anspruch vieles besser machen zu wollen, als Sinclair mit seinem Computer. Der Nachfolger Oric Atmos wurde Anfang 1984 veröffentlicht. Interessanterweise haben die Oric-Computer nicht nur eine große Fangemeinde in Frankreich. Aber entwickelte sich auch eine englisch-französische Freundschaft wegen dieses Computers? Nach dem Bankrott von Oric im Februar 1985 übernahm ab Juni 1985 die französische Firma Eureka die weitere Entwicklung von Oric Computern.

Englisch-französische Homecomputer
Englisch-französische Homecomputer

Oric-1

Die Firma Tangerine ist der Hersteller des Oric-1, Wie ich in meinem Beitrag zur Geschichte der Oric Computer festgehalten habe, war das Management überzeugt, dass auf jeden Schreibtisch eines Managers ein Oric-1 gehörte. Das war schon eine steile These, wenn man sich die Tastatur des Oric-1 anschaut. In meinem Beitrag über die Qualität von Computertastaturen habe ich festgehalten, dass diese Tastatur zum schlechtesten gehört, was jemals produziert wurde. Ansonsten waren die Zutaten gut. Es gab einen MOS6502 Prozessor und ein Microsoft-kompatibles BASIC. Interessanterweise hatte Oric keine Lizenz für dieses BASIC und wollte das heimlich, still und leise nicht öffentlich machen. Als Folge daraus gab es aber nur eine schlechte Dokumentation des ROMs. Deshalb wurde anfangs nur rudimentäre Software in BASIC geschrieben auf den Markt gebracht. Außerdem enthielt die BASIC-Implementierung Fehler für die man merkwürdige Workarounds anwenden musste. Auch die Kassettenroutinen zur Speicherung von Daten waren fehlerhaft. Aber ein neues ROM wurde nicht ausgeliefert. Stattdessen wurden die Lagerbestände mit dem fehlerhaften ROM weiter verkauft.

Anfangs versuchte man den Oric-1 über den Preis zu verkaufen. Aber aufgrund von Entwicklungsverzögerungen verpasste man den Zeitpunkt, wo man günstiger als der ZX Spectrum sein wollte.

Ein Alleinstellungsmerkmal war der RGB-Ausgang des Computers. Damit war eine gute Anbindung über SCART an französische Fernseher (SECAM Norm) möglich. Bereits im Juni 1983 schloss das Oric Management einen Vertrag mit A.S.N. als französischem Distributor für Oric Produkte in Frankreich ab. Damit begann die französische Liebes- und Leidensgeschichte von Oric.

Oric Atmos

Der Oric Atmos sollte vieles besser machen als der Oric-1. Tatsächlich war es aber nur eine bessere Tastatur und ein schickes rot-schwarzes Gehäuse, was verbaut wurde. Sogar die ROM-Fehler waren weiter vorhanden, als der Oric Atmos Anfang 1984 auf den Markt kam. Aber das Gehäuse war wunderschön anzuschauen. Der französische Vertrieb A.S.N. kaufte angeblich im Jahr 1984 eine von einer Bank beschlagnahmte Anzahl von Oric Computern und auch die Namensrechte für Atmos und Stratos in Frankreich.

Diesen Computer habe ich aus Frankreich über eBay für meine Sammlung bekommen. Nach dem Bankrott von Oric in UK im Jahr 1985 ging die Oric-Geschichte auf dieser Seite des Kanals weiter. Die Franzosen von Eureka verbesserten den Atmos und entwickelten den Telestrat. Die Produktion des Atmos wurde März 1987 eingestellt. Dezember 1987 war auch Eureka insolvent. Damit hatte die französische Episode von Oric auch nur etwas mehr als zwei Jahre gedauert.

Fazit

Auch wenn die Geschichte der Firma Oric und ihrer Produkte auf beiden Seiten des Kanals nur relativ kurz dauerte, so gibt es heute immer noch große Fangruppen für diese beiden Computer. Der Oric-1 und der Oric Atmos sind für mich eines der besten Beispiele dafür, wie Retro-Liebe für alte und nicht weiter produzierte Computer funktioniert. Während meiner Recherche über die Firma Oric und seine britisch-französische Geschichte stieß ich auf unglaublich viel Material von Magazinen und Clubs, die sich noch bis in unsere Tage mit diesem Computer beschäftigen. Als ich diesen Beitrag veröffentlichte, erhielt ich innerhalb von zwei Tagen so viele Klicks aus Frankreich wie in alle den Jahren zuvor zusammengenommen.

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