
Mobile Computer waren mein feuchter Traum, seitdem ich eine Casio C801 Taschenrechneruhr an meinem Handgelenk getragen habe. Das war in den späten 70er Jahren bis Mitte der 80er Jahre. Diese Uhr war für mich ein Traum: kompakt, vielfältige Funktionalität und absolut nerdig. Mobile Kommunikation a la Dick Tracy und Raumschiff Enterprise (“Scotty beam me up”) wollten wir, bekamen wir aber noch nicht.
Computer der damaligen Zeit waren klobige, manchmal sehr große Geräte. Nur Spezialisten bedienten Computer. Da sehe ich immer Bilder von IBM-Ingenieuren in schwarzen Anzügen vor meinem geistigen Auge, die neben IBM Großrechnern standen und dekorativ und wichtig aussahen.
Wann wurden Computer mobil?
Ich persönlich würde es Anfang der 1980er Jahre verorten. Damals gab es auf unterschiedlichen Plattformen “mobile und kompakte” Geräte, die den Anfang machten. Mir persönlich fällt der Epson HX20 ein, den ich auch in meiner Sammlung habe.

Die ersten mobilen CP/M-Computer waren richtige Brocken. Ja sie waren tragbar, aber sie benötigten noch einen Anschluß an die Steckdose. Ein gutes Beispiel ist der Osborne 1.
Auf der MS DOS Platform gab es z.B. den Compaq Portable, der ab 1983 Verkaufsrekorde feierte. Der Bildschirm war größer als der des Osborne.
Auch bei den 8bit Home Computern gab es ein Beispiel für diesen Typ tragbaren Computer, bei dem die Tastatur als Deckel diente und zur Benutzung abgenommen wurde. Dies war von Commodore der SX-64 und er war voll kompatibel zum C64.
Besondere Schätzchen
Auch die Firma Apricot Computer brachte mit dem Apricot Portable einen bemerkenswerten und recht kompakten mobilen Computer heraus. Er war der erste tragbare Computer mit einem 80-Zeichen-LCD und einer Spracherkennung. Bei diesem konnte sowohl CP/M als auch MS DOS als Betriebssystem eingesetzt werden. Diesen Computer habe ich seit Dezember 2020 für mein Museum.
Auch die Apple-Plattform hatte irgendwann seinen ersten tragbaren Computer. Es war der Macintosh Portable. Besonders waren die Bleiakkumulatoren mit denen der Portable eine auch für heutige Verhältnisse beachtliche Laufzeit von bis zu 10 Stunden erreichte. Dieser Computer kam 2021 in mein Computermuseum.
Richtig klein geht es weiter.

Mein Lieblings-Computerpionier Sir Clive Sinclair brachte 1987 seinen Cambridge Z88 heraus, welcher mit normalen AA-Batterien betrieben werden konnte und damit über 20 Stunden Betriebszeit ermöglichte. Dieser Computer ist bereits Teil meiner Sammlung.
Weitere sehr mobile Rechner der 80er-Jahre waren dann Datenterminals wie der Psion Organiser II (Teil meiner Sammlung) und der Atari Portfolio (auch Teil meiner Sammlung). Der Atari hatte auch ein frühes MS DOS und war damit vielseitig einsetzbar.
Psion Organiser II Atari Portfolio
Notebooks
Ende der 80er Jahre wurde dann der Begriff Notebook eingeführt, womit sehr kompakte und leichte Geräte vermarktet werden sollten. Wir verwenden den Begriff Laptop dazu synonym.

Erst mit der Powerbook 100-Reihe brachte Apple dann das Design auf den Markt, welches die Notebooks/Laptops heute noch weitgehend verwenden. Das Pointing Device – damals noch ein Trackball – war vor der Tastatur angeordnet. Es gab damit eine Handballen-Ablage vor der dahinter angeordneten Tastatur. Hinter der Tastatur stand das aufgeklappte Display. Ich habe in meiner Sammlung das damalige Spitzenmodell, das Powerbook 180.
Mobile PCs

Ab diesem Zeitpunkt wurden die Notebooks/Laptops die Arbeitsgeräte für den mobilen Arbeiter. Auch wurden sie gerne als Status-Symbol verwendet, da diese Geräte aufgrund der hohen Integration sehr teuer waren.
Die 90er-Jahre sahen vor allem den Siegeszug und die Dominanz von Microsoft. Beispiele der DOS-Laptops sind Geräte ohne Touchpad und nur mit Tastatur. Eine Maus wurde meistens über die PS/2-Schnittstelle angeschlossen. Ein schönes Beispiel ist das Highscreen 386 SX 20 Notebook von Vobis, einem der größten Computerspezialisten Deutschlands in den 80er und 90er Jahren. Auch dieses Gerät ist in meiner Sammlung. Spätestens ab Windows 95 war die PC-Plattform bezüglich User Experience vergleichbar. Alle Laptops hatten ab diesem Zeitpunkt ein Touchpad und die Tastatur als Eingabemedien. Sie unterschieden sich nur noch in der Größe, Dicke, Gewicht und Funktionalität.
Bis Mitte der 90er war das Ziel die Geräte immer kleiner und kompakter zu bekommen. IBM hat mit seinem Thinkpad 701 ein Gerät produziert, dessen Gehäuse kleiner als die Tastatur war. Das erreichte der Designer durch einen großartigen Tastatur-Faltmechanismus. Dieses Notebook ist sogar im Museum of Modern Art in Manhattan, New York, ausgestellt. Ein weiterer sehr kompakter DOS-basierter Rechner (Palmtop PC) war z.B. der HP 200LX.
IBM Thinkpad 701CS HP 200LX
Der Apple Newton und andere mobile Apple-Geräte
Apple hatte damals seine hervorragenden professionellen Powerbooks. Aber sie versuchten auch eine komplett neue Kategorie von Organisern auf dem Markt zu positionieren. Dies waren die Newton-Reihe und der daraus für den Bildungsmarkt abgeleitete eMate 300. Die Produkte reiften allerdings erst beim Kunden, waren deshalb kein Erfolg. Steve Jobs warf diese schließlich aus dem Produktportfolio.
Newton MessagePad 130 und Tastatur Newton MessagePad 130 und Ladestation Apple eMate 300
Danach wurden dann die größeren Bildschirm-Diagonalen bezahlbar und die Geräte wurden wieder größer. 13″ bis 15″-Displays waren dann die Norm. Damals deutete sich schon an, daß die Notebooks die Desktop PCs stückzahlmäßig übertreffen würden.
IBM hatte die hochwertige ThinkPad-Reihe, die damals im Business sehr erfolgreich war. Auch ich hatte als mein erstes Business-Notebook ein solches Gerät, welches Teil meiner Sammlung geworden ist. Apple brachte 2000 schließlich das zum neuen Produktportfolio passende iBook G3 heraus – quietschbunt. Aber Apple konnte auch anders und brachte das großartige PowerBook G3 heraus. Dieses war in vielen Fernsehserien ein gern gesehener Filmstar – vor allem die „Wallstreet“-Variante.
IBM Thinkpad iBook G3 und PowerBook G3 iBook G3 und PowerBook G3
PDAs begleiten unseren Business-Alltag
Organiser mit Schrifterkennung kamen nach dem Newton-Desaster wieder in Mode. Sie waren die Vorläufer moderner Smartphones. Von Palm gab es den erfolgreichen Vx.
Leistungsfähigere Organiser wie das Psion Netbook hatten kleinere Tastaturen (“Mäuseklaviere”), die in den nächsten Jahren immer mal wieder in neuen Produktkategorien wie den UMPCs und den Netbooks auftauchten. Sie waren nicht praxisgerecht und man konnte nicht gut auf ihnen tippen. Aber diese Geräte waren sehr kompakt und sie kamen dem Mobilen Computer-Traum meiner Jugend schon sehr nahe.
Palm Vx Psion Netbook Psion Netbook
Apple definierte die Laptops neu
Apple schließlich definierte dann das Design von Notebooks komplett neu. Die professionelle Powerbook-Reihe erhielt Gehäusematerialien wie Titan (Powerbook G4 Titanium) und Aluminium (Powerbook G4). Apple verbaute weißern Kunststoff bei den Consumer iBooks. Die Geräte wurden mit jeder Generation flacher bis Apple 2008 das revolutionäre flache MacBook Air vorstellt. Es passte in einen Din A4-Umschlag.
Mein Apple Powerbook G4 Titanium Apple Powerbook G4 Titanium Das kompakte Apple Powerbook G4 12“ Dieses Apple Powerbook G4 12“ hat eine vollwertige Tastatur
Vorher arbeiteten sich Sony und andere Hersteller an der Klasse der Sub-Notebooks ab. Viele Vaios waren damals unerreicht kompakte Geräte, die entsprechend teuer gehandelt wurden. Ein guter Freund von mir hat mir sein Sony Vaio VGN-TX3HP als Leihgabe zu Verfügung gestellt. Ein wunderschönes Gerät.
Sony Vaio Sony Vaio Drei Generationen von kompakten Laptops
Der Einfluss des MacBook Air
Spätestens mit dem MacBook Air hat Apple die PC-Hersteller so sehr abgehängt, daß Intel und Microsoft zwei Initiativen gestartet haben, um auch für die Wintel-Platform elegante, kleine und leichte Mobile Computer bauen zu lassen.
Einerseits brachten viele Hersteller mit den UMPCs sehr teure Mobile Computer heraus. Ich habe von Sony zwei schöne Beispiele in meinem Computermuseum wie unterschiedlich die Anforderungen der Wintel-Allianz umgesetzt werden konnten. Das eine ist von Sony Vaio das UX und das andere das P11Z.
Mein Sony Vaio UX Der Sony Vaio P11Z Sony Vaio P11Z Der Sony Vaio UX ist ein hochintegriertes Wunder
Andererseits wurden mit den Netbook superbillige Mobile Computer herausgebracht. Im Grunde waren die Geräte billiger Elektroschrott, aber die Käufer waren zufrieden und haben diese Geräte geliebt. Vor allem der günstige Einstiegspreis hat dafür gesorgt, daß diese Geräte als Einsteiger-Notebook in jedem Haushalt standen. Nach zwei Jahren war der Spuk aber auch wieder vorbei.
Stattdessen haben Intel und Microsoft den neuen UltraBook-Standard definiert, der den MacBook Airs und Pros von Apple Konkurrenz machen sollten. Zu der damaligen Zeit war es nicht ungewöhnlich, daß bei Konferenzen der Großteil der Teilnehmer Apple MacBooks nutzte und nur ein kleiner Teil waren PC-Notebook-Nutzer. Die schön aus Aluminium glänzenden und mit leuchtendem Apfel ausgestatteten MacBooks fielen aber auch besonders auf.
Smart geht es weiter
Spätestens ab 2007 kamen mit dem iPhone und ab 2010 mit dem iPad eine komplett neue Form von ultrakompakten und leistungsfähigen Mobilen Computern auf den Markt. Sie werden Jahr für Jahr verbessert und ersetzen heutzutage in den meisten Fällen die Notebooks. Leider ist die Software noch nicht so professionell und deshalb bleibt dem Notebook immer noch die Aufgabe als professioneller mobiler Rechenknecht mit größerer Arbeitsfläche. Mittlerweile werden Smartphones und Tablets in viel größeren Stückzahlen verkauft als die Notebooks.
Eine Auswahl an Feature Phones und frühen Windows Phones Apple und Palm Smartphones
Um diesem Trend zu widerstehen hat Microsoft das Surface auf den Markt gebracht, ein Tablet/Notebook-Zwitter auf Windows-Basis. Der Markt hat diese Geräte-Kategorie mit Begeisterung aufgenommen und so gelten die Surface-Geräte als die trendigsten Vertreter der Notebook-Klasse.
Der Computer am Handgelenk – Dick Tracy hatte recht
Mittlerweile haben wir mit Smartwatches auch meinen alten feuchten Traum von Mobilen Computern am Handgelenk erfüllt bekommen. Aber wir sind noch weit davon entfernt einen digitalen Assistenten wie Jarvis (aus Iron Man) bekommen zu haben. Siri, Alexa, Google Assistant und Cortana zeigen gute Ansätze, die aber sehr ausbaufähig sind.
Googles Glass wollte 2012 eine Lösung sein, die mittels AR Informationen ins Sichtfeld eines Brillenträgers einblendet. Unsere Gesellschaft war damals aber nicht so weit zu akzeptieren, daß damit auch eine Kamera alles im Sichtfeld des Trägers aufnimmt. Das war damals (und ist es auch heute noch in vielen Fällen) eine Horrorvorstellung für die Menschen, die dem Google Glass-Träger gegenüberstanden.
Wie wird die Zukunft aussehen?
Jarvis und Iron Man sind schon nah an dem dran, was ich mir für die Zukunft vorstellen würde. Ein Assistent, der proaktiv mich als Menschen mit Informationen unterstützt, so daß ich einen Mehrwert erhalte. Voraussetzung ist dafür eine Art künstliche Intelligenz (KI), die zur Zeit bei jedem neuen Smartphone gerne propagiert wird.
Laptops, Tablets, Smartphones, Smartwatches werden immer kleiner und leichter. Aber irgendwann ist bei jeder Kategorie ein gewisser Formfaktor erreicht, der nicht unter oder überschritten werden kann, da man ansonsten in eine der anderen Kategorie wechseln würde. So würde man ab einer gewissen Bildschirmgröße (evtl. 7″) nicht mehr von einem Smartphone, sondern eher von einem Tablet sprechen. Marketingexperten erfinden gerne Begriffe für neue Kategorien wie z.B. Phablet, um einen Zwitter von Smartphone und Tablet als neue Kategorie zu vermarkten.
Manchmal macht es auch keinen Sinn, ein Gerät noch flacher zu bauen, weil es dadurch leichter beschädigt werden kann. Wie z.B. bei Apples letztem iPad Pro, wo Apple uns erklären wollte, daß man ein verbogenes Gerät als einwandfrei akzeptieren sollte.
Es wird also Zeit für neue Kategorien und Geräte. Zur Zeit sind es immer Geräte, die wir mobil nahe an unserem Körper führen können. Vielleicht sind es in Zukunft Implantate (Futuramas EyePhone 😉 ), die an unsere Sinne angeschlossen und integriert werden. Warum noch Displays vorsehen, wenn man alles in unser Blickfeld einblenden könnte? Warum noch Akkus vorsehen, wenn die Energie unseres Körpers vielleicht als zukünftige Energiequelle dienen kann? Always on und Connected ist die Zukunft.