Seit 19. Februar dieses Jahres bin ich Mitglied im Verein zum Erhalt klassischer Computer e.V. (VzEkC) und genieße damit die Online-Vorteile eines digitalen Computerclubs. Ende Februar habe ich bereits einen Beitrag zu dieser Mitgliedschaft in diesem Blog geschrieben. Damals bin ich von yalsi angesprochen worden, ob ich nicht einen kurzen Beitrag zum ZX Spectrum Next schreiben wollte. Dieser sollte dann im LOAD 6 Magazin des VzEkC berücksichtigt werden. LOAD erscheint zuerst als gedruckte Ausgabe und wird dann später als pdf-Version auf der Webseite des Vereins zum Download angeboten.
Ich habe gerne dieses Angebot angenommen und einen kurzen Entwurf geliefert. Mit Hilfe von yalsi ist daraus ein klar strukturierter Text entstanden. Vielen Dank nochmal an yalsi und seinen Einsatz. Vor allem merkt man, wenn ein erfahrener Autor Hand an die Artikel legt. Der Text ist sehr verbessert worden.
Das LOAD 6 Magazin ist da
Seit gestern halte ich das Ergebnis, die LOAD 6 von 2020 in der Hand. Und ich bin begeistert. Gestern und heute morgen habe ich das komplette Magazin fertiggelesen, quasi verschlungen. Die Sammlung an Artikeln ist einfach großartig zusammengestellt und absolut professionell zu einem einheitlichen Gesamtbild verarbeitet worden. Auch mein kurzer Artikel ist auf Seite 43 berücksichtigt worden. Er basiert auf meinem Beitrag zum ZX Spectrum Next vom 12. Februar.

Ganz besonders überrascht hat mich der Artikel zum Sinclair QL auf den Seiten 16-19 und passend dazu auch die Historische Werbung auf Seite 53. Diese Werbung zeigt eine Anzeige von Vobis aus dem Dezember 1986. Diese zeigt auf, daß in diesem Monat der Preis für den Sinclair QL von 499DM auf nur 399DM gefallen ist. Auch die Statistik auf Seite 19 mit der Preisentwicklung des QL in Deutschland zeigt dies konsistent auf. Ich selbst muß genau zu diesem Zeitpunkt meinen Sinclair QL bei Vobis in Düsseldorf auf der Wieland Strasse gekauft haben. Ich wußte immer den Preis, zu dem ich meinen QL gekauft habe, aber nie den genauen Zeitpunkt. Vielen Dank für diese Information. Was für ein Zufall.



Ein weiterer Artikel hat mich sehr gefreut, weil er ähnliche Erfahrungen anderer Atari ST-Benutzer lieferte und in einer Art Interview aufbereitet. Ich möchte diese Struktur nutzen, um auch einen persönlichen Beitrag zu diesem Artikel zu liefern.
Mein Jackintosh
Auf den Seiten 14-16 der LOAD haben Erstanwender Antworten zu ihrer Zeit mit dem ersten “Jackintosh” gegeben. Da ich den Atari Mega ST als meinen absoluten Lieblings-Vintage-Computer bezeichne, dachte ich mir ich könnte diese Fragen der LOAD doch auch beantworten. Für mehr Details über meine Leidenschaft zum Atari ST empfehle ich euch auch meine anderen Blog-Beiträge zu lesen:
- Hardware des Atari Mega ST mit YouTube-Video,
- Boot Up Procedure des Atari Mega ST mit YouTube-Video,
- Betriebssystem des Atari Mega ST mit YouTube-Video,
- Software auf dem Atari Mega ST mit YouTube-Video,
- Atari Mega ST in meinem Computermuseum,
- Megafile 30, der vom Design her passenden Festplatte von Atari,
- Atari 260 ST, dem kleinsten Spross der ST-Reihe aus dem Jahr 1985.
Das LOAD-inspirierte Selbstinterview
LOAD: ihr habt alle eure Atari ST Rechner sehr bald nach dem Erscheinen auf dem deutschen Markt gekauft. Wann war das genau?
Andreas: Nun ja, ich war wahrscheinlich ein Spätentwickler auf der Atari ST-Plattform. Also von kurz nach dem Erscheinen auf dem deutschen Markt kann man bei mir leider nicht sprechen. Da ich erst in dieser LOAD die Erkenntnis gewonnen habe, daß ich im Dezember 1986 von meinem Sinclair ZX81 auf den Sinclair QL umgestiegen bin, würde ich vermuten, daß ich erst spät im Jahr 1988 auf den Atari Mega ST 2 umgestiegen bin. Der Atari Mega ST 2 ist von Atari im Juni 1987 in Deutschland herausgebracht worden.
Ich habe diesen Computer im Sinclair QL User Club e.V. kennengelernt und wollte ihn als Hardware-Emulator für meinen Sinclair QL nutzen. Das habe ich dann auch gemacht und eine entsprechende Hardware in den Mega-Bus einbauen lassen. Aber innerhalb kürzester Zeit war klar, daß der Atari mit seinem vollwertigen 68000er-Prozessor und seinem GUI einfach mehr Möglichkeiten erlaubte. Und schon war der QL und seine Emulation Geschichte. Von 1988 an war der ST mein treuer Begleiter. Bis 1998 habe ich ihn als Hauptrechner genutzt. Im Jahr 2011 habe ich ihn nochmal hervorgeholt und konnte großartige Videos von dieser phantastischen Maschine, seiner Hardware, OS und Software machen.
LOAD: War der Atari der erste Computer, mit dem ihr Kontakt hattet?
Andreas: vor dem Atari hatte ich zwei Sinclair Computer. Zuerst den ZX81 und dann den QL. Der Atari ST war allerdings mit seiner grafischen Benutzeroberfläche so viel professioneller und zukunftsorientierter, daß er weitere 10 Jahre für mich unschlagbar blieb. Und 1988 war er dann auch für mich bezahlbar.
LOAD: Wo habt ihr eure Ataris gekauft? Und gab es Lieferzeiten oder Wartezeiten, bis ihr den Rechner in Händen halten konntet?
Andreas: ich weiß nicht mehr, wo ich diesen Computer gekauft habe. Aber ich denke, daß ich ein Angebot aus dem Umfeld des Sinclair QL User Clubs bekommen habe. Es muß damals recht günstig gewesen sein, da der Atari Mega ST 2 und das QL Emulator-Board für mich bezahlbar waren und ich dieses Investment gemacht habe.
LOAD: Was war bei eurem Kauf alles dabei, welche Ausstattung hattet ihr? Was hättest Du gerne gehabt, aber nicht gekauft oder nicht bekommen? Und wieso?
Andreas: ich hatte auf dem Mega Bus ein Sinclair QL Emulator-Board eingebaut. Dann habe ich den Speicher auf 4MB RAM aufgerüstet. Und den normalerweise mit 8MHz getakteten Motorola 68000 habe ich mit einem Turbo 25 ausgetauscht. Dies war ein übertaktetes Prozessorboard. Danach lief der Rechner dreimal schneller als das Original. Das hat auch dazu geführt, daß der Computer auch noch für 10 weitere Jahre gegen Macs und PCs bestehen konnte. Nur der magere Speicher von 4MB hat mich sehr häufig an Grenzen geführt.
Relativ schnell danach hatte ich eine Quantum Festplatte mit 60MB in einem externen Gehäuse angeschlossen. Der SM124 war mein B/W-Monitor. Später hatte ich dann auch von LogiTech eine Maus und einen Handscanner. Sehr viel später hatte ich dann auch ein 14,4KBaud-Modem. Ich hätte damals gerne einen TT 030 kaufen wollen. Aber er war mir zu teuer, vor allem was die Ausstattung mit TT RAM anging, und ich konnte nicht alles migrieren. Irgendwo gab es Inkompatibilitäten, aber ich weiß heute nicht mehr was es genau war.
LOAD: Wisst ihr noch, wie teuer eure Pakete waren?
Andreas: Leider nicht. Ich habe aus dieser Zeit keine Kaufbelege mehr.
LOAD: Wie habt ihr den Einstieg in das System erlebt? Wie schnell seid ihr “warm” geworden mit dem neuen Computer? Und wofür habt ihr ihn verwendet?
Andreas: Der Atari ST war so viel weiter fortgeschritten als die Sinclair QL-Plattform. Innerhalb kürzester Zeit war mir klar, daß ich zwar mit dem emulierten QL auf dem Atari ST eine maximal ausgebaute Plattform hatte, aber daß ich so viel mehr mit dem Atari ST machen konnte.
Dort waren Floppy, vollwertiger Motorola 68000-Prozessor, großartiges GUI, Maus, viel RAM, Anschlußmöglichkeiten für Festplatten, professionelle Software, höhere Bildschirmauflösung 640×400 und klares Bild auf dem SM124 bereits vorhanden. Der Umstieg und Einstieg in die Atari ST-Welt fiel mir sehr leicht. Die Kollegen im Sinclair QL User Club haben mich danach nicht mehr gesehen.
LOAD: Was ist später aus dem Atari geworden? Wie lange hat die Zufriedenheit mit dem Rechner angehalten?
Andreas: nach meinem Studium bin ich nach Frankfurt gezogen. Dorthin habe ich auch meinen Atari Mega ST mitgenommen und die erste Zeit für private Zwecke weitergenutzt. Als ich mit meiner damaligen Partnerin zusammengezogen bin, ist der Atari durch einen Pentium II-Rechner von Fujitsu-Siemens ersetzt worden. Erst 2011 habe ich diesen wieder herausgeholt und einige Stunden Filmmaterial produziert. Er lief auch zu diesem Zeitpunkt immer noch zuverlässig. Aber er hat jetzt einen Ehrenplatz in meinem Computermuseum erhalten und ich habe auch noch eine original Atari Megafile 30 kombiniert.







LOAD: Woher habt ihr Informationen zum Rechner bekommen? Hattet ihr Kontakt zu anderen Besitzern? Habt ihr Bücher oder Zeitschriften gelesen, die über den Rechner berichtet haben?
Andreas: ich habe damals alle ST-Magazine auf dem Markt gelesen. Es war schade, daß die Zeit der Listings vorbei war. Aber es gab gerade in Deutschland so viel professionelle Software für diese Plattform, daß man Softwarelistings aus Zeitschriften nicht mehr selbst eintippte. Die regelmäßigen Atari-Messen (z.B. in Hennef bei Bonn) waren eine Leistungsschau, was alles für den Atari ST, den STE, TT 030 und auch später für den Falcon möglich war.
Die damaligen Zeiten waren großartig, weil die meisten Software-Produkte aus Deutschland kamen. In der Universität konnte ich alle möglichen News und Informationen im Usenet, z.B. comp.sys.atarist bekommen. Später konnte ich über das Mausnetz noch mehr Support bekommen, da hier alle maßgeblichen Entwickler und Firmen, auch Atari selbst, vertreten waren.
LOAD: Was ist euch besonders in Erinnerung geblieben?
Andreas: mein maximal ausgestattetes und konfiguriertes System war selbst Mitte der 90er-Jahre noch konkurrenzfähig gegenüber den PCs und Macs. Was mir zu diesem Zeitpunkt fehlte war mehr RAM und hochauflösende Farbgrafik. Natürlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt auch immer noch einen Prozessor der frühen 80er. Motorola hatte die 68k-Reihe schon bis zum 68060-Prozessor weiterentwickelt. Apple hatte damals schon auf Power PC-Prozessoren umgestellt.
Und trotzdem gab es damals noch beste Unterstützung im universitären Software-Umfeld. Ich konnte damals tatsächlich die Entwicklungsumgebung Pascal XSC für meinen Atari bekommen und habe damit die Berechnungen für meine Diplomarbeit gemacht.
LOAD: Wenn ihr zurück an die Atari-Zeit denkt, wie fasst ihr eure Erinnerungen zusammen?
Andreas: die ST-Plattform war wirklich Power without the Price. Es war großartig damals in Deutschland ST-User zu sein. Der deutsche Markt nahm den Atari ST als professionelle Plattform an. Speziell diejenigen, die damals jung waren und sich nicht PCs und Macs leisten konnten, waren bestens bedient. Die Unterstützung durch die Maus-Gruppen war unbezahlbar.