Digitale Helferlein Software

Penultimate | Evernote

Lesedauer: 3 Minuten Penultimate von Evernote könnte ein großartiges Produkt sein. Notizen schreiben leicht gemacht. Wie man eine gute Lösung kaputt macht.

Hier ist ein großartiges Beispiel für die Übertragung einer Tätigkeit aus dem normalen Leben in das digitale Leben. Aber leider auch ein Beispiel, wie eine Firma ein gutes digitales Produkt zerstören kann. Dieses Produkt ist Penultimate und diese Firma ist Evernote.

Penultimate ist eine App, die ich relativ früh in meinen digitalen Workflow eingefügt habe. Das Schreiben von Notizen gehört zu meinem täglichen Arbeitsleben. Die Zettelwirtschaft habe ich nie vernünftig organisieren können. Mit Penultimate bin ich vor mehr als drei Jahren vollständig auf das iPad als Notizbuch umgestiegen.

Evernote hat das Produkt irgendwann von Evernote übernommen. Sie versuche natürlich, die Nutzer in ihre Evernote-App-Landschaft einzubeziehen. Dies wollten sie mit Version 6 nun erreichen und haben das Programm komplett neu gestaltet.

Evernote verschlimmbessert Penultimate

Ein fataler Schritt mit wenig nutzerfreundlichen Entscheidungen, die getroffen worden sind. Evernote war der Meinung, dass auch sie wie Apple den Notizbuch-Skeuomorphismus mit etwas modernerem ersetzen wollen. Ihre Lösung war die Aufhebung der Organisation von Seiten und Ersetzung durch eine endlose, scrollbare Schreibfläche.

Ohne die Nutzer vorab zu informieren wurden alle Notizbücher in diese Endlosflächen umgewandelt. Eine Organisation nach Seiten, ein Sprung zu Seiten, eine Übersicht von mehreren Seiten ist nun nicht mehr möglich. Es muss mit einer Zweifinger-Geste durch das Notiz”Buch” gescrollt werden, die nicht immer funktioniert und stattdessen Pixelmüll auf den Seiten zurücklässt, der mühsam wieder gelöscht werden muss. Auch die Schreibqualität hat nachgelassen und weitere Funktionen sind einfach gestrichen worden.

Der Aufschrei unter den treuen und überzeugten Nutzern war gewaltig und entlud sich in den Kommentaren im App Store (177 Einstern-Bewertungen nach 4 Tagen) und im Evernote Support-Forum. Der am häufigsten gehörte Wunsch war, dass Evernote die alte Version 5.3.1 wieder freigibt und die Notizen wieder im alten Format zur Verfügung gestellt werden. Auch ich habe den Wunsch, denn Penultimate ist in dieser V6 kein wertvolles Tool für meinen digitalen Workflow.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und ob wir alle auf ein anderes Tool umsteigen müssen. Ein Kollege empfahl mir One Note. Hier zeigt sich aber wieder einmal, dass viele Kollegen nicht verstehen können, dass man Notizen handschriftlich in ein Tablet schreiben möchte. One Note ist ein rein Tastatur-basiertes Tool ohne handschriftliche Komponente. Also völlig untauglich.

Hat Penultimate was aus dem Desaster gelernt?

Eine Woche später gab es einen Blog-Beitrag eines Evernote-Managers. Dieser kündigte ein Update der Version 6 an und die Berücksichtigung einiger Anforderungen der Kunden aus der letzten Woche. Er gestand Fehler ein, wollte aber nicht auf die Bitte vieler Kunden eingehen, ein Rollback auf Version 5.3.1 zu machen. Und tatsächlich kam wenig später ein Update mit den genannten Funktionalitäten, aber weiterhin mit großen Mängeln. Leider ein Nachweis, dass sich Evernote von seinen Penultimate-Kunden abgewendet hat und eine eigene Agenda fährt, die für den Endkunden nicht verständlich ist. Ich persönlich habe auf die Version 5.3.1 aus meinem iTunes-Backup zurückgegriffen und das automatische App-Update abgeschaltet. Leider habe ich bei der Aktion alle Daten verloren. Aber nur mit dieser “alten” Version funktioniert alles einwandfrei.

Penultimate ist endlich wieder nutzbar

Einige Jahre nach diesem Artikel ist Penultimate wieder nutzbar geworden. Evernote scheint einige der guten Funktionalitäten wieder eingebaut zu haben. Nachdem ich mir das iPad Pro 4. Generation kaufte versuchte ich mich wieder mit Penultimate und dem Apple Pencil 2. Und das Ergebnis war sehr vielversprechend.

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