Jubiläum Retrocomputing Sinclair

Besuch der 20. Classic Computing in Dietzenbach

Lesedauer: 8 Minuten Ich besuche die 20. Classic Computing in Dietzenbach und berichte darüber. Begleitet mich live über die Computerausstellung.

Von 2001 bis 2007 wohnte ich nur wenige Kilometer von Dietzenbach entfernt. Dreieich Offenthal heißt der Ort und ich werde an diesem Wochenende (29.9.-1.10.2023) alte Erinnerungen aufleben lassen. Ich besuche die 20. Classic Computing (CC2023) in Dietzenbach.

20. Classic Computing des VzEkC e.V.
20. Classic Computing des VzEkC e.V. (Quelle: VzEkC e.V.)

Diese Computerausstellung wird organisiert vom Verein zum Erhalt klassischer Computer (VzEkC) e.V.. Die Veranstaltung bietet interessierten Besuchern die Möglichkeit, die Sammlung der Mitglieder live zu bestaunen und mit den Computern zu spielen. Ausserdem bietet der Verein auch einen Reparaturservice für alte Computer an. Seit 2020 bin auch ich Mitglied dieses Vereins. Erstmals nach der Corona-Pandemie nehme ich an einer Präsenzveranstaltung dieses Vereins teil.

Mein besonderer Fokus wird dabei auf dem Sinclair QL liegen. Es ist ein britischer Computer, den ich ab Ende 1986 selbst besaß und der mir erstmals die Beschäftigung mit einer grafischen Benutzeroberfläche ermöglichte. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an die damalige Zeit.

Ich bereite zur Zeit einen Beitrag über diesen Computer vor, den ich zum 40-jährigen Jubiläum der Vorstellung dieses Computers am 12.1.1984 veröffentlichen werde.

Vorstellung des Sinclair QL durch Sir Clive Sinclair (Quelle: QLvsJAGUAR)

Schwerpunkt wird dabei das Pointer Environment und das damit ermöglichte User Interface sein. Ich erhoffe mir bei der 20. Classic Computing einige spannende Gespräche mit Sinclair QL-Enthusiasten aus dem Verein, die meine Erinnerungen an diese spannende Zeit meines Digitalen Lebens auffrischen helfen.

Natürlich werde ich über meine Begegnungen auf dieser Veranstaltung in diesem Beitrag schreiben und auch Bilder hier posten. Also bis zum 30.9. in Dietzenbach.

Erste Eindrücke von der Classic Computing 2023

Im Forum des VzEkC gibt es bereits seit Donnerstag (28.9.) die ersten Bilder zur Veranstaltung zu sehen. Das Capitol scheint eine beeindruckende Location zu sein.

Los geht’s am Samstag um 8:08 in Düsseldorf. Es sind 10 Grad und schönes Wetter. Knapp zweieinhalb Stunden Fahrt liegen vor mir.

Kurz nach elf Uhr erreiche ich das Dietzenbacher Capitol. Leider hatte ich bei meiner Ankunft nur wenige Münzen für die Parkuhr 🙁 Während des Tages bin ich noch mehrmals zurückgekommen, um die Parkzeit zu verlängern. Aber es hat sich gelohnt 😀

Capitol Dietzenbach von Außen
Capitol Dietzenbach von Innen – Classic Computing 2023
Später Nachmittag im Capitol

Meine erste Begegnung war mit einem Team von IT-Profis, die ein kleines Netzwerk namens Telebahn auf vier unterschiedlichen Rechnern bereitstellten. Mit Konnexus durfte ich einen kurzen Netzwerkchat durchführen. Ich auf einem alten Macintosh und er auf einem alten IBM PC Convertible. Bemerkenswert war die Adapterstrecke, die die Kollegen gebaut haben, um den Macintosh an das Netzwerk anzuschließen.

Als Nächstes wollte ich Rechnerfreak und seinen Sinclair QL finden. Ich fragte Konnexus, ob er Rechnerfreak kennt? Alles kein Problem hier. Anscheinend kennen sich die Aussteller untereinander, und er stellte mich Rechnerfreak vor. Wie im Ausstellungskatalog angegeben hatte er den einzigen Sinclair QL heute bei dieser Veranstaltung.

Sinclair QL-Erinnerungen

Rechnerfreak und sein Sinclair QL

Rechnerfreak gestand mir, dass er sich selbst nicht gut mit dem Sinclair QL auskennt. Er hoffte genauso wie ich einen QL-Kenner auf der CC2023 zu finden und sich mit ihm auszutauschen. So konnte ich ihm helfen und ihm unter anderem zeigen, wie beim QL Zeichen gelöscht werden (CTRL + linker Pfeil). Schließlich gelang es mir, aus seiner Software-Sammlung die Psion Office-Programme in den QL zu laden. Die Microdrives funktionierten einwandfrei. Die Software wurde problemlos geladen. Nach fast 40 Jahren sind die Daten immer noch zuverlässig auf den Speicherbändern gespeichert.

Schließlich fand ich in seiner Software-Sammlung ein Microdrive Cartridge mit einem alternativen Desktop.

Ein alternativer Desktop für den Sinclair QL

Das war zwar nicht das erhoffte Pointer Environment, aber eine graphische Benutzeroberfläche mit der heute typischen Desktop-Metapher. Auch ohne spezielles Mausinterface konnte ich diese Oberfläche mit den Pfeiltasten steuern.

Glücksgefühle

Die Beschäftigung mit einem lauffähigen Sinclair QL war sehr befriedigend. Viele schöne Erinnerungen kamen dabei hoch. Aber leider gab es keinen SMSQ/E-Experten auf dieser Veranstaltung. Sehr schade. Dann werde ich mich wohl noch ein wenig mehr in die QL-Foren einbringen müssen. Kein Problem: bis zum 40. Jubiläum des QL ist ja noch ein wenig Zeit.

Der Uropa der britischen Homecomputer – Sinclair ZX80

Neben dem QL stellte Rechnerfreak auch noch den Sinclair ZX80 aus. In all seiner vergilbten Glory ist dieser Rechner heute für mich der Urgroßvater der britischen Homecomputerindustrie. Er war der erste Computer, der für unter 100£ verkauft wurde.

Interessante Gespräche

Es gibt so viele interessante Begegnungen und Gespräche, dass ich nicht dazu komme in diesem Beitrag live zu berichten. Dafür blieb einfach keine Zeit.

Dazu gehörte ein Gespräch mit 2ee beim Mittagessen. Der Entwickler des Junior Computer II fiel mir gleich mit seinem Tshirt auf.

Und im Atari-Bereich traf ich auf einen Experten für Grafiktreiber von Grafikkarten für die Atari Computer mit der Nova-Karte. Diese kann man auf seiner Website runterladen. Außerdem kennt er Persönlichkeiten wie Hermann Hauser und Chris Curry persönlich. Er war mir dann noch behilflich den Namen des Mitarbeiters im Cambridge centre for computing history herauszufinden, der mich im Juni 2022 interviewt hat. Vielen Dank dafür.

Persönliche Highlights

Endlich konnte ich bei Atarimuseum ein ST Book und einen Atari 1200 sehen. Diese geistern immer auf eBay rum. In der freien Wildbahn habe ich sie noch nie gesehen. Vielen Dank dafür.

Die Vectrex gab es auch in zwei besonderen Versionen. Einmal als Umbau in einem IBM 5151 Monitorgehäuse. Und einmal als Emulator mit einem Oszilloskopschirm. Faszinierend 🤨

Immer umlagert war der Stand des Mega65 Computer. Ich kam leider nicht dazu mich mit den Kollegen über ihr spannendes Projekt zu unterhalten.

Ganz besonders begeistert war ich von einem lauffähigen Macintosh Portable. Das hinterleuchtete Display sah großartig aus.

Dann wurde ich Zeuge einer Operation am offenen Herzen einer Apple Lisa. Bis zuletzt wurde kein vernünftiges Bild auf dem Monitor dargestellt. Sehr spannend.

Und das Homecomputermuseum in Helmond, NL war auch vertreten, genauso wie das Oldenburger Computermuseum und das Technikmuseum Bad König. Alle drei machten Werbung für den Besuch ihres Museums. In Helmond war ich schon. Das OCM steht noch auf meiner Liste. Das tecmumas kannte ich noch nicht.

Und wo ist Bart?

Vortrag über die Geschichte von Commodore Computer

Der persönliche Höhepunkt war für mich der Vortrag von Petro Taras Tyschtschenko. Der ehemalige Commodore Manager berichtete über seine Erinnerungen an eine großartige Zeit mit Jack Tramiel, Amiga und der Zeit nach dem Ende von Commodore. Der heute Achtzigjährige war emotional sehr angegriffen, als er von Commodores Untergang berichtete. Er erzählte viele Anekdoten, die auch in seinem Buch Meine Erinnerungen an Commodore und Amiga enthalten sind. Zum Schluss stand er noch Rede und Antwort auf Fragen aus dem Publikum. Auch ich bekam die Gelegenheit ein gemeinsames Foto mit ihm machen zu können.

Abschied

Gegen 17:30 wollte ich eigentlich die Veranstaltung verlassen. Aber auf einmal erkannte mich Retroguy und er zeigte mir noch seinen TRS-80 Model III.

Dann ergab sich noch ein interessantes Gespräch mit einem anderen Besucher, der mit TI-99/4A Computern eine Mailbox und eine Website betreibt. Diese kann mit einem Browser auf dem TI-99/4A zugegriffen werden.

Erst nach 18 Uhr verließ ich dann die Veranstaltung. Heute lag der Fokus für mich auf Gesprächen mit interessanten Menschen. Sie machen interessante Projekte in der Retrocomputerszene.

Diese CC2023 war sehr professionell organisiert. Es war eine inspirierende Atmosphäre in einem sehr schönen Gebäude. Vielen Dank an die Organisatoren des VzEkC e.V.. Sie haben einen großartigen Treffpunkt für alle Retrocomputerinfizierten geschaffen. Der Ausflug in meine persönliche Vergangenheit hat sehr viel Spaß gemacht und viele neue Eindrücke vermittelt. Leider ist dieser Tag viel zu schnell vorbeigegangen.

1 comment

  1. Hallo Andreas. Schön, dass wir uns endlich mal persönlich kennengelernt haben. Ich lese deinen Blog immer sehr gerne, wenn auch manchmal mit Verzögerung 😉
    Die drei Tage auf der Classic Computing sind immer eine sehr intensive und tolle Erfahrung. Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder.
    Ich bin so frei und verlinke hier mein Youtube Video mit einem Rundgang über die Ausstellung der Classic Computing. Ich glaube, da war für jeden etwas dabei.

    Hier mein Rundgang auf der Classic Computing 2023 in Dietzenbach: https://youtu.be/389Csk-p6S0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: